Ideen für das neue Hochschulquartier
Bürger wünschen sich Grünflächen und Parks, aber auch Parkhäuser, Gastronomie und Kleinkunst.
MÖNCHENGLADBACH Das Hochschulquartier lässt sich begehen – nicht nur, indem man tatsächlich zwischen Hofstraße, Breite Straße, Rheydter Straße und Schwalmstraße hin und her läuft, sondern auch während man die künftige Entwicklung des Viertels in der ersten Arena-Veranstaltung der Stadt diskutiert. Am Boden des Veranstaltungsraums auf dem Campus der Hochschule findet sich ein großes Luftbild, auf dem die Teilnehmer beschriftete Fähnchen aufstellen können, um ihre Ideen zu verorten. Die Zahl der Fähnchen wächst schnell, während angeregt diskutiert wird. Wie ist das Parkproblem zu lösen? Wie kann man die Grünflächen erfahrbar machen? Was braucht studentisches Leben? Wie geht es mit dem Polizeipräsidium weiter?
Die Stadt hatte die Bürger zur ersten Diskussionsveranstaltung zum Rahmenplan Hochschulquartier eingeladen. In die Hochschule, die dem Quartier seinen Namen gibt. „Wir sind in den vergangenen Jahren immer mehr in die Stadtgesellschaft hineingewachsen“, sagt Hochschulpräsident Prof. Hans-Hennig von Grünberg. Deshalb bindet die Stadt auch die Hochschule und die Studierenden in ihre Überlegungen zur weiteren Entwicklung des Viertels ein. Aber auch die Bürger sind sehr interessiert daran, sich einzubringen. „Wir gehen ergebnisoffen in diesen Prozess“, betont Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners zu Beginn. Natürlich gibt es schon Pläne, aber immer nur zu Teilbereichen und nirgendwo in Stein gemeißelt.
Die Masterplaner beispielsweise hatten eine Landschaftsbrücke Richtung Freizeitpark Dahl vorgeschlagen, um die Grünflächen zu vernetzen. Für die Zukunft des alten Polizeipräsidiums gibt es Vorschläge. Die Richard-Wagner-Straße/Brucknerallee ist bereits zur Fahrradstraße geworden. Aber ein Rahmenplan, ein zukunftsweisendes Konzept für das gesamte, 62 Hektar große Quartier, fehlt noch. Hochschulmitarbeiter wünschen sich ein Parkhaus auf dem Schotterplatz an der Rheydter Straße. Eine Verlegung des Parkplatzzugangs am Blauhaus an die Breite Straße wird angeregt.
Norbert Kaniewski, Pfarrer von St. Josef Hermges, der zentral im Viertel gelegenen katholischen Kirche, berichtet von Umbauplänen und der geplanten Öffnung der Kirche ins Quartier. Die Frage von Parks und Freiräumen bewegt die Teilnehmer sehr. Von oben gesehen ist das Viertel sehr grün. Aber: Die Grünflächen der Hochschule werden abends verschlossen. Das alte Polizeipräsidium, das ebenfalls im Inneren überraschend grün ist, wird als nicht zugänglich erlebt. Ebenso wie die großen, jenseits der Bahn in Dahl gelegenen Grünzüge.
Das studentische Leben ist zu wenig sichtbar. Die Teilnehmer träumen von alternativen Cafés, Kleinkunst und individuellen kleinen Läden. Für das Polizeipräsidium reichen die Vorschläge von Büros für Start-ups bis hin zu Wohnprojekten für Alt und Jung. Das Monfortsquartier, durch die große Verkehrsachse Theodor-Heuss-Straße von der Hochschule abgeschnitten, soll durch eine Brücke für Fußgänger zugänglich gemacht werden.
Nicht alle dieser spannenden Ideen haben Aussichten auf Umsetzung. Nicht nur weil sie zu teuer sind oder mit anderen Vorschlägen kollidieren, sondern auch, weil noch andere Entscheidungsträger ein Wörtchen mitzureden haben. Beim S-Bahn-Anschluss beispielsweise, der auch diskutiert wurde, entscheidet die Bahn. Und da braucht man wirklich einen langen Atem. Sie habe schon als Studentin 1970 für einen S-Bahnanschluss demonstriert, berichtet eine Teilnehmerin. Vor nunmehr knapp 50 Jahren.