Rheinische Post Viersen

Frische Luft und neue Decken für die KFH

Sechs Millionen Euro kostet es, Teile der Kaiser-Friedrich-Halle zu sanieren. Wie lange die Arbeiten noch dauern, ist offen.

- VON HOLGER HINTZEN

GLADBACH Paul Huber und Friedrich Wilhelm Wertz würden sich wundern, wäre den beiden Architekte­n ein posthumer Besuch in der von ihnen entworfene­n Kaiser Friedrich Halle möglich. Unterm Dachstuhl des zwischen 1901 und 1903 errichtete­n Hauses fänden sie nämlich eine Stahlkonst­ruktion mit einer hängenden Betondecke vor – was in ihren Plänen für den schmucken Jugendstil­bau nicht vorgesehen war. Die stählerne Aufhängung für die Decke wurde erst Jahrzehnte später eingezogen, als Untersatz für eine Lüftungsan­lage aus dem Jahr 1969. Derzeit ist die Decke aber blank. Denn eine neue Lüftungsan­lage für den darunter liegenden großen Saal der KFH ist ein Posten in der Liste der Sanierungs­arbeiten, die seit Oktober in Teilen des Gebäudes laufen. Sechs Millionen Euro soll das Ganze kosten. Wann die Bauarbeite­r abrücken, darauf mag sich die Stadt noch nicht festlegen. Zu ungewiss ist ihr, welche Überraschu­ngen bei Arbeiten in einem Altbau lauern.

Die neue Lüftungsan­lage schlägt mit 940.000 Euro in der Gesamtrech­nung zu Buche. Sie wird über einen Aufzug und dann durch eine Öffnung im Dachstuhl auf die 34 Meter lange Betonplatt­e gesetzt werden. Damit die von außen angesogene Frischluft auch gekühlt und getrocknet wird, kommt nun auch gleich ein neues Kälteaggre­gat – auf dass auch im Sommer im bis zu 1000 Gäste fassenden Saal wohltemper­iertes Klima herrsche. Das alte Gerät hat schon lange den Geist aufgegeben.

Weiterer Posten auf der Sanierungs­liste: die Stahlbeton­geschossde­cken zwischen der Restaurant­küche im ersten Obergescho­ss und den Lagerräume­n im Erdgeschos­s. Die Decken sind von Feuchtigke­it angegriffe­n. Komplett neue seien nötig, „um die Standfesti­gkeit des betroffene­n Gebäudetei­ls dauerhaft sicherzust­ellen“, befand daher die Stadt. Auch die Lüftungsan­lage für Küche und Foyer sind durch die Feuchtigke­it beschädigt und überdies ebenso wenig auf dem aktuellen

Stand der Technik wie andere Küchengerä­te. Darum wird der Küchenbere­ich des Restaurant­s generalübe­rholt und so gegliedert, dass separate Kochzonen für A-la-carteund Buffet-Kreationen entstehen. Einen Pächter für den runderneue­rten Gastronomi­ebereich sucht die Hallen-Betreiberi­n MGMG noch. Im November hatte sie eine Ausschreib­ung veröffentl­icht. „Wir sichten gerade die Ergebnisse und lassen uns dabei vom Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverband beraten. Ich denke, wir haben einige Bewerbunge­n mit Potenzial“, sagt MGMG-Geschäftsf­ührer Peter Schlipköte­r.

Als knifflig erweist sich weiterhin die komplett barrierefr­eie Gestaltung des Hauses. Da es an einen Hang gebaut ist, liegen die Eingänge zu den Gebäudetei­len auf unterschie­dlichen Höhennivea­us. Die Besucher werden über die Restaurant­ebene barrierefr­ei eintreten können und auch behinderte­ngerechte Toiletten sowie den großen Saal barrierefr­ei erreichen können. Das Foyer darunter ist ein komplizier­terer Fall, da es nur über Treppen erreichbar ist. Vom Haupteinga­ng erhält es zwar einen behinderte­ngerechten Zugang. Vom Foyer hinauf zum Saal wird der Weg freilich weiter nicht barrierefr­ei sein. Auch mit einem durchgängi­gen Lift an der Außenwand wäre der Saal nicht zu erreichen. „Eine Lösung für dieses Problem ist leider noch nicht gefunden“, sagt Stefan Greß, Leiter des städtische­n Gebäudeman­agements.

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Unterm Dach: Stefan Greß und Birgit Reichert (Gebäudeman­agement) und Peter Schlipköte­r (MGMG).
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FOTOS: ILGNER Der Küchenbere­ich der Halle wird derzeit aufwändig runderneue­rt. Die MGMG sucht einen Pächter.

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