Der Offensivmotor
Florian Neuhaus ist am häufigsten an Aktionen beteiligt, die Borussia mit einem Torschuss abschließt. Das passt zum optischen Eindruck seiner Stärke.
Für Florian Neuhaus läuft das Jahr 2020 bislang sportlich sehr zufriedenstellend. So richtig startete sein Aufschwung nach einer problematischen Hinrunde mit dem Traumtor gegen Mainz 05, als er mit seinem Lupfer aus knapp 40 Metern den 3:1-Endstand besorgte. Es war ein klares Signal an Marco Rose, der Neuhaus – zur Überraschung des 23-Jährigen – dort nicht für die Startelf nominiert hatte. Das hatte sein Trainer registriert, auch die Konstanz in seiner Leistungsstärke. „Es sitzen zwar auch einige andere draußen, die in die erste Elf gehören, aber die Nachhaltigkeit, die er derzeit zeigt, lässt mich da auch nicht überlegen“, sagte Rose später nach dem 4:1 in Düsseldorf, als Neuhaus erneut traf und ein starkes Spiel machte.
Die Erklärung für die Form, die ihm diese Startelfgarantie einbrachte, ist recht simpel. Ihm habe die Winterpause zur Regeneration und Aufarbeitung des Jahres 2019 sehr gut getan, ebenso die neue Rolle als Sechser im Mittelfeld, in der er sich das Selbstvertrauen für die guten Leistungen geholt habe, sagte Neuhaus im Interview mit unserer Redaktion vor einem Monat.
Schon als bloßem Zuseher ist der Mittelfeldmann einer der Motoren im Offensivspiel der Borussen. Neuhaus hat ein Gespür für Räume, weiß, wie und wohin er sich bewegen muss, er hat die nötige Technik, um kreativ zu sein, auch nun den
Mut aufgrund des Selbstvertrauens. Neuhaus ist einer der Spieler, der immer in die Offensive gehen will, Rückpässe spielt er nur, wenn es nicht anders geht.
Doch eine Bilanz macht noch deutlicher, wie wichtig Neuhaus für Borussias Offensive in dieser Saison ist. Nach dieser ist er sogar der größte Antreiber. Laut Statistikanbieter „Opta“ist Neuhaus der Gladbacher, der am häufigsten an Angriffen beteiligt ist, die das Team mit einem Torschuss abschließt. 104-mal hatte Neuhaus, der in 21 von 25 Ligaspielen zum Einsatz kam, seine Füße im Spiel in Situationen, in denen Borussia zum Abschluss kam. Einzig Alassane Plea (103) ist ähnlich produktiv in dieser Hinsicht, jedoch als deutlich offensiverer Spieler. Es folgen Marcus Thuram (83), Denis Zakaria (79) und Stefan Lainer (63).
Kein Wunder also, dass Neuhaus eine Zukunft in der Nationalmannschaft zugetraut wird, er galt sogar als möglicher Kandidat für einen Platz im Kader der Europameisterschaft 2020. Aufgrund der Verschiebung der EM um ein Jahr, die die Uefa am Dienstag beschlossen hat, dürfte diese Chance nun noch ein wenig größer sein.
Das Gute dabei für Borussia: In der Hinrunde, als es für Neuhaus noch nicht so gut lief, haben sich der Klub und der Spieler gegenseitig ein klares Zeichen der Wertschätzung gegeben. Die Gladbacher boten ihrem Spieler, der 2017 ablösefrei von 1860 München an den Niederrhein wechselte und in seiner ersten Saison an Düsseldorf verliehen wurde, einen neuen Vertrag an, machten ihm klar, dass er eine große Rolle in den Zukunftsplanungen des Klubs spielt. Neuhaus nahm das Angebot an und verlängerte bis 2024. „Ich habe von Anfang an das Vertrauen gespürt, im Team ist eine gute Stimmung, der Klub hat eine große Strahlkraft, wir haben super Fans – deswegen gab es für mich auch keinen Grund zu überlegen“, sagte Neuhaus.
Wie seine Gladbacher Kollegen wartet der Mittelfeldspieler darauf, dass sich die Corona-Problematik bald so normalisiert, dass der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden kann. Neuhaus will möglichst schnell seinen Offensivmotor wieder anschmeißen.