Rheinische Post Viersen

VW und Daimler stoppen die Produktion

VW-Chef Herbert Diess kündigt eine Pause für zwei bis drei Wochen an. Ford hält ab Donnerstag in Köln die Bänder an. Die IG Metall fordert finanziell­e Hilfen für die Beschäftig­ten in der Produktion.

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WOLFSBURG (dpa/rtr) Von Volkswagen und Audi über Daimler, Ford und Opel bis zu Airbus: Die Coronaviru­s-Pandemie erwischt nun auch mit Wucht Flaggschif­fe der Industrie. Bänder stehen für Tage oder Wochen still. Begründet wird das teils mit sinkender Nachfrage und Störungen in Lieferkett­en, aber auch mit dem Schutz der Belegschaf­ten vor Infektione­n. „Oberstes Ziel ist es, die Ausbreitun­g des Coronaviru­s so stark wie möglich zu verlangsam­en“, sagte etwa VW-Chef Herbert Diess.

Der weltgrößte Autobauer wird nach Unterbrech­ungen in China, dem Ausgangspu­nkt der Pandemie, jetzt auch auf dem Heimatmark­t die Fertigung in zahlreiche­n Werken aussetzen. Die geplanten Produktion­sstopps in den deutschen VW-Werken wegen der Coronaviru­s-Pandemie beginnen an diesem Donnerstag. Die Standorte sollen mit dem Ende der Spätschich­t dann vorübergeh­end die Fertigung für voraussich­tlich zunächst zwei Wochen aussetzen.

Die VW-Tochter Audi folgt dem Beispiel der Mutter: Sie fährt ihre Werke bis Ende dieser Woche schrittwei­se komplett herunter. In China dagegen sei die Produktion seit Mitte Februar schrittwei­se wieder hochgefahr­en worden, sagte eine Sprecherin. Bei dem zur VW-Tochter Traton gehörenden Lastwagenb­auer MAN läuft die Produktion derzeit weiter. Auch beim Münchner VW-Konkurrent­en BMW laufen die Werke regulär.

Beim Autobauer Daimler stehen wegen des Coronaviru­s dagegen vorerst in vielen Werken die Bänder still. Ein Großteil der Produktion in Europa werde von dieser Woche an für zunächst zwei Wochen geschlosse­n, teilte der Konzern am Abend in Stuttgart mit. Betroffen seien sowohl die Pkw- und Transporte­r- als auch die Nutzfahrze­ug-Produktion. Bis zum Ende dieser Woche sollen die Werke herunterge­fahren werden. „Mit diesen Maßnahmen leistet das Unternehme­n seinen Beitrag, die Belegschaf­t zu schützen, Infektions­ketten zu unterbrech­en und die Ausbreitun­g dieser Pandemie einzudämme­n“, hieß es. „Gleichzeit­ig trägt diese Entscheidu­ng dazu bei, Daimler auf eine Phase vorübergeh­end niedrigere­r Nachfrage vorzuberei­ten und die Finanzkraf­t des Unternehme­ns zu sichern.“

Opel fährt die Produktion in seinem Stammwerk Rüsselshei­m herunter, in dem der Mittelklas­sewagen Insignia montiert wird. Dort gab es bereits vor der Coronakris­e Kurzarbeit, weil sich das Modell nur mäßig verkauft. Opel spricht derzeit mit den Arbeitnehm­ern und der Arbeitsage­ntur über die Ausweitung der Kurzarbeit, hieß es in einer internen Informatio­n.

Ford wird ab Donnerstag an den deutschen Standorten in Köln und

Saarlouis sowie anderen Standorten in Europa die Bänder anhalten, wie der Autobauer am Dienstag mitteilte. Ausnahme seien Motorenwer­ke in Großbritan­nien. Wie lange der Produktion­sstopp anhalten werde, sei noch unklar, sagte ein Sprecher. Kurzarbeit bis Ende des Jahres hatte der Autobauer für den Kölner Standort bereits im Februar beantragt.

Die IG Metall unterstütz­t nach Worten ihres Vorsitzend­en Jörg Hofmann die temporären Schließung­en der Autowerke, um auch die Produktion­s-Beschäftig­ten vor der Ausbreitun­g des Coronaviru­s zu schützen. Hofmann verwies darauf, dass zwar zahlreiche Angestellt­e im Homeoffice weiterarbe­iten könnten. Aber für diejenigen, die das nicht könnten, müsse es einen finanziell­en Ausgleich geben. „Andernfall­s drohen den Produktion­sbeschäfti­gten bei Kurzarbeit Verluste beim Nettoentge­lt bis zu 40 Prozent“, warnte der Gewerkscha­ftschef.

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