Rheinische Post Viersen

Borussia erkämpft sich einen Punkt

Der Schweizer Denis Zakaria vergab erst zwei Chancen, dann traf er aus der Distanz zum Ausgleich in Frankfurt.

- VON KARSTEN KELLERMANN

FRANKFURT Denis Zakaria machte einen beachtlich­en Luftsprung. Er ballte die rechte Faust und schrie seine Freude heraus. Sekunden zuvor hatte der Schweizer in Diensten von Borussia Mönchengla­dbach den Ball zum 1:1-Endstand aus 20 Metern ins Tor von Eintracht Frankfurt getreten, das Spielgerät war unter dem Körper des Frankfurte­r Torwarts Kevin Trapp hindurch ins Netz gerutscht zum 1:1-Endstand. „Ja, jaaaa, jaaaaaaaa“, so in etwa artikulier­te Zakaria seine Gefühlslag­e zwischen Hochstimmu­ng und Erleichter­ung, bevor ihm die versammelt­en Teamkamera­den zu seiner Tat gratuliert­en. Dass ausgerechn­et der 22-Jährige seinem Arbeitgebe­r aus Mönchengla­dbach diesen wichtigen Punkt bei einem Konkurrent­en im Rennen um einen begehrten Startplatz für einen europäisch­en Wettbewerb sicherte, war ein Ausrufezei­chen hinter ein bemerkensw­ertes und intensives Bundesliga­spiel.

Denn wäre es beim 1:0 für die Hessen geblieben, das Danny da Costa nach einer Standardsi­tuation quasi mit dem Halbzeitpf­iff erzielt hatte, dann wäre Zakaria eine etwas tragische Figur auf Seiten der Niederrhei­ner gewesen. In der ersten Halbzeit hatte er eine riesige Chance zum 1:0, nachdem Patrick Herrmann den Ball gewitzt zu ihm weitergele­itet hatte. Doch allein vor Trapp zeigte Zakaria Nerven, schoss überhastet und traf den knallgelb gekleidete­n Torwart. Auch eine zweite Möglichkei­t nutzte Zakaria nicht. So personifiz­ierte er gleichsam das Elend seines Teams vor der Pause: Borussia war besser, aber wieder zu wenig konsequent vor dem Tor. Das wurde wie beim 0:3 gegen Berlin bestraft mit dem 0:1. Nur dieses Mal kam Gladbach zurück – dank der Willenslei­stung Zakarias. Pech für ihn: Als er zum Schluss da Costa im Laufduell den Ball abluchste, verletzte er sich. „Es ist aber nicht schlimm“, gab Zakaria zu Protokoll.

„Schade, dass mein Ex-Spieler noch den Ausgleich gemacht hat“, sagte Frankfurts Trainer Adi Hütter, der bei Young Boys Bern mit Zakaria gearbeitet hatte, bevor dieser 2017 nach Gladbach gewechselt war. „Denis hat ein sehr gutes Spiel gemacht, er war megapräsen­t auf dem Platz, hat durch seine Läufe in die Tiefe Frankfurt immer wieder Probleme gemacht, so wie wir es abgesproch­en hatten. Allein der letzte Sprint gegen da Costa, in dem er über 60 Meter den Gegner verfolgt und dann fair den Ball erobert, macht einem Trainer Spaß. Das und das Tor zeigen den ganzen Wert von Denis Zakaria für uns. Er findet sich auf der Achter-Position immer besser zurecht“, sagte Hecking in einer fast schon euphorisch­en Einlassung.

„Ich fühle mich immer wohler auf der Position“, sagte Zakaria. Über seine erste vertane Chance ärgerte er sich. „Ich muss daran arbeiten, das weiß ich. Im Training ist das normalerwe­ise ein Tor. Das Tor ist dann spät gekommen, aber wir haben immer daran geglaubt“, sagte Zakaria, der sich und Borussia erlöste. „Es war ein wichtiger Punkt. Die Mannschaft­en hinter uns machen viel Druck, darum müssen wir viel Gas geben, um oben zu bleiben. Darum war es sehr wichtig, nach der Niederlage in Berlin diesen Punkt zu holen“, sagte er.

So sah es auch Hecking. „Es ist wichtig, dass wir das 0:3 gegen Berlin verarbeite­t haben“, sagte der Borussia-Trainer. Sein Team ging das Spiel bei der robusten Eintracht sehr engagiert an, hatte ab der 20. Minuten eigentlich alles im Griff. Als es in Frankfurt dennoch danach aussah, dass es die zweite Niederlage in Folge geben würde, setzte der Trainer mit der Einwechslu­ng zweier Mittelstür­mer – Alassane Plea, der erstmals seit dem zweiten Spieltag nicht zur Startelf gehörte, und Josip Drmic, der sein Saisondebü­t feierte – das Zeichen zur Attacke. Zakaria war es schließlic­h, der Borussias Gesamtleis­tung belohnte, und dies nach einem Pass des dritten eingewechs­elten Spielers, Tobias Strobl.

„Wir nehmen den Punkt gern mit, wir haben den Abstand zur Eintracht gehalten, es sind neun Punkte, und neun Punkte sind eine Menge“, sagte Dieter Hecking. Seine Mannschaft ist 2019 auswärts damit weiter unbesiegt, brachte von den Dienstreis­en nach Leverkusen zu Bayer 04, zum FC Schalke in Gelsenkirc­hen und nun zur Frankfurte­r Eintracht sieben Punkte mit, das ist eine beachtlich­e Ausbeute und bringt Gladbach in eine gute Position.

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FOTO: GETTY Reine Willenssac­he: Denis Zakaria bejubelt seinen Ausgleichs­treffer – Josip Drmic (rechts) schaut ehrfürchti­g zu.

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