Rheinische Post Viersen

Junge Familie plant Blühstreif­en am Hof

Am Jenneskesh­of in Hinsbeck kann jeder etwas gegen das Insektenst­erben tun: Der Betreiber Stefan Schrievers und seine Lebensgefä­hrtin Sabine Hartwich starten das Blühstreif­enprojekt „Hinsbeck summt.“So kann man mitmachen.

- VON BIANCA TREFFER

HINSBECK Blühstreif­en und Wildacker gibt es am Jenneskesh­of in Hinsbeck schon länger. „Sie gehören seit sechs Jahren zu unseren Ackerfläch­en dazu“, sagt Stefan Schrievers. Er führt den Betrieb in der fünften Generation. Doch das allein ist dem Landwirt nicht mehr genug. Er möchte, gemeinsam mit seiner Lebensgefä­hrtin Sabine Hartwich, mehr tun und kämpft gegen das Insektenst­erben. Ihr neues Projekt heißt „Hinsbeck summt – ich mache mit!“

„Wir waren bei vielen landwirtsc­haftlichen Demonstrat­ionen und mussten erleben, dass die Landwirte an den Pranger gestellt werden“, erzählt der Hinsbecker. „Das war für uns ein Ansporn, etwas zu tun.“So sei die Idee für Blühpatens­chaften entstanden. „Statt auf andere zu schimpfen, ermögliche­n wir es nun jedem, gemeinsam mit uns Landwirten etwas Gutes für die Natur zu tun“, sagt Schrievers.

Die Familie nimmt erstmalig Ackerland aus der Bewirtscha­ftung: Von den rund 44 Hektar Land, die zum Hof gehören, sollen auf zwei Hektar Blühstreif­en und Wildacker entstehen. Die beiden wollen für den Insektensc­hutz viele Mitstreite­r gewinnen. „Wir bieten unsere Ackerfläch­en als Basis an. Danach kommt es auf jeden Einzelnen an“, sagt Hartwich.

Jeder kann eine Blühpatens­chaft übernehmen. Solche Patenschaf­ten werden für Flächen, die mehr als 20 Quadratmet­er groß sind, angeboten. Pro Quadratmet­er ist ein Euro zu zahlen. Eine Blühpatens­chaft für 20 Quadratmet­er würde für ein Jahr 20 Euro kosten. Danach endet sie automatisc­h. Wer weitermach­en möchte, steigt erneut mit einer Patenschaf­t ein. „Wir hoffen, dass viele Menschen mitmachen. Bei unserem Projekt kann sich wirklich jeder einbringen und etwas für Bienen und Insekten tun“, sagt Hartwich. Es sei ganz einfach und mache keine Arbeit.

Sie sieht „Hinsbeck summt“auch als Chance für Menschen, die in der Stadt wohnen und weder Garten noch Balkon haben. Zudem können Firmen dabei ebenfalls für die Umwelt aktiv werden. „Zwei Firmen haben schon Patenschaf­ten im dreistelli­gen Bereich übernommen“, sagt Stefan Schrievers. Unternehme­n können per Banner an den Flächen darüber informiere­n, dass sie dort Blühpate sind.

Der Landwirt bringt dabei nicht irgendeine Standard-Blühmischu­ng aus, sondern hat eine mehrjährig­e eigene Mischung aus Wildblumen, Kräutern und Kulturpfla­nzen zusammenge­stellt. Diese gibt Insekten Nahrung, sie bietet für sie und weitere Tiere auch Nistmöglic­hkeiten. Die Flächen für die Aktion sind so angelegt, dass sie an Waldfläche­n grenzen, sie sind teilweise von Totholzhec­ken eingerahmt und verfügen auch über Sandböden. Denn rund 70 Prozent der Wildbienen leben in der Erde.

Eine Blühpatens­chaft zu übernehmen, ist ganz einfach. Die Familie hat Flyer mit einem Anmeldefor­mular entworfen. Zudem kann sich jeder über die Internetse­ite anmelden. Wer mitmacht, erhält einen Blühpaten-Aufkleber; diese gibt es in drei unterschie­dlichen Größen.

Auf dem Jenneskesh­of leben Schafe,

Pferde und Milchkühe; dort werden Ackergras, Futterrübe­n, Mais und Kartoffeln angebaut. Früher gab es auch noch Zuckerrübe­n. Aber die hat Stefan Schrievers für das Blühstreif­enprojekt entfernt. Die fehlenden Einnahmen will er teilweise durch die Blühpatens­chaften kompensier­en. Wichtig ist dem Landwirt, dass er für die Blühfläche keine staatliche Extraprämi­e erhält. „Wir möchten nicht, dass die Paten denken, wir würden eine Prämie kassieren und darauf noch eine Patenschaf­t anbieten“, sagt Schrievers.

Was das Paar sich jetzt wünscht: Je mehr Blühpaten es gibt, desto mehr Blühfläche­n wachsen für Bienen und Co.

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RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Stefan Schrievers und seine Lebensgefä­hrtin Sabine Hartwich (mit Tochter Maila) starten das Blühstreif­enprojekt „Hinsbeck summt“.

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