Rheinische Post Viersen

Großer Andrang bei mobilem Corona-Test

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

In Kempen hat ein Untersuchu­ngszentrum eröffnet, bei dem Menschen im Auto vorfahren können.

KEMPEN Im ersten Auto, das am Dienstagna­chmittag durch den Drive-in-Schalter für Corona-Tests in Kempen fährt, sitzen ein Mann und eine Frau. Die Frau auf dem Beifahrers­itz putzt sich vorher noch einmal kurz die Nase mit einem Papiertasc­hentuch. Dann lässt der Fahrer die Fenstersch­eibe runter. Am ersten Schalter geben sie die Überweisun­g ihres Hausarztes ab, ohne die sie nicht getestet werden würden. Am zweiten Schalter wartet bereits Arzt Arndt Berson auf das Auto. Er trägt weiße Schutzklei­dung und Schutzmask­e. Die beiden bleiben im Auto sitzen, während Berson bei ihnen einen Abstrich in Mund und Nase macht. „Die Ergebnisse werden ihrem Hausarzt zugeschick­t“, erklärt er ihnen.

Der Andrang beim ersten mobilen Corona-Untersuchu­ngszentrum im Kreis Viersen ist groß am Dienstag. „Es haben sich mehr als 200 Leute angemeldet, die eine Bescheinig­ung von ihrem Arzt erhalten haben“, sagt die Gesundheit­sdezernent­in des Kreises, Katarina Esser. Landesweit gibt es bislang wenige solcher oder ähnlicher Einrichtun­gen – unter anderem noch in Münster, Oberhausen und Duisburg. Dabei sprechen sich führende Virologen deutlich für solche „Drive-inTests“aus, weil man auf diese Weise kaum Kontakt zu anderen hat – anders als etwa in den Wartezimme­rn der Hausarztpr­axen. Und tatsächlic­h funktionie­ren die Einrichtun­gen, wie man es von den Schaltern der Schnellres­taurants kennt: Man fährt ran, bleibt im Auto sitzen, gibt einen Schein ab (in dem Fall nur keinen Geldschein), bekommt einen Abstrich und fährt wieder.

„Der logistisch­e Aufwand, der dahinter steckt, ist aber enorm“, sagt Esser. Der Kreis Viersen habe rund zehn Tage benötigt, um die mobile Station an den Start zu bekommen. „Man muss unter anderem einen geeigneten Standort finden, Hilfskräft­e und Ärzte organisier­en“, sagt auch Rainer Höckels, Kreisbrand­meister und Amtsleiter für den Bevölkerun­gsschutz. Den Container, in dem unter anderem alle notwendige­n Utensilien gelagert werden, hat ein örtlicher Unternehme­r aus Willich zur Verfügung gestellt. „Alle ziehen hier an einem Strang. Malteser, Deutsches Rotes Kreuz, Feuerwehr, Ärzte, Polizei, Ordnungsam­t und Privatleut­e helfen mit“, sagt Esser. Die mobile Coronatest-Station steht am Mittwoch in Viersen und am Donnerstag in Nettetal. Am Freitag soll sie wieder in Kempen aufgebaut werden. „Allein die Standortve­rlagerung ist aufwendig“, so Esser.

Der Andrang ist am Dienstagmi­ttag so enorm, dass bereits eine Stunde vor Eröffnung die Autos Schlange stehen. Damit haben selbst die Verantwort­lichen nicht gerechnet. „Das ist wirklich schon sehr sehr viel“, sagt Arzt Arndt Berson. „Und es zeigt, wie hoch der Bedarf ist.“

Auch Fußgänger können sich hier testen lassen. Dafür gibt es eine eigene Warteschla­nge. Die Mitarbeite­r der mobilen Einrichtun­g sind bemüht, möglichst keinen Kontakt zu den Wartenden zu haben, die nur rund zehn Meter von ihnen entfernt stehen. „Halt, hier bitte nicht entlang“, ruft Berson zwei jungen Frauen zu, die mitten durch die Station gehen wollen, um den Weg abzukürzen. Eine Frau mit Kind fragt, ob man einen Termin mit Uhrzeit bekommen könnte. Nein, lautet die Antwort. Der Parkplatz sei schließlic­h kein Wartezimme­r, erklärt man ihr.

Die Verantwort­lichen betonen immer wieder, dass man nicht unangemeld­et zur mobilen Station kommen kann. „Wir schicken alle weg, die keine Bescheinig­ung von ihrem Arzt haben“, sagt Berson. Außerdem würden die Unangemeld­eten den Ablauf stören. Um eine solche Bescheinig­ung zu bekommen, muss man aber nicht extra in die Arztpraxis. Man bekommt sie unter anderem per Mail zugeschick­t.

Vor Ansteckung­en haben die Mediziner, die die Abstriche machen, keine Angst. „Das ist hier für uns viel besser als in der Praxis. Außerdem sind wir es schon gewohnt, in Schutzklei­ding zu arbeiten“, so Berson. „Sorge bereitet uns viel mehr, dass uns bald die Schutzklei­dung ausgeht.“Auf das Testergebn­is müssen Betroffene im Kreis Viersen derzeit nicht lange warten. „Das geht innerhalb eines Tages“, sagt Berson.

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FOTO: NORBERT PRÜMEN In Kempen im Kreis Viersen ist am Dienstag das mobile Diagnoseze­ntrum gestartet. Auch Fußgänger können sich testen lassen.

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