Altenhelferin trotz Corona-Krise gekündigt
Melanie Kleiber half Senioren im Alltag zu Hause. Dann bekam sie Fieber.
MEERBUSCH Als Melanie Kleiber am Wochenende ihre Post durchsieht, fallen ihr zwei Umschläge ihres Arbeitgebers auf; ein normaler Brief und ein Einwurfeinschreiben. „Ich dachte, was will die Caritas denn von mir“, sagt die 40-Jährige. Als sie die Schreiben öffnet, sieht sie, dass der Caritasverband „Krefeld & Meerbusch“ihr kündigt. „Das fühlte sich so an, als hätte ich einen Eimer mit kaltem Wasser ins Gesicht geschüttet bekommen“, sagt sie.
Kleiber hat für die Caritas in der Pflegestation Meerbusch als sogenannte Alltagshelferin gearbeitet. „Ich habe Senioren im Haushalt geholfen – zum Beispiel ihnen die Wäsche gemacht“, sagt sie. Die Stelle hatte sie erst am 1. März angetreten und befand sich dementsprechend noch in der Probezeit. Der Grund für die Kündigung sei ihr nicht mitgeteilt worden, sagt sie. „Ich habe wirklich nichts Schlimmes gemacht. Ich weiß nicht, wieso die mich nicht mehr haben wollten“, sagt sie. Aber sie hat eine Vermutung. „Ich wurde Mitte des Monats krank. Und ich hatte wegen der Corona-Pandemie natürlich Sorge, weiter Kontakt mit
Senioren zu haben“, sagt sie. „Ich habe Fieber gemessen und festgestellt, dass ich welches habe.“Darüber informierte sie ihren Arbeitgeber. „Dort sagte man mir, dass ich auch mit Fieber weiter arbeiten könnte, solange ich mich gut fühle. Das fand ich aber grob fahrlässig“, sagt Kleiber. Daraufhin ging sie zum Arzt, der sie für zwei Wochen krankschrieb. Die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung habe sie umgehend an ihren zuständigen Caritasverband geschickt. „Ich vermute, dass meine Krankheit der Grund für meine Kündigung war“, sagt sie.
Der Caritasverband Krefeld mit der Außenstelle Meerbusch weist diesen Vorwurf allerdings entschieden zurück. „Ihr wurde nicht aufgrund ihrer Krankmeldung gekündigt. Dafür gab es mehrere andere Gründe, die wir nicht öffentlich nennen können“, sagte eine Sprecherin der Caritas. Sie sagt, dass Melanie Kleiber zunächst zur Einarbeitung mit einer anderen Kollegin für einige Zeit gemeinsam unterwegs gewesen sei. Diese andere Kollegin sei am 12. März erkrankt. „Daraufhin war Frau Kleiber drei Tage nicht im Einsatz (Freitag, Samstag und Sonntag, Anm. d. Red.). Danach ist ihr gesagt worden, dass sie weiter arbeiten kann, so lange sie sich gut fühlt“, erklärte die Sprecherin. Am 16. und 17. März habe die Mitarbeiterin wieder gearbeitet. Am 18. März habe sie sich bei der Caritas gemeldet und mitgeteilt, dass sie sich krank fühle. „Daraufhin wurde sie gebeten, einen Arzt aufzusuchen.“, so die Sprecherin.
Grundsätzlich fehlen seit Jahren in der Seniorenpflege Pfleger und Helfer. Die Corona-Pandemie hat die Lage noch einmal drastisch verschärft. Der Verband für häusliche Betreuung und Pflege warnte bereits aufgrund fehlender Pflegekräfte aus Osteuropa vor einem Versorgungsnotstand. Der Verband, so berichtet es das ARD-Magazin „Report Mainz“, rechne damit, dass ab Ostern schrittweise bis zu 200.000 Menschen nicht mehr zu Hause versorgt werden könnten. Die Caritas in Krefeld kennt die Problematik. „Fachkräfte in der Pflege sind schwer zu bekommen. Allerdings hat Frau Kleiber nicht in der Pflege als Fachkraft gearbeitet, sondern als Alltagshelferin“, so die Sprecherin. „Eine Kündigung überlegen wir uns aus verschiedenen Gründen immer sorgfältig – unter anderem haben wir ja auch in die Einarbeitung investiert“, sagt sie.
Melanie Kleiber hat sich mittlerweile mit ihrer Kündigung abgefunden. „Aber ich will natürlich gerne den Grund genau wissen“, sagt sie. Sie möchte künftig aber weiter in der Altenpflege tätig sein. „Ich arbeite gerne mit Menschen zusammen und freue mich, wenn ich mit meiner Arbeit anderen helfen kann“, sagt sie.