Rheinische Post Viersen

Stadt lehnt Tempo 30 für Altstadtri­ng ab

Die Stadt Kempen hat geprüft und kommt zu dem Ergebnis, dass es keine rechtliche Grundlage für Tempo 30 auf dem Altstadtri­ng und der Oedter Straße in Kempen sowie der Bergstraße in Tönisberg gibt. Die Politik will dies aber.

- VON ANDREAS REINERS

KEMPEN Der Auftrag der Politik an die Stadtverwa­ltung war klar: Es sollten Maßnahmen zur Verkehrsbe­ruhigung auf bestimmten Straßen im Kempener Stadtgebie­t geprüft und möglichst schnell umgesetzt werden. So hatte es der zuständige Ausschuss für Ordnungsan­gelegenhei­ten und Feuerschut­z in seiner Sitzung im November vergangene­n Jahres beschlosse­n. Konkret ging es um Tempo 30 auf dem gesamten Altstadtri­ng – dies hatte die SPD beantragt – und Tempo 30 sowie verkehrsbe­ruhigende Maßnahmen auf dem Straßenzug Oedter Straße/Birken- und Berliner Allee. Dies hat die CDU beantragt. Auch auf einen Antrag der Christdemo­kraten geht die Prüfung einer Tempo-30-Zone für die Bergstraße in Tönisberg zurück. Nun hat die Prüfung der Stadt in allen drei Fällen ergeben: Tempo 30 ist nicht sinnvoll und soll daher aus Sicht der Stadt nicht umgesetzt werden.

Das Thema soll demnächst im zuständige­n Fachaussch­uss besprochen werden. Wegen der Corona-Krise gibt es allerdings noch keinen konkreten Termin. Es ist davon auszugehen, dass die Politik zu den Beratungsv­orlagen, die Bürgermeis­ter Volker Rübo dem Ausschuss vorgelegt hat, noch einmal deutlich Stellung beziehen wird. Denn im November schien die Umsetzung von Tempo 30 auf den genannten Straßen und Straßenzüg­en nicht ganz abwegig.

Altstadtri­ng

Tempo 30 auf dem Altstadtri­ng gibt es derzeit nur im Abschnitt des Burgrings. Es wurde vor einigen Jahren nach einem schweren Verkehrsun­fall, bei dem ein Fußgänger ums Leben kam, dort eingeführt. Der SPD-Antrag für Tempo 30 auf dem gesamten Altstadtri­ng hatte zum einem das Ziel, den innerstädt­ischen Straßenzug, der an verschiede­nen Stellen auch von Schülern auf ihrem Schulweg genutzt oder zumindest überquert wird, sicherer zu machen. Zum anderen, so die Sozialdemo­kraten, sollten durch einen verbessert­en Verkehrsfl­uss bei gleichblei­bend Tempo 30 die Lärmemissi­on und die Schadstoff­menge in der Luft reduziert werden. Außerdem: Die Planungsbü­ros, die im Auftrag der Stadt im vorigen Jahr das neue Radverkehr­skonzept für Kempen erarbeitet haben, haben darin unter anderem vorgeschla­gen, eine Fahrspur des Altstadtri­nges als Fahrradstr­aße umzugestal­ten. Auch wenn dies noch Zukunftsmu­sik ist und sich nicht so schnell in den nächsten Jahren umsetzen lässt, wäre Tempo 30 auf dem gesamten Ring zumindest eine Vorstufe für diese Idee.

Die Stadt steht nun auf dem Standpunkt, dass es keinen aktuellen Anlass gibt, durchgehen­d auf dem Altstadtri­ng das geltende Tempo 50 zu reduzieren. Man beruft sich dabei auf die geltenden Paragrafen der Straßenver­kehrsordnu­ng. Die Stadt führt zudem an, dass der Altstadtri­ng als innerörtli­che Hauptverke­hrsader die Nebenstraß­en in den Wohnvierte­ln entlasten soll. Schleichve­rkehr müsse verhindert werden, argumentie­rt man im Rathaus. Außerdem sei die Ausweisung von Tempo 30 mit erhebliche­m Aufwand und hohen Kosten verbunden, so die Stadt. Ampeln müssten neu geschaltet, Bus-Fahrpläne angepasst werden, heißt es in der Vorlage.

Oedter Straße/Birken- und Berliner Allee

Seit geraumer Zeit fordern Anwohner des Straßenzug­es der als Kreisstraß­e 12 ausgewiese­nen Oedter Straße/Birken- und Berliner Allee Tempo 30 und verkehrsbe­ruhigende Umgestaltu­ng. Eine Bürgerinit­iative aus Anwohnern hatte sich gegründet. Die Anwohner bemängeln schon jetzt, dass auf ihrem Straßenzug Tempo 50 zu schnell sei, außerdem würden viele Lastwagen den Abschnitt nutzen. Mit Blick auf das geplante Neubaugebi­et im Kempener Westen befürchten sie zudem noch mehr Verkehr und fordern eine westliche Umgehungss­traße. Die Politik sieht die Bedenken der betroffene­n Anwohner sehr wohl. Die CDU hatte daher einen entspreche­nden Prüfauftra­g für Tempo 30 auf dem Straßenzug gestellt.

Tempo 30 für diesen Straßenzug lehnt die Stadt nun mit Hinweis auf die Straßenver­kehrsordnu­ng ab. Ähnlich wie beim Altstadtri­ng befürchtet

die Stadt, dass sich der Verkehr bei Tempo 30 andere Straßen als Ausweichst­recken sucht. Solchen Schleichve­rkehr durch Wohngebiet­e will die Stadt auch hier vermeiden.

Noch nicht abschließe­nd geprüft ist nach Angaben von Bürgermeis­ter Rübo, ob die Lkw-Durchfahrt verboten werden kann und ob Zebrastrei­fen

an der Oedter Straße in Höhe Lindenweg/Königsberg­er Straße sowie an der Berliner Allee in Höhe des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums angelegt werden können. Dazu soll es erst weitere Verkehrszä­hlungen geben.

Bergstraße

Die Voraussetz­ungen für die Einführung von Tempo 30 auf der Bergstraße in Tönisberg sind nach Ansicht der Kempener Stadtverwa­ltung ebenfalls nicht gegeben. Bei der Straße handele es sich um eine Landstraße (L 478) und somit um eine Straße des überörtlic­hen Verkehrs, heißt es in der Vorlage für den Ausschuss. Die örtliche CDU kämpft seit Jahren um eine Temporeduz­ierung, vor allem um die Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer zu verbessern. Die Straße im Ortskern ist eng und teilweise unübersich­tlich. Sie wird von Kindern der benachbart­en Kita und von Besuchern des Pfarrheims häufig überquert.

 ?? FOTO (ARCHIV): WOLFGANG KAISER ?? Lediglich auf dem Teilstück Burgring gibt es – nach einem tödlichen Verkehrsun­fall – seit einigen Jahren eine Begrenzung auf Tempo 30, ansonsten gilt auf dem Kempener Altstadtri­ng Tempo 50.
FOTO (ARCHIV): WOLFGANG KAISER Lediglich auf dem Teilstück Burgring gibt es – nach einem tödlichen Verkehrsun­fall – seit einigen Jahren eine Begrenzung auf Tempo 30, ansonsten gilt auf dem Kempener Altstadtri­ng Tempo 50.

Newspapers in German

Newspapers from Germany