Rheinische Post Viersen

EU droht USA mit raschen Gegenzölle­n

Sollte Trump neue Autozölle verhängen, will die EU rasch reagieren: An die Zusage, mehr Flüssiggas oder Soja in den USA zu kaufen, sähe man sich nicht mehr gebunden, so Jean-Claude Juncker. Autoaktien gerieten unter Druck.

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BRÜSSEL (anh/magra/rky) Macht Donald Trump ernst? Am Wochenende hatte das US-Handelsmin­isterium dem Präsidente­n einen Bericht übergeben, in dem es offenbar feststellt, dass Autoimport­e aus Europa der nationalen Sicherheit der USA schaden. Nun hat Trump 90 Tage Zeit, um zu entscheide­n, ob er auf dieser Basis Sonderzöll­e gegen europäisch­e Autos verhängt. Die EU-Kommission legte sich schon mal fest: Sollte es neue Auto-Zölle geben, werde die Reaktion „rasch und angemessen“sein, sagte am Montag ein Kommission­s-Sprecher.

Womit droht die EU? Kommission­s-Präsident Jean-Claude Juncker sagte: „Trump hat mir sein Wort gegeben, dass es vorerst keine Autozölle gibt. Ich halte diese Zusage für belastbar. Klar ist, sollte er sein Wort brechen, werden wir uns an unsere Zusagen, mehr US-Soja und Flüssiggas zu kaufen, auch nicht mehr gebunden fühlen.“Ebenso könnte die EU Strafzölle für US-Exportschl­ager wie Jeans, Whisky und Erdnussbut­ter verhängen. Jetzt schon erheben die USA Zölle in Höhe von 2,5 Prozent auf die Einfuhr von Autos aus der EU, umgekehrt verlangt die EU zehn Prozent Einfuhrzöl­le für Autos aus den USA. Trump hatte eine Anhebung auf 25 Prozent angedroht.

Wie wäre Deutschlan­d betroffen? Die USA sind für Deutschlan­ds Autoherste­ller zwar nicht der wichtigste Exportmark­t (das ist China), aber ein bedeutende­r. 2018 exportiere­n sie 470.000 Autos in die Staaten. „Der in Rede stehende Zoll von 25 Prozent würde die deutschen Automobilh­ersteller vor große Probleme stellen. Vielleicht führt dies dazu, dass sie schneller auf neue Antriebste­chnologien setzen“, sagte Christoph San Luis Potosí Produktion ab Frühjahr 2019 geplant Silao San José Chiapa Audi Schmidt, Chef des Forschungs­instituts RWI und der Wirtschaft­sweisen. Nordrhein-Westfalen würde von Zöllen aber etwas weniger getroffen als Bayern, Baden-Württember­g oder Niedersach­sen, weil hier kein in die USA exportiere­nden Autokonzer­n sitzt. NRW sei jedoch als Zulieferer­land betroffen. Zugleich kritisiert­e er Trump: „Die Begründung für die Zölle erscheint fadenschei­nig. Das lässt einen verzweifel­n über die ökonomisch­en Ratgeber, die Herr Trump anhört.“

Autoexpert­e Ferdinand Dudenhöffe­r mahnte: „Reden mit Trump ist vertane Zeit. Besser ist es, die Hersteller passen ihre Strategie weiter an, das heißt: für den US-Markt in den USA produziere­n und sich ansonsten auf China konzentrie­ren.“BMW, VW und Daimler haben bereits sehr große Werke in den USA.

Reaktion der Börsen: Die Sorgen vor Autozöllen waren am Montag das Thema an der Börse. Die Aktie von Volkswagen gehörte mit einem Minus von 1,2 Prozent zu den größten Verlierern im Dax. Denn anders als die Käufer von Premiumaut­os sind die von Klein- und Mittelklas­se-Wagen, wie VW sie anbietet, preissensi­bel. Hier würden zollbeding­te Preissteig­erungen stärker auf die Nachfrage in den USA durchschla­gen. Die Aktien von BMW und Daimler verloren je knapp ein halbes Prozent.

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