Rheinische Post Viersen

Kamelle, Kostüme und Komik: So jeck war das

In Sälen in Viersen, Brüggen und Nettetal feierten am Wochenende die Karnevalis­ten mit Prinzenpaa­ren und viel jeckem Programm. Wir geben einen Überblick über die Veranstalt­ungen.

- VON REBECCA DORMELS, HEINZ KOCH, MANFRED MEIS, PAUL OFFERMANNS, EMILY SENF UND BIRGIT SROKA

LOBBERICH Michael Zillessen musste nicht nur eine Feuerprobe bestehen. Erstmals stand er als Sitzungspr­äsident beim bunten Abend des Karnevalsk­omitees Lobberich (KKL) auf der Bühne des vollbesetz­ten Seerosensa­ales und musste immer mal wieder ein überwiegen­d jugendlich­es Publikum bändigen, das schon sehr früh auf den Stühlen stand.

Er musste sich aber auch in die Phalanx des Brühler Gardekorps einreihen und seine Tanzkünste zeigen – auch mit einem Degen in der Hand. Er machte das so gut, dass ihm das Tanzmariec­hen einen Orden umhängte. Da für den Mariechen-Tanz nicht die richtige Musik zu finden war, spielten die Gardisten eben einige kölsche Lieder – wie das später auch die Dröpkes-Band (Mönchengla­dbach) tat. Musik und Tanz waren Trumpf an diesem Abend, denn über die Bühne wirbelten die Mini-Mäuse und Funkenmari­echen von KKL und der Karnevalsg­esellschaf­t Fidele Heide (KFH), die Lollipop-Showtanzgr­uppe (Breyell) sowie die Tanzgarde Blau-Weiß der KFH – letztere allerdings etwas gemächlich­er, da sie aus gestandene­n Männern besteht.

Dagegen hatten es der Bauchredne­r Jörg Jara und Comedian Jerome Amende (Hinsbeck) als Paul Panzer sichtlich schwerer gegenüber dem Entertaine­r Mr. Tomm, der als „Stimme der Stars“das Publikum begeistert­e. Viel beklatscht­e Schlussnum­mer war die Playbacksh­ow von KKL/KFH-Mitglieder­n, moderiert von Stefan Silbereise­n alias Maximilian Timmermann­s. Vater Thomas, 19 Jahre lang Sitzungspr­äsident, genoss den Auftritt nun unten im Saal am Tisch des KKL-„Aufsichtsr­ats“. KALDENKIRC­HEN Überall wimmelte es von bunten Gestalten am Samstagabe­nd in Kaldenkirc­hen. Im Saal Zur Mühle feierten Clowns, Hippies und viele farbenfroh­e Karnevalis­ten den ersten bunten Abend der Spielgemei­nschaft Kolping Karneval. Sitzungspr­äsident Karsten Janz führte durch die abendliche Veranstalt­ung zum „Lachen, Schunkeln und Singen“.

Der Eröffnungs­tanz begeistert­e im bayerische­n Stil. Dafür inspiriere­n ließ sich die Showgruppe auf dem Münchener Oktoberfes­t und brachte die Stimmung nun nach Nettetal. In einem schwungvol­len Medley tanzten die Mitglieder unter anderem zu Liedern von Andreas Gabalier. Auch dabei war natürlich das Nettetaler Stadtprinz­enpaar, Hubert I. und Rita I., die nun schon zum dritten Mal dieses Amt ausüben. Zum ersten Mal dagegen traten in diesem Jahr die Kellergeis­ter zusammen mit der Drei-Meter-Elferrat-Truppe auf.

In ihrer Parodienum­mer vermischte­n sie Comedy mit Tanz und führten eine außergewöh­nliche Geburtstag­sparty auf. Die Kolping Tanzmariec­hen bekamen besonders viel Applaus. Sie wirbelten durch die Lüfte und zeigten den Zuschauern atemberaub­ende Figuren. Für Lacher sorgten Büttenredn­er wie „deä drujje pitter“oder das Zwiegesprä­ch von Jan und Jonas. Die bunte Mischung lud zum Mitmachen und Mittanzen ein. Auch an den nächsten zwei Wochenende­n wird es wieder einen bunten Abend geben. „Zwei ausverkauf­te Säle erwarten uns“, sagte Janz. HINSBECK Zur Freude der Kinder veranstalt­ete die Karnevalsg­esellschaf­t Hinsbecker Jüüte (KGHJ) am vergangene­n Samstag im Jugendheim wieder ihre Kinderkarn­eval-Sitzung. Hierbei zeigte die KGHJ wieder ein tolles, auf den Nachwuchs abgestimmt­es Programm, wobei alle Punkte von eigenen Leuten dargestell­t wurden. Für Musik und Stimmung sorgte auch in diesem Jahr Roland Zetzen.

Es ist immer wieder erfreulich, wie engagiert die Kinder sind. Ob der Clown Johanna mit Ralf und Naomi, die Tänze der kleinen Garde oder der Flamingo-Schwarzlic­httanz – alle gaben ihr Bestes und brachten sich und den Zuschauern viel Freude. Höhepunkt war wie immer die Ermittlung des Hinsbecker Kinder-Jüütenprin­zen.

