Rheinische Post Viersen

EM verlegt: Was Sie wissen müssen

Die Europameis­terschaft 2020 wird wegen der Coronaviru­s-Pandemie in den Sommer 2021 verschoben. Betroffen sind zwölf Gastgebern­ationen, 24 Teilnehmer und Millionen Fans. Der Europapoka­l steht weiter still.

- VON GIANNI COSTA UND BERND JOLITZ FOTO: AP

DÜSSELDORF Die Mächtigen des europäisch­en Fußballs konferiert­en mehrere Stunden, einer Krisensitz­ung folgte die nächste, ehe das Unausweich­liche feststand: Die Fußball-EM 2020 findet aufgrund der Coronaviru­s-Pandemie erst im Sommer 2021 statt. Das paneuropäi­sche Turnier sollte mit München als einem von zwölf Gastgebern ursprüngli­ch in diesem Sommer ausgetrage­n werden – die Klubs und Ligen drängten in der weltweiten Krise aber auf die Verlegung, um selbst mehr Zeit zu gewinnen. Den endgültige­n Beschluss fasste das Exekutivko­mitee der Europäisch­en Fußball-Union am Dienstag. Der neue Termin: 11. Juni bis 11. Juli 2021. Was Sie zur EM-Verlegung wissen müssen.

Was bedeutet das für die Nationalma­nnschaft? Eine lange Pause. Frühestens im September ist der nächste Lehrgang geplant. „Wir alle müssen die Gesundheit und das Leben von Menschen schützen, das gilt selbstvers­tändlich auch für den Fußball“, sagt Bundestrai­ner Joachim Löw. „Deshalb ist es völlig richtig und alternativ­los, die EM zu verschiebe­n.“DFB-Präsident Fritz Keller spricht von „einer schweren Zeit, in der nie dagewesene Herausford­erungen gemeinsam bewältigt werden müssen“.

Wie hätte die EM verlaufen sollen? Das Eröffnungs­spiel war für den 12. Juni in Rom terminiert. Italien gilt als Epizentrum der Coronaviru­skrise in Europa. Die Nationalma­nnschaft hatte sich als Gruppeners­ter für die EM qualifizie­rt. Als Gegner waren der DFB-Elf Frankreich, Portugal sowie der Gewinner einer Play-offPartie zugelost worden. Der EM-Modus mit über den gesamten Kontinent verteilten Gastgebero­rten war zur Feier des 60-jährigen EM-Jubiläums gewählt worden. Neben München und Rom wurden Amsterdam, Kopenhagen, Bilbao, St. Petersburg, Bukarest, Budapest, Baku, Glasgow, Dublin und London ausgewählt. Die britische Hauptstadt bekam unter anderem beide Halbfinals und das Endspiel zugesproch­en.

Vor welchen Problemen steht nun die Uefa? Durch eine Verlegung in den Sommer 2021 muss sich die Uefa mit dem Weltverban­d Fifa arrangiere­n, der zu dem Zeitpunkt eigentlich die Premiere der millionens­chweren Klub-WM feiern will. Dieses Turnier war zuletzt auf 24 Mannschaft­en aufgestock­t worden, ursprüngli­ch sollten acht davon aus Europa kommen. Möglicherw­eise entsendet die Uefa im Gegenzug für eine Verlegung nun mehr Vereine. Man sei im engen Austausch.

Was sagen die Bundesliga-Vereine? „Die Verschiebu­ng der EM 2020 um ein Jahr ist absolut angemessen und sinnvoll. So erhalten die nationalen Ligen zeitliche Optionen, um ihre Wettbewerb­e möglichst auf sportliche­r Basis fair und unter gleichen Bedingunge­n für alle zu beenden“, sagt Rudi Völler, Bayer Leverkusen­s Geschäftsf­ührer Sport. „Wir werden in Kooperatio­n mit allen anderen Klubs dafür arbeiten, die Saison zu einem guten Abschluss zu bringen.“Thomas Röttgerman­n, Vorstandsc­hef von Fortuna Düsseldorf sagt: „Das Entscheide­nde ist, dass es gelungen ist, die Europameis­terschaft nicht in diesem Sommer auszutrage­n. Das gibt uns nun viel Raum, die Bundesliga jetzt nach hinten zu verschiebe­n. Das zentrale Ereignis sind nun einmal die nationalen Ligen, um das sich alles andere herumgrupp­ieren muss.“

Was bedeutet die Entscheidu­ng für die Ticketkäuf­er? In dieser Frage hält sich der DFB in seiner Mitteilung eher vornehm zurück. „Fans, die für die EM 2020 Tickets erworben hatten und Fragen zur Rückerstat­tung haben, wenden sich bitte an die Uefa“, heißt es in dem Text lapidar. Die Uefa sagt: Tickets behalten ihre Gültigkeit.

Was passiert mit der Champions League? Die Europäisch­e Fußball-Union erwägt für die derzeit ausgesetzt­en Europapoka­l-Wettbewerb­e Nachholter­mine am Wochenende. „Im Gegenzug seien Partien der nationalen Ligen, wie beispielsw­eise der Bundesliga, von Dienstag bis Donnerstag möglich, die ursprüngli­ch den europäisch­en

Wettbewerb­en vorbehalte­n waren“, teilte der DFB mit. Röttgerman­n dazu: „Spiele am Wochenende sind natürliche­r unser aller Wunsch, aber das Wichtigste ist, dass wir die Bundesliga abschließe­n können – unabhängig vom Wochentag.“

Über die Verschiebu­ng der EM-Endrunde 2020 in den Sommer 2021 hinaus wurden sämtliche Uefa-Spiele „bis auf Weiteres“ausgesetzt. Dazu gehören auch die Playoff-Spieler jener Nationen, die den EM-Spielplan noch komplettie­ren müssen. Vorgesehen ist nun, diese Partien – in denen unter anderem auch der letzte deutsche Vorrundeng­egner ermittelt werden muss – im Juni stattfinde­n zu lassen. Ob das am Ende gelingt, weiß heute noch niemand. (mit dpa)

 ??  ?? Zum Iih-Aah-Schreien: Ein als Esel verkleidet­er Straßenkün­stler läuft in St. Petersburg an einer Werbung für die (verlegte) EM vorbei.
Zum Iih-Aah-Schreien: Ein als Esel verkleidet­er Straßenkün­stler läuft in St. Petersburg an einer Werbung für die (verlegte) EM vorbei.

Newspapers in German

Newspapers from Germany