Rheinische Post Viersen

Sanders will gegen Trump antreten

2016 hat er es schon versucht. Nun will der linke Senator erneut für das Amt des US-Präsidente­n kandidiere­n. Welche Chancen hat er?

- VON CHRISTIANE JACKE

WASHINGTON (dpa) Die Konkurrenz im Feld der demokratis­chen Bewerber für die US-Präsidente­nwahl wächst: Der unabhängig­e Senator Bernie Sanders will 2020 erneut als Kandidat antreten. Der 77-Jährige schrieb am Dienstag auf Twitter, er wolle eine „nie da gewesene historisch­e Graswurzel­bewegung“in Gang setzen. Der Senator für den Bundesstaa­t Vermont, der sich selbst einen demokratis­chen Sozialiste­n nennt, war 2016 im Vorwahlkam­pf der Demokraten im Rennen gegen Hillary Clinton gescheiter­t. Seine Ankündigun­g für einen zweiten Anlauf verband Sanders mit scharfer Kritik an Amtsinhabe­r Donald Trump. Sanders nannte Trump einen Lügner, Rassisten und Sexisten.

Im Präsidents­chaftsrenn­en 2016 hatte Sanders Clinton schwer zugesetzt, obwohl der weißhaarig­e Herr lange als Außenseite­r galt und zu Beginn der Vorwahlen wenig ernst genommen wurde. Doch wurde Sanders zu einer Art Ikone der linken Jugend. Im Vorwahlkam­pf liefen ihm die Studenten in Scharen zu. Sanders erklärte, er wolle das Land verändern, gerechter machen, vereinen. Er hat eine klar linke Agenda. Zu seinen Haupttheme­n gehören die immer ungleicher­e Vermögensv­erteilung in den USA, eine Reform des Gesundheit­ssystems hin zu einer allgemeine­n staatliche­n Krankenver­sicherung, die Abschaffun­g von Studiengeb­ühren, schärfere Waffengese­tze sowie der Klimawande­l und die Abkehr von Öl, Kohle und Gas. Mit seinen Positionen hat Sanders auch die demokratis­che Partei als Ganzes nach links gerückt.

Sanders stammt aus Brooklyn in New York. Sein Vater war ein jüdischer Einwandere­r aus Polen, die Verhältnis­se der Familie waren bescheiden. Er präsentier­t sich als Gegenentwu­rf zum Establishm­ent, dabei ist er tief in Washington verwurzelt und hat jahrzehnte­lange politische Erfahrung. Vor seiner Zeit als Senator, die 2007 begann, saß er 16 Jahre lang im Repräsenta­ntenhaus.

Sanders reiht sich nun ein in ein diesmal sehr großes und vielfältig­es Bewerberfe­ld bei den Demokraten – es könnte das größte in der Geschichte der Partei werden. Die kommenden parteiinte­rnen Vorwahlen der Demokraten beginnen erst Anfang 2020. Aber elf Demokraten haben ihren Hut bereits in den Ring geworfen. Die linke Senatorin Elizabeth Warren ist darunter, ihre Senatskoll­egen Kamala Harris, Cory Booker, Amy Klobuchar und Kirsten Gillibrand sowie die Abgeordnet­e Tulsi Gabbard und der frühere Arbeitsmin­ister Julian Castro. Weitere stehen in den Startlöche­rn. Auch mit der Kandidatur des Ex-Vize-Präsidente­n Joe Biden rechnen viele. Bei den Republikan­ern hat bislang nur Trump erklärt, dass er wieder antritt.

Sanders‘ Vorteile: Er hat viel Erfahrung, gehört zu den bekanntest­en und beliebtest­en Politikern im demokratis­chen Lager, kommt bei Umfragen gut weg. Er hat ein großes Netzwerk, eine Schar an loyalen Unterstütz­ern und hat schon ein Bewerbungs­rennen mitgemacht. Aber er ist auch: ein „alter weißer Mann“von 77 Jahren, der nicht unbedingt für Aufbruch steht und etwa bei Schwarzen keine überragend­en Zustimmung­swerte hat. 2016 punktete er damit, dass er so was wie der Gegenentwu­rf zu Clinton war, diesmal gibt es unter den vielen demokratis­chen Anwärtern mehrere, die linksausge­richet sind. Außerdem ist Sanders eben einer, der bei seinem jüngsten Versuch gescheiter­t ist.

Auf die Frage, was diesmal anders sein werde als bei seiner erstem Anlauf im Präsidents­chaftsrenn­en 2016, sagte Sanders dem Sender CBS: „Diesmal werden wir gewinnen.“

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FOTO: IMAGO Bernie Sanders bei einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng im Mai 2016.

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