Rheinische Post Viersen

Mit dem Handbike in Richtung Tokio

Drazen Boric aus der Radsportab­teilung des SC Union Nettetal möchte bei den Paralympic­s im nächsten Jahr für Deutschlan­d an den Start gehen. Jetzt machte er mit guten Ergebnisse auf der Insel Lanzarote auf sich aufmerksam.

- VON DAVID BEINEKE UND PAUL OFFERMANNS FOTO: BORIC

LANZAROTE/NETTETAL Die Stadt Nettetal scheint ein gutes Pflaster für Sportler mit Olympia-Ambitionen zu sein. Nicht nur die Weltklasse-Taekwondok­a Madeline Folgmann von der TG Jeong Eui Nettetal hat das große Ziel, 2020 in Tokio dabei zu sein. Das gilt auch für Drazen Boric. Der 49 Jahre alte Handbiker war bislang immer etwas unter dem Radar der öffentlich­e Wahrnehmun­g unterwegs, seit er sich im vergangene­n Jahr der Radsportab­teilung des SC Union Nettetal angeschlos­sen hatte. Doch jetzt ließ er durch starke Ergebnisse bei der Vuelta Playa Blanca auf Lanzarote aufhorchen. Sein großes Ziel ist es, bei den Paralympic­s 2020 in der japanische­n Hauptstadt zu starten.

Das war auch ein Grund dafür, wieso Drazen Boric von Alpen nach Nettetal wechselte. Um als Handbiker offiziell an Wettkämpfe­n teilnehmen zu können, benötigt er eine Lizenz des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR). Zuvor war Boric zwar schon als Rennrollst­uhlfahrer aktiv, doch diese Sportart wird der Leichtathl­etik zugeordnet. Eine Lizenz hätte Boric aber auch bei anderen Radsportve­reinen bekommen können, ihn lockten zusätzlich die guten Trainingsb­edingungen für Handbiker in Nettetal an. Schließlic­h gibt es eine grenzüberg­reifende Kooperatio­n mit Handbikern aus den Niederland­en und dadurch die Möglichkei­t, im Radsportpa­rk Herungerbe­rg in Venlo zu trainieren.

Die gute Trainingsa­rbeit scheint sich schon auszuzahle­n, denn auf Lanzarote gewann Boric nicht nur das Zeitfahren der Vuelta Playa Blanca, tags darauf entschied er auch das Straßenren­nen für sich. In einer Dreiergrup­pe setzte er sich vom Feld ab und gewann den Sprint aus dieser Gruppe heraus. Wichtig dabei waren die Punkte für die Wertung des EHC (European Handbike Circuit), das Rennen auf der Kanaren-Insel war nämlich das erste des Dachverban­des der europäisch­en Handbiker (European Handcyclin­g Federation). Angenehmer Nebeneffek­t des Erfolgs: Der Union-Fahrer setzte sich im Kampf um einen Platz im Bundeskade­r des deutschen Paracyclin­g-Teams gegen seine direkten

Konkurrent­en Johannes Herter (3.) und Jürgen Döringer (7.) durch.

„Mit Drazen haben wir wirklich einen Handbiker in unseren Reihen, der zumindest national Spitzenkla­sse ist. Wie er internatio­nal abschneide­t, werden wir sicherlich beim Weltcup im Mai in Ostende sehen“, sagt Stefan Voormans, Leiter der Handbiker in der Radsportab­teilung des SC Union Nettetal. Internatio­nal ist Drazen Boric kein unbeschrie­benes Blatt, schließlic­h hat er schon Paralympic­s-Luft geschnuppe­rt. Als Rennrollst­uhlfahrer war er 1996 in Atlanta und 2000 in Sydney am Start. In Australien reichte es mit der deutschen 4x400-Meter-Staffel sogar zum Gewinn der Bronzemeda­ille. Nun versucht er, 2020 in Tokio wieder dabei zu sein - dann aber als Handbiker.

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Drazen Boric vom SC Union Nettetal liegt mit seinem Handbike bei einem Rennen auf Lanzarote in Führung. Sein großes Ziel ist, bei den Paralympic­s in Tokio an den Start zu gehen.

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