Lufthansa holt Zehntausende Urlauber zurück
Der Außenminister spricht eine weltweite Reisewarnung aus. Die Balearen-Regierung ruft 25.000 Touristen zum Verlassen der Inseln auf.
BERLIN Diese Luftbrücke ist Chefsache. Heiko Maas war mit Carsten Spohr in Kontakt. Der Bundesaußenminister hat den Lufthansa-Chef eingeschaltet. Es geht um Zehntausende deutsche Urlauber, die im Ausland festsitzen. Und tatsächlich spricht der deutsche Außenminister von einer „Luftbrücke“. „Ich bin der Lufthansa und Herrn Spohr außerordentlich dankbar, dass das sehr schnell im Moment organisiert werden kann“, so Maas.
Sehr schnell bedeutet: In den nächsten Tagen werden Fluggesellschaften wie die Lufthansa und zur Gruppe gehörende Airlines (Austrian Airlines, Brussels Airlines, Eurowings, Edelweiss) in einer von der Bundesregierung „konzertierten Rückholaktion“Bundesbürger zunächst aus Urlauber-Hotspots zurückholen. Die Fluggesellschaften, deren Geschäft eingebrochen ist und deshalb viele Maschinen am Boden haben, schicken ihre Flieger nach Marokko, Ägypten (aktuell 30.000 deutsche Urlauber), auf die Malediven, auf die Philippinen und in die Dominikanische Republik (10.000 deutsche Urlauber), aber auch Tunesien, Malta und Argentinien sind im Blick. Nicht in jedem Fall werde es bei den staatlich organisierten Heimflügen „eine 24-Stunden-Lösung“geben. Teilweise
sind die Flughäfen für anfliegende Maschinen aus Deutschland schon gesperrt. Hier versucht die Bundesregierung für die Rückholaktion, Lande- und Überflugrechte etwa für den Flughafen in Marrakesch/Marokko zu erhalten. Urlauber, die jetzt zurückgeholt werden, müssen sich auf eine Eigenbeteiligung in der Höhe eines einfachen Economy-Tickets einstellen, hieß es.
Man werde alles tun, den Bürgern „in den nächsten Tagen eine Rückkehr nach Deutschland zu ermöglichen“, versichert Maas. Dazu werde der Bund ein „einmaliges Programm“auflegen. Mit bis zu 50 Millionen Euro will das Auswärtige Amt Tausende Deutsche aus ihren
Urlaubsgebieten wieder einfliegen lassen. Im Falle von Marokko hat die Rückführung teilweise bereits begonnen. Die marokkanischen Behörden hatten am Wochenende ohne größere Ankündigung Fährund Flugverbindungen nach Europa untersagt. In dem nordafrikanischen Königreich sitzen 4000 bis 5000 deutsche Urlauber fest. Die Lufthansa teilte mit, dass sie bereits mit 25 Lang- und Kurzstreckenflügen Tausende deutsche Urlauber zurück nach Deutschland gebracht habe. Neben den Sonderflügen im Auftrag des Auswärtigen Amtes erhalte die Airline aktuell „weiterhin zahlreiche Anfragen von Reiseveranstaltern und Kreuzfahrtreedereien
für Rückflüge hauptsächlich aus der Karibik, den Kanaren, Balearen und Nordafrika“, so eine Lufthansa-Sprecherin.
Die Regionalregierung der Balearen hat alle 25.000 auf Mallorca und den Nachbarinseln noch verbliebenen Touristen dazu aufgerufen, schnellstmöglich in ihre Heimat zurückzukehren. Es mache keinen Sinn, dass die Menschen in den Hotels eingesperrt blieben, sagte Regionalpräsidentin Francina Armengol in einem Interview des Senders „Cadena Ser“. Wie andere Regionen Spaniens erwägen auch die Balearen, einige Hotels zu Krankenhäusern umzufunktionieren. Armengol appellierte außerdem erneut an die
Zentralregierung, die Schließung aller Häfen und Flughäfen der Balearen anzuordnen. Mit dieser Maßnahme wäre es „viel einfacher“, die Coronavirus-Epidemie zu bekämpfen, beteuerte sie. Die Behörden zählten auf den Balearen bisher bereits mehr als 70 infizierte Menschen.
Maas spricht eine formelle weltweite Reisewarnung für alle touristischen Reisen ins Ausland aus. Bei einer Reisewarnung können Urlauber, die ihre Reisen noch nicht angetreten haben, versuchen, von den Veranstaltern ihr Geld zurückzubekommen. Maas mahnt die Bürger: „Bleiben Sie Zuhause, das hilft ihnen und anderen.“