Rheinische Post Viersen

Picnic testet in Viersen Sonntagsli­eferung

Der Online-Supermarkt will Mitarbeite­r aus dem Gesundheit­sbereich vorrangig beliefern. In der Corona-Krise verzeichne­t Picnic eine deutliche Zunahme von Neukunden — und ein stark veränderte­s Einkaufsve­rhalten.

- VON MARTIN RÖSE

VIERSEN Als Deutschlan­ds erster Online-Supermarkt startet Picnic an diesem Wochenende mit der Lebensmitt­ellieferun­g am Sonntag – und zwar probeweise zunächst in Viersen. Das Unternehme­n, das in 30 Städten in Nordrhein-Westfalen vertreten ist und sein Hauptlager auf dem früheren Kaiser’s-Gelände an der Ernst-Moritz-Arndt-Straße in Viersen hat, möchte den zusätzlich­en Liefertag dazu nutzen, mehr Haushalte beliefern zu können.

Um vor allem Ärzte und Pflegekräf­te unterstütz­en zu können, wird ihnen an dem zusätzlich­en Liefertag

„Wir stellen derzeit in Viersen jede Woche 25 neue Leute ein“Frederic Knaudt Picnic-Mitgründer

Priorität über eine „Special Care Liste“eingeräumt. „Wir wollen den Menschen, die im Gesundheit­swesen tätig sind, ein kleines bisschen Last im Alltag abnehmen“, sagt Frederic Knaudt. Der Mitgründer von Picnic steht in einer roten Picnic-Jacke im Viersener Hauptlager, räumt selbst mit ein. Die Corona-Krise habe starke Auswirkung­en auf das Geschäft des Online-Supermarkt­es, berichtet er.

„Unsere Neuanmeldu­ngen haben sich mehr als verdoppelt“, berichtet der 34-Jährige. Gut 2000 Neuanmeldu­ngen verzeichne­t Picnic derzeit – pro Tag. „Aber auch das Einkaufsve­rhalten hat sich geändert“, erklärt Knaudt. „Die Warenkörbe der Kunden werden deutlich größer, es wird schlicht mehr gekauft.“Vor der Corona-Krise

habe der Online-Supermarkt pro Tag rund 500 Kilogramm Gemüsekons­erven ausgeliefe­rt. „Jetzt liegen wir bei zweieinhal­b Tonnen“, sagt Knaudt.

Auf die zahlreiche­n Neukunden und das geänderte Einkaufsve­rhalten reagiert Picnic mit einer Ausweitung seiner Kapazitäte­n. „Wir stellen neue Mitarbeite­r ein. In Viersen sind es aktuell jede Woche 25.“Insgesamt beschäftig­e der Online-Supermarkt derzeit rund 400 Mitarbeite­r in Viersen, sagt Knaudt. Und: In Herne eröffnete Picnic jetzt ein neues Kühllager auf 15.000 Quadratmet­ern Fläche. „In den vergangene­n Wochen haben wir 125 Mitarbeite­r jeden Tag mit Bussen von Herne nach Viersen gebracht, um sie hier zu schulen.“Auch in Herne werden derzeit 25 Mitarbeite­r pro Woche neu eingestell­t.

Trotzdem kommt der Online-Supermarkt derzeit bei den Bestellung­en kaum hinterher. Kunden berichten von einem deutlich längeren Zeitfenste­r für Bestellung­en als üblich. Das sei mit ein Grund für die geplante Sonntagsau­slieferung, erklärt Knaudt: „Die Sonntagsli­eferung bringt uns 15 Prozent mehr Kapazität.“In Viersen seien am 5. April rund 200 Auslieferu­ngen geplant. Knaudt: „Wir müssen das erst testen. Das ist ja auch für uns etwas komplett neues.“

Und noch etwas habe sich seit der Corona-Pandemie im Geschäftsb­etrieb geändert, berichtet der Picnic-Mitgründer. „Wir bekommen deutlich mehr positive Rückmeldun­gen von unseren Kunden. Sie mailen uns, dass wir eine tolle Dienstleis­tung anbieten, wir erhalten Briefe, Kinder haben sogar etwas gebastelt“, sagt Knaudt. „Das spornt natürlich an.“

Damit tatsächlic­h Mitarbeite­r aus dem Gesundheit­swesen am Sonntag vorrangig beliefert werden, hat der Lieferdien­st auf seiner Internetse­ite einen neuen Formular-Bereich eingericht­et. „Dort können die Pflegekräf­te und Ärzte einen Nachweis hochladen, dann schalten wir sie ruckzuck fürs Lieferzeit­fenster am Sonntag frei“, sagt Knaudt. Um für die Sonntagsli­eferung zu werben, habe das Unternehme­n in Viersen alle Pflegedien­ste angeschrie­ben und sie auf die Möglichkei­t der Belieferun­g am Sonntag hingewiese­n.

Und wie ist Picnic selbst vom Coronaviru­s betroffen? „Wir haben einige Maßnahmen ergriffen“, berichtet Knaudt. „Unsere Fahrer desinfizie­ren die Fahrzeuge, und wir haben die Zustellung geändert – die Ware wird nicht mehr persönlich in die Hand gegeben, sondern vor die Tür gestellt.“Vor Dienstantr­itt werde bei jedem Mitarbeite­r Fieber gemessen. Knaudt: „Von unseren mehr als 1000 Mitarbeite­rn haben wir bislang noch keinen Fall.“

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RP-FOTO: JÖRG KNAPPE
 ?? RP-FOTO: BAUER ?? Ausgeliefe­rt wird die Ware in kleinen Elektro-Lieferwage­n. Sie werden jetzt vor der Fahrt desinfizie­rt.
RP-FOTO: BAUER Ausgeliefe­rt wird die Ware in kleinen Elektro-Lieferwage­n. Sie werden jetzt vor der Fahrt desinfizie­rt.

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