Stindl erweitert Roses Stil
Als Marco Rose Borussias Trainer wurde, gab es durchaus Experten, die fragten, was denn nun aus Kapitän Lars Stindl werden würde. Verletzt war er, als die neue Zeitrechnung in Gladbach begann, und irgendwie verortete man ihn in einer anderen Art des Fußballs als der, die Rose einführen sollte. Stindl ist ein kickender Feingeist, ein Mann mit einem intensiven Gefühl für das Spiel, den Ball und die entscheidenden Räume, einer, der Fußball als Spiel versteht und nicht als Kampf. Würde er dem Rose-Fußball genügen?
Die Antwort ist: Ja. Und zwar ohne Zweifel. Vielmehr noch: Stindl hat nach seiner Rückkehr und einer Eingewöhnungszeit den Rose-Stil in Gladbach nochmal um einen neuen Akzent erweitert, mit ihm ist es möglich geworden, das in den Jahren zuvor entwickelte Gladbach-Tiki-Taka effektiv mit der Trainer-Idee des Spiels zu vermählen. Und weil in der Rose-Systematik auch wieder Platz für einen Spielmacher ist, hat Stindl, der in seiner Art zu spielen prädestiniert ist für den Job, zugleich auch die perfekte Position bekommen, wenn er nicht gerade im Zentrum des Sturms gebraucht wird.
Dass der Kapitän nicht nur für Fußball, sondern auch für Tore steht, stärkt seine Position im Team. Seine Doppelpacks in Düsseldorf und vor allem in Augsburg waren die Basis für sechs wichtige Punkte, die Borussia halfen, den Angriff der aufstrebenden Leverkusener vor dem Bundesliga-Stopp
abzuwehren und als Vierter in die Pause zu gehen.
Stindl beherrscht indes nicht nur die feine Klinge, er kann auch mal robuster zu Werke gehen – wie es sich für einen, der vorangehen will, gehört. So ist der 31-Jährige zwar noch keiner von denen, die zwangsläufig immer spielen, doch zu dieser Riege gehört kein Offensivspieler. Der Angriff ist der Mannschaftsteil, in dem Rose am meisten rotiert. Trotzdem ist Stindl für Rose ein wichtiger Faktor geworden und somit der große Gewinner der bisherigen Rückrunde.
Das war in der Hinrunde auch Laszlo Bénes. Der schmale Slowake kam mit viel Energie nach der Leihzeit aus Kiel zurück und überzeugte mit dynamischen und engagierten Auftritten. Bis Mitte Dezember war er fast immer im
Kader und spielte sogar meistens von Beginn an. Das war zuletzt am 15. Dezember beim 1:2 der Gladbacher beim VfL Wolfsburg der Fall. Seitdem hat der 22-Jährige keine Sekunde mehr gespielt. Der Fall des Laszlo Bénes ist bemerkenswert. Er ist der große Verlierer im Jahr 2020.