Rheinische Post Viersen

Corona: Mobiles Diagnose-Zentrum nimmt den Betrieb auf

Am Dienstag startete die rollende Einrichtun­g in Kempen; mehr als 400 Menschen waren dort. Sie fährt alle Kommunen an. Nächster Halt ist Viersen.

- VON ANDREAS REINERS

KREIS VIERSEN Die Schlange der wartenden Autos war auf beiden Seiten der Schorndorf­er Straße in Kempen schon geraume Zeit vor der Öffnung des neuen mobilen Corona-Untersuchu­ngszentrum­s lang. Rund um das ehemalige Arnoldgelä­nde am Kempener Bahnhof ging zeitweise verkehrste­chnisch fast gar nichts mehr, bevor das Diagnoseze­ntrum gegen 13 Uhr am Dienstag den Betrieb aufnahm. Kurzfristi­g hatte der Kreis Viersen den Standort auf den Parkplatz auf dem Gelände von Kerzen Engels gegenüber dem Standort der Bundespoli­zei am Montagaben­d bekannt gegeben. Eigentümer Thomas Engels hatte zuvor seine Zustimmung gegeben. Mitarbeite­r der im benachbart­en Arnoldhaus ansässigen hausärztli­chen Gemeinscha­ftspraxis waren in Vollschutz im Einsatz, um denjenigen, die entweder zu Fuß oder mit dem Auto erschienen waren, einen Abstrich im Mund zu entnehmen.

Die beiden Ärzte Arndt Berson und Margot Kops hatten jede Menge zu tun. Denn bis zum Vormittag

hatten Arztpraxen aus Kempen und dem übrigen Kreisgebie­t mehr als 200 Patienten zum Corona-Test angemeldet. Mit dem mobilen Diagnoseze­ntrum, auf das sich Kreisverwa­ltung und Kassenärzt­liche Vereinigun­g im Vorfeld verständig­t hatten, will man die örtlichen Arztpraxen nun bei den Tests entlassen. Viele niedergela­ssene Ärzte haben häufig nicht die Kapazitäte­n, den Test unter den besonderen Sicherheit­svorkehrun­gen in separaten Räumen vorzunehme­n. Auch die Möglichkei­ten des Kreisgesun­dheitsamte­s im Viersener Kreishaus sind inzwischen weitgehend ausgeschöp­ft.

„Wir wollen mit dem mobilen Diagnoseze­ntrum den Bürgern im Kreisgebie­t entgegen kommen“, erklärte Kreisgesun­dheitsdeze­rnentin Katarina Esser, die am Dienstagmi­ttag nach Kempen gekommen war, um sich über den Ablauf der Auftaktakt­ion zu informiere­n. Möglich gemacht hat das Vorhaben unter anderem der Willicher Unternehme­r Heinz-Josef Bermes. Er hatte in Absprache mit Kreisbrand­meister Rainer Höckels einen ausrangier­ten Container der Duisburger Feuerwehr beschafft, ihn entkernen und für das Diagnoseze­ntrum herrichten lassen. Für Bermes, der sein Logistikun­ternehmen im Gewerbegeb­iet Münchheide in Willich hat, war die Aktion Ehrensache. Seit 42 Jahren ist er Mitglied im Löschzug Anrath der Freiwillig­en Feuerwehr Willich und hilft seit Jahren der Wehr, wenn sie Unterstütz­ung benötigt. Auf seinem Gelände sind Sonderfahr­zeuge der Feuerwehr geparkt, mit seinen eigenen Tankwagen hat er schon bei Bränden und während der extremen Trockenhei­t in den Sommermona­ten ausgeholfe­n, um Wasser zu Einsatzste­llen der Feuerwehr zu transporti­eren. „Wenn andere Menschen sich jetzt ehrenamtli­ch und unentgeltl­ich in der Krise einsetzen, dann mache ich das selbstvers­tändlich auch“, sagte Bermes. Über Kosten seiner speziellen Hilfsaktio­n wollte er nicht reden. Der kostenfrei hergericht­ete und zur Verfügung gestellte Container ist wie eine Arztpraxis im Kleinforma­t eingericht­et, sie bietet Platz für medizinisc­he Material. Mitarbeite­r und Mitarbeite­rinnen der Kempener Arztpraxis betraten sich in Schutzklei­dung. Auch das örtliche Rote Kreuz war an dem Einsatz beteiligt. Am Mittwoch fanden die Abstriche unter eigens aufgestell­ten roten Partyzelte­n statt. Sie sollen möglichst nicht in geschlosse­nen Räumen stattfinde­n, um die Ansteckung­sgefahr so gering wie möglich zu halten. Autofahrer konnten im Wagen sitzen bleiben. Durchs offene Seitenfens­ter entnahm Berson die Speichelpr­obe.

Zunächst sind drei Standorte geplant, an denen das mobile Diagnoseze­ntrum in den kommenden Tagen und Wochen Station macht. Neben Kempen gibt es am Mittwoch eine Testaktion auf dem Hermann-Hülser-Platz an der Festhalle in Viersen. Am Donnerstag wird in Lobberich der Parkplatz an der Werner-Jaeger-Halle (An den Sportplätz­en 2) angefahren. Am Freitag ist das Team wieder in Kempen. Welche Ärzte vor Ort im Einsatz sind, teilte der Kreis am Dienstag nicht mit.

Kritik hatte es bereits aus Wililch gegeben, weil für die zweitgrößt­e Stadt im Kreis Viersen kein eigener Untersuchu­ngsstandor­t vorgesehen ist. Man werde die aktuelle Lage in der Corona-Krise abwarten und gegebenenf­alls auch über weitere Standorte entscheide­n, so Kreisgesun­dheitsdeze­rnentin Esser, die Leiterin des Krisenstab­es des Kreises ist.

Wichtig: Die Tests sind jeweils zwischen 13 und 16 Uhr möglich. Personen, die sich testen lassen wollen, benötigen eine Überweisun­g ihres Hausarztes und müssen von diesem für den Abstrich angemeldet sein. Eine Überweisun­g für einen Test erhalten Patienten, die die üblichen Symptome (Atemnot, Fieber, Husten) aufweisen und Kontakt zu einer infizierte­n Person hatten oder aus einem Risikogebi­et zurückgeke­hrt sind.

Das Testergebn­is wird zunächst dem Hausarzt mitgeteilt. Der informiert seinen Patienten. Fällt der Test positiv aus, informiert der Hausarzt das Kreisgesun­dheitsamt.

Nordhein-Westfalen

 ?? FOTO: NORBERT PRÜMEN ?? Der Kempener Arzt Arndt Berson nimmt im Vollschutz­anzug einem Autofahrer eine Speichelpr­obe für den Corona-Test ab.
FOTO: NORBERT PRÜMEN Der Kempener Arzt Arndt Berson nimmt im Vollschutz­anzug einem Autofahrer eine Speichelpr­obe für den Corona-Test ab.

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