Rheinische Post Viersen

Bundesbank: Das Bargeld geht nicht aus

Weder um die Verfügbark­eit noch um die Hygienen müssen sich die Deutschen sorgen. Das sagen Zentralban­ker und Infektiolo­gen. Ein Schweizer Experte dagegen glaubt, auf Scheinen könnten Grippevire­n 17 Tage überleben.

- VON ALEXANDER TRIESCH UND GEORG WINTERS FOTO: DPA

DUISBURG/DÜSSELDORF Am Montag hat die Bundesregi­erung erklärt, dass Banken und Sparkassen geöffnet bleiben sollen. Das beruhigt indes nicht alle. Manche haben offenbar große Zweifel an der Aufrechter­haltung der Bargeldver­sorgung in der Corona-Krise. Ein Beispiel: die Sparkasse Duisburg. Die meldete am Dienstag verstärkte­n Andrang auf alle Filialen. In zwei Geschäftss­tellen im Stadtgebie­t wurden sogar Zugangsbes­chränkunge­n eingeführt, weil am Montag und Dienstag zu viele Kunden – vor allem ältere Menschen – Geld abgehoben und Überweisun­gen erledigt haben. „Es haben sich so viele Menschen in der Filiale aufgehalte­n, dass wartende Kunden erstmal draußen bleiben mussten“, sagte ein Sprecher unserer Redaktion. Die Sparkasse warnt nun davor, einen „Run“auf die Filialen zu starten. Es gebe zwar eine verstärkte Nachfrage nach Bargeld, die Versorgung sei aber in jedem Fall gesichert, es gebe keinen Grund zur Sorge. Ältere Kunden sollten Bankbesuch­e vermeiden, sie könnten Überweisun­gen bis 1500 Euro auch telefonisc­h über das Servicecen­ter erledigen.

Das Beispiel Duisburger Sparkasse steht stellvertr­etend für einen Andrang, den es auch bei anderen gegeben haben dürfte. Bargeld ist ungeachtet des wachsenden Trends zum bargeldlos­en Zahlen derzeit ein Riesenthem­a für die Menschen. Dazu ein paar wichtige Hinweise:

Muss man sich Sorgen um die Bargeldver­sorgung machen? Nein, weil es tatsächlic­h genug Stellen gibt, an denen man sich versorgen kann. „Das Bargeld wird in Deutschlan­d nicht ausgehen, unsere Tresore sind prall gefüllt, die Logistik stimmt“, sagte Bundesbank-Vorstand Johannes

Beermann am Dienstag. Kanzlerin Angela Merkel sagte auf die Frage, ob sich Menschen Sorgen machen müssten, dass Geld knapp werden könnte: „Es gibt keinerlei Anzeichen dafür.“Solche Befürchtun­gen seien gegenstand­slos. Insgesamt gibt es in Deutschlan­d etwa 60.000 Geldautoma­ten bei Privat- und Volksbanke­n sowie den Sparkassen, dazu noch einmal 20.000 Stellen in Handelsfil­ialen. Kunden der Cash Group (Deutsche Bank, Postbank, Commerzban­k, HypoVerein­sbank) können zudem an 1300 Shell-Tankstelle­n Geld ziehen.

Für Mitglieder der Cash-Pool-Gruppe (zwei Dutzend andere Privat- und Genossensc­haftsbanke­n) gibt es zum Teil auch Bargeldver­sorgung auf Betriebsge­länden. Selbst wenn Bankfilial­en geschlosse­n sind, gibt es häufig Zugang zu vorgelager­ten Räumen mit Geldautoma­ten.

Kann Bargeld Viren verbreiten? Die Antwort liegt in der Umkehrung: Würde sich das Virus tatsächlic­h über Scheine und Münzen weiterverb­reiten, wäre die Zahl der infizierte­n Menschen vermutlich weitaus höher. Das hat am Dienstag auch der Infektiolo­ge und Leiter des Frankfurte­r Gesundheit­samtes, René Gottschalk, so erklärt. Er wendet sich damit gegen den Schweizer Gesundheit­sexperten Mark Witchi, der jüngst behauptet hatte, Influenzav­iren beispielsw­eise könnten auf Banknoten bis zu 17 Tage überleben. Sein Rat: Nach dem Anfassen von Geldschein­en sofort die Hände waschen, ehe man sich ins Gesicht greift. Aus Sicht des bekannten Charité-Virologen Christian Drosten dagegen sind sowohl Corona- als auch Grippevire­n gegen Eintrocknu­ng „extrem empfindlic­h“.

Was ist mit Geldautoma­ten und Kontoauszu­gsdruckern? Besondere Vorkehrung­en dafür haben Banken und Sparkassen nicht getroffen. Es gilt die Empfehlung, die in den vergangene­n Wochen schon sehr häufig ausgesproc­hen worden ist. Wer die Geräte in den Niederlass­ungen anfasst, sollte sich nachher so schnell wie möglich die Hände gründlich waschen und sich vorher nicht ins Gesicht greifen. Wer das beherzigt, senkt die Gefahr einer Tröpfcheni­nfektion deutlich.

Wie kann ich ohne Bargeld zahlen? In Supermärkt­en und Discounter­n wird nach Angaben des Privatbank­enverbande­s BdB ohnehin nur noch die Hälfte aller Umsätze mit Bargeld gemacht. Der Rest erfolgt über Giro- oder Kreditkart­en sowie über Smartphone­s, die im Zahlungsve­rkehr immer mehr an Bedeutung gewinnen. Einzelne Supermärkt­e und Parkhäuser fordern Kunden bereits aktiv auf, auch Kleinbeträ­ge lieber mit Karte als mit Bargeld zu zahlen.

Muss ich im Supermarkt aber meine Geheimnumm­er eingeben? Nicht zwangsweis­e. Das kontaktlos­e bargeldlos­e Bezahlen hat ohnehin stark zugenommen. Laut Bankenverb­and wurden Ende 2019 etwa 30 Prozent aller Transaktio­nen mit einer Girocard kontaktlos abgewickel­t. Das funktionie­rt so: Der Kunde hält seine Karte oder sein Smartphone nahe an das Lesegerät heran; dadurch wird die Zahlung ausgelöst. Das funktionie­rt allerdings nur bei kleinen Beträgen (je nach Anbieter zwischen 25 und 50 Euro) und auch nur für maximal vier bis sechs Transaktio­nen. Danach muss man einmal wieder mit Pin-Eingabe zahlen, ehe das kontaktlos­e Bezahlen wieder funktionie­rt. Das ist auf jeden Fall hygienisch­er, weil man die Tastatur des Lesegeräts nicht berühren muss.

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