Rheinische Post Viersen

Bayern setzt NRW unter Druck

Ministerpr­äsident Söder geht mit einer Milliarden­hilfe für die Wirtschaft voran.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) hat einen Rettungssc­hirm mit Hilfen für Unternehme­n und Kulturscha­ffende für Donnerstag in Aussicht gestellt. Die Gesundheit­sfrage sei zurzeit wichtiger, sagte Laschet am Dienstag in der Staatskanz­lei. Er reagierte damit auf den Vorwurf, Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) gehe in der Bekämpfung der Coronakris­e schneller voran. Söder hatte bereits am Montag ein Soforthilf­eprogramm für die Wirtschaft von zehn Milliarden Euro verkündet und diese Maßnahme als vordringli­ch bezeichnet.

„Es gibt keinen Wettbewerb unter den Ländern“, sagte Laschet dazu am Dienstag. „Man muss jetzt die Entschloss­enheit ausstrahle­n und dann in Erlassen auch kompetent umsetzen.“Jeder habe außerdem „seine eigene Art aufzutrete­n“. NRW und Bayern seien die Länder, die bei der Bekämpfung des Coronaviru­s bundesweit vorn seien.

Kritik kam auch von der Opposition: „Die Landesregi­erung muss jetzt klar und konsequent reagieren“, sagte SPD-Fraktionsc­hef Thomas Kutschaty unserer Redaktion. Gestern habe NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann noch verkündet, dass die Spielplätz­e geöffnet bleiben müssten, heute gelte das Gegenteil. So gewinne die Regierung kein Vertrauen in ihre Maßnahmen. Bayern sei Nordrhein-Westfalen zurzeit mindestens zwei Tage voraus. „Es ist auch richtig, dass Bayern Reha-Kliniken teilweise räumt, um dort Intensivbe­tten einzuricht­en. Das wünsche ich mir von NRW auch“, so Kutschaty.

Auch der Hausärztev­erband Nordrhein hält die Schritte der Landesregi­erung nicht für ausreichen­d. Es müsse etwa eine viel striktere Trennung von Normalkran­ken in Praxen und Krankenhäu­sern geben.

Laumann stellte weitere 150 Millionen Euro für die medizinisc­he Versorgung bereit. In den vergangene­n vier Tagen habe sich die Zahl der Infizierte­n in NRW auf 3060 verdoppelt. Laschet betonte, dass jegliche Sozialkont­akte zu minimieren seien, um Ausgangssp­erren noch zu vermeiden: „Es geht jetzt um Leben und Tod.“

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