Um allen Kindern, unabhängig von Alter, Herkunft und Geschlecht, gleiche Chancen zu geben, wurde dieser erstmals unter den anwesenden Kindern ausgelost. Natürlich war die Spannung groß, bevor der dreijährig­e Zaharias l. (Panagiotid­is) als Gewinner feststand und vom Ortsvorsit­zenden Heinrich Ophoves mit der Einkleidun­g und Übergabe der „Jüüt“inthronisi­ert wurde. „Ein cooler Bursche“, stellte die Präsidenti­n der KGHJ, Margret Hendrix, anschließe­nd fest. „Er nahm es wie ein Profi und wusste, was er wollte.“

Der Kinder-Jüütenprin­z wird beim Hinsbecker Veedelszoc­h und beim Nettetaler Karnevalsz­ug in Kaldenkirc­hen im Turm des KGHJ-Gesellscha­ftswagens mitfahren. Doch damit ist es nicht getan, denn hinzu kommen Auftritte bei den Schützen in Hinsbeck, in Lobberich, Meerbeck und in Dülken. LEUTH Büttenrede­n, Zwiegesprä­che, Tänze und eine Playback-Show – der Karnevalsv­erein Löther Rieser feierte im ausverkauf­ten Saal Dückers seinen Büttenaben­d. Während das Pfarrorche­ster spielte, zog traditione­ll der Elferrat in den Saal. Danach kamen wie immer die Kinder an die Reihe: Die vierte Klasse der Grundschul­e zeigte eine Playback-Show mit jeder Menge Tanz, dieses Mal allerdings zum 33-jährigen Bestehen des Kinderkarn­evals als Dreigestir­n mit Prinz Robin Elsner-Neal, Bauer Jonas Willkomm und Prinzessin Lena Nelißen. Durch das Programm führten die Sitzungspr­äsidenten Alexander Büschkes und Thomas Schrörs. Auf der Bühne begeistert­en die Midi- und die Maxi-Funkenmari­echen. Letztere sind gerade dabei, in eine große Garde reinzuwach­sen, die bald auch bei anderen Veranstalt­ungen auftreten soll.

Für etliche Lacher sorgte Redner Alexander Heymann, der erstmals seine beiden Söhne mitgebrach­t hatte: „Was habt Ihr denn heute so getan?“, fragte er. „Nichts“, antwortete ein Sohn. „Aber das hast du doch gestern schon gemacht.“- „Ja, aber ich bin damit nicht fertig geworden.“

Wie das so geht, wenn sich zwei Lehrerinne­n auf der Toilette unterhalte­n, zeigten Rowena und Oriane Gommans bei ihrer „Klokonfere­nz“. Während die eine unbedingt reden wollte, gefiel das der anderen so gar nicht – bald schon schrien sie sich an, die Zuschauer amüsierten sich. Mit dabei war wieder die Vorsitzend­e Renate Bein als Walburga Knickebein. Wie immer zog sich die Leutherin im 80er-Jahre-Kleid und mit Dutt auf dem Kopf selbst durch den Kakao. Thema dieses Mal: die Midlife-Crisis. „Inzwischen schwitzt man, ohne etwas dafür tun zu müssen“, sagte die 50-Jährige. Der jecke Merlin (Jürgen Janßen) stand zum dritten Mal auf der Bühne. VIERSEN Die Karnevalsg­esellschaf­t (KG) Hoseria Viersen mit dem Sitzungspr­äsidenten Peter Hillekes an der Spitze verlieh bei der Galasitzun­g im evangelisc­hen Gemeindeha­us unter dem Motto „Im Märchenwal­d“dem gebürtigen Viersener Frank Schippers (45), kurz „Schippi“genannt, das 52. Goldene Viersener Herz. Sein Vorgänger Wolfgang Genenger erklärte: „Er muss sich das Herz verdienen und elf Personen aufzählen, die ihn in seiner karnevalis­tischen Laufbahn begleitet haben.“

Ein Herz wurde Schippers abgezogen, da er in Willich wohnt. So rettete ihn nur noch seine Lebensgefä­hrtin Gitte: Er heiratet sie in diesem Jahr. „22 Jahre wilde Ehe sind genug“, meinte Genenger amüsiert. „Schippi“, einstiger Karnevalis­t des Jahres bei der Stadt Willich, ist Geschäftsf­ührer des Fidelen Kränzchens­Viersen(FKV)undmoderie­rt bei der Großen Viersener Karnevalsg­esellschaf­t den närrischen Frühschopp­en und Seniorenka­rneval. Ihm zu Ehren trat zu seiner großen Überraschu­ng das FKV-Männer-Ballett auf.

Die Hoseria-Funken sorgten für den Auftakt der Galasitzun­g: Ihre große Garde und Kindergard­e tanzten mit Begeisteru­ng wie das Viersener, Prinzenpaa­r Thilo I. (der 11. Stadtprinz der KG Hoseria) und Ute I., sowie die Viersener Prinzengar­de. Die Stimmung stieg an: Die Stroßeräub­er und kölsche Adler rockten den Saal. „Die Becker und Frau Sierp“strapazier­ten mit Thekentrat­sch die Lachmuskel­n. Die Fauth-Dance-Company trat zweimal auf – einmal mit Männer-Ensemble.

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RP-FOTOS: JÖRG KNAPPE Beim bunten Abend des Karnevalsk­omitees Lobberich im Seerosensa­al spielten die Gardisten kölsche Lieder. Musik und Tanz waren Trumpf an diesem Abend.
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Die kleine Garde zeigte bei der Kindersitz­ung des Karnevalsg­esellschaf­t Hinsbecker Jüüte den Besuchern ihr Können.
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Die Kellergeis­ter traten beim bunten Kolping-Abend in Kaldenkirc­hen zusammen mit der Drei-Meter-Elferrat-Truppe auf.
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Bei der Sitzung der Ungerather Karnevalsf­reunde in der Waldnieler Achim-Besgen-Halle betanzten die UKF-Kids den Supersomme­r und brachten fröhlich Schwung in die Halle.
 ??  ?? Bei der Galasitzun­g der Brüggener Burggarde stand unter anderen die hauseigene Band Altkölsch auf der Bühne.
Bei der Galasitzun­g der Brüggener Burggarde stand unter anderen die hauseigene Band Altkölsch auf der Bühne.

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