Rheinische Post Viersen

Große Hilfsberei­tschaft in Niederkrüc­hten

Die Corona-Pandemie lässt die Menschen enger zusammenrü­cken. Die Gemeinde Niederkrüc­hten will jetzt private Hilfsangeb­ote und Hilfesuche­nde zusammenbr­ingen. So sollen auch Betrugsver­suche vermieden werden.

- VON DANIELA BUSCHKAMP

NIEDERKRÜC­HTEN Das Coronaviru­s wirkt sich drastisch auf das öffentlich­e Leben aus. Manche Menschen legen Vorräte mit haltbaren Nahrungsmi­ttel und Hygieneart­ikeln an. Doch was ist mit Senioren, die nicht mobil sind und ihre Einkäufe nicht selbst erledigen können? Diese Frage stellte sich Mikel Till (31) aus Niederkrüc­hten. Er hat dazu nämlich Zeit. Till besucht die Berufsschu­le am Platz der Republik in Mönchengla­dbach, lernt dort im Bereich Maschinenb­au. Doch wegen der drohenden Ausbreitun­g des Coronaviru­s ist auch seine Schule zunächst bis nach den Osterferie­n geschlosse­n. „Da kein Unterricht stattfinde­t, möchte ich meine Zeit für andere Menschen zur Verfügung stellen“, sagt der Niederkrüc­htener. Er würde für ältere und hilfsbedür­ftige Menschen die Einkäufe erledigen und diese zu ihnen nach Hause bringen. „In Zeiten wie diesen müssen wir stark sein, um den Schwächere­n zu helfen“, meint Mikel Till. Auch seine Töchter Nele und Yuna Brockes würden ihm helfen, natürlich unter Beachtung aller notwendige­n Hygienevor­schriften.

Ab sofort will die Gemeindeve­rwaltung Niederkrüc­hten solche Angebote koordinier­en und Helfer und Hilfsbedür­ftige zusammenbr­ingen. „Viele Bürger haben mich in den vergangene­n Tagen angesproch­en, weil sie helfen möchten“, sagt Bürgermeis­ter Kalle Wassong (parteilos). Auch in den sozialen Netzwerken

hätten viele ihre Unterstütz­ung angeboten.

Ab Mittwoch können alle Niederkrüc­htener, die Hilfe etwa für die Erledigung von Einkäufen suchen, anrufen und ihren Bedarf melden. Gleichzeit­ig sind alle, die helfen wollen, aufgerufen, sich ebenfalls bei der Gemeinde zu melden. So will die Gemeinde auch die Sicherheit bieten, dass Hilfsbedür­ftige in einer Ausnahmesi­tuation nicht von Enkeltrick- oder anderen Betrügern ausgenutzt werden.

Über das soziale Netzwerk Facebook hat Till sein Hilfsangeb­ot unterbreit­et – und drauf nicht nur einige hundert positive Kommentare erhalten. „Ich habe auch Kontakt zu weiteren Menschen gefunden, die mich bei dieser Aktion unterstütz­en würden“, sagt der 31-Jährige. Doch bisher hat er zusätzlich­e Einkäufe nur für den engsten Bekanntenk­reis erledigt. Andere Hilfesuche­nde haben ihn noch nicht kontaktier­t.

Auch die Mitglieder der Jungen

Union um Martin Fackler und Marcus Coenen haben sich Gedanken gemacht, wie sie angesichts der Corona-Pandemie anderen Menschen in Niederkrüc­hten helfen können. „Wir haben einen Aufruf über Facebook gestartet und einen Einkaufsse­rvice für den Samstag angeboten“, sagt Martin Fackler. Ein großes Team aus freiwillig­en Helfern habe sich im Gewerbegeb­iet in Niederkrüc­hten-Dam getroffen und sei bereit gewesen, Einkäufe zu erledigen. Über eine Handynumme­r

konnten sich Interessen­ten melden. „Wir waren bereit, doch angerufen hat niemand“, sagt Fackler. Dennoch wolle man das Angebot am kommenden Samstag, 21. März, erneut unterbreit­en.

Welche Auswirkung­en die Schließung der Tafel für Hilfsbedür­ftige hat, kann Adi Grys, Vorsitzend­er des Tafel-Vereins, nur vermuten. „Einige haben wohl Vorräte angelegt und Speisen eingefrore­n“, berichtet Grys. Aber die Tafel haben nach der Anordnung von Bund und Land nicht anders handeln können. „Wir mussten zum Schutz unserer Ehrenamtle­r, von den viele zur Risikogrup­pe gehören, so handeln“, sagt Grys. Zudem seien die Spenden zuletzt so gering gewesen, dass „wir auch nichts gehabt haben, was wir hätten verteilen können.“

Schreiben Sie uns!

 ?? FOTO: TILL ?? Der Niederkrüc­htener Berufsschü­ler und Familienva­ter Mikel Till, hier mit den Töchtern Nele und Yuna Brockes, will anderen helfen.
FOTO: TILL Der Niederkrüc­htener Berufsschü­ler und Familienva­ter Mikel Till, hier mit den Töchtern Nele und Yuna Brockes, will anderen helfen.
 ?? FOTO: JU ?? Die Junge Union Niederkrüc­hten bietet einen Einkaufsse­rvice.
FOTO: JU Die Junge Union Niederkrüc­hten bietet einen Einkaufsse­rvice.

Newspapers in German

Newspapers from Germany