Junge Vorleser im Wettbewerbsfieber
Im Regionalentscheid des 60. Vorlesewettbewerbs wagten sich 23 Sechstklässler aus dem Kreis Viersen vor der Jury ans Mikrofon und lasen vor. Nur zwei von ihnen können sich für die nächste Runde qualifizieren.
VIERSEN Es ist mucksmäuschenstill, als die elfjährige Leni beginnt, aus ihrem Buch „Das Blubbern von Glück“vorzulesen. Sie ist eine von 23 Kandidaten, die beim diesjährigen 60. Vorlesewettbewerb in der Regionalgruppe Kreis Viersen Nordost und Kreis Viersen Südwest teilnehmen. Nur zwei Gewinner qualifizieren sich an diesem Montagmittag im Kreishaus-Forum in Viersen für die nächste Runde. Die jungen Vorleser treten zunächst auf Stadt- und Kreis-, Bezirks- und Landesebene an bis hin zur Qualifikation für das Bundesfinale im Juni 2019.
Der Vorlesewettbewerb des deutschen Buchhandels ist der größte Lesewettbewerb, der seit 1959 durchgeführt wird. Die Organisation in Viersen hat Heidrun Fomferra, Mitarbeiterin im Schulamt für den Kreis Viersen, übernommen.
Martina Hans, Schulrätin für die Grundschulen im Kreis Viersen, erklärt den Kindern nochmal die Kriterien, nach denen sie bewertet werden: „Die Lesetechnik, also Aussprache und Betonung, Textgestaltung und Textauswahl spielen eine Rolle.“Alle Vorleser gehen in die sechste Klasse. Eine erste Runde haben sie schon gemeistert, indem sie von ihren Schulen qualifiziert wurden. Trotzdem ist die Aufregung noch größer bei den Kandidaten.
Leni vertritt das Erasmus-von-Rotterdam Gymnasium in Viersen. „Ich bin noch aufgeregter als bei der Auswahl in der Schule“, sagt sie. „Ich habe aber besonders das Vorstellen des Buches geübt“, erklärt sie, beim Vorlesen sei sie sich schon sehr sicher. Sie liest aus dem ersten Kapitel eines ihrer Lieblingsbücher des Autors Barry Jonsberg. Die Stimmung des humorvollen Textes bringt Leni so gut rüber, dass die Jury an manchen Stellen schmunzeln muss.
Genauso aufgeregt ist die Zwölfjährige Antonia. Sie kommt von der Realschule an der Josefskirche in Viersen. „Mein Lieblingsbuch habe ich schon in der ersten Runde an der Schule vorgelesen“, sagt sie. Das Buch „Penelop und der funkenrote Zauber“, das sie beim Wettbewerb im Kreishaus-Forum vorstellt, mag sie aber genauso gerne, weil es sehr spannend sei. Bei ihrem Vortrag merkt man ihr die Aufregung kaum an. Sie liest laut und gut verständlich vor.
Die fünfköpfige Jury macht sich fleißig Notizen, während die Kandidaten
vorlesen. Kein Teilnehmer darf die Zeit von drei Minuten überschreiten. Dafür wird eine Stoppuhr gestellt. „Es gibt keine Verlierer. Ihr habt schon alle gewonnen“, sagt Schulrätin Hans den Kandidaten. „In unserer modernen Zeit freuen wir uns erstmal, dass überhaupt noch so viele Kinder gerne lesen.“Anja Hausmann von der Mayerschen Buchhandlung in Viersen hat für die zweite Runde die Texte ausgesucht, in der die Kinder eine ihnen unbekannte Lektüre vorlesen müssen. „Ich habe darauf geachtet, dass keine klassische Fantasy-Literatur vorkommt. Die schwierige Aussprache mancher Namen würde die Kinder nur irritieren und nervöser machen“, erklärt sie. Außerdem seien die Texte noch recht modern, erst im vergangenen Jahr erschienen. Hausmann achtet vor allem auf Betonungen und Pausen an den richtigen Stellen.
Die drei Besten werden schließlich noch mit Preisen beschenkt, die von der Mayerschen gestiftet werden. „Das sind Geschenkgutscheine und Bücher“, erklärt Hausmann.