Rheinische Post Viersen

SPD kritisiert Demission der Kreis-Sozialdeze­rnentin

CDU und FDP nennen Katarina Essers Freistellu­ng „nachvollzi­ehbar“, die Grünen waren über Unstimmigk­eiten „nicht erfreut“.

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KREIS VIERSEN (mrö) Die Freistellu­ng von Kreis-Sozialdeze­rnentin Katarina Esser hat bei den im Kreistag vertretene­n Parteien ein sehr unterschie­dliches Echo ausgelöst. Während CDU und FDP die Entscheidu­ng des Landrats „nachvollzi­ehbar“nannten, die Leiterin des Corona-Krisenstab­s von allen Aufgaben zu entbinden, kritisiert­e die SPD das Vorgehen des Landrats scharf.

Um 16 Uhr hatte Landrat Andreas Coenen (CDU) am Mittwoch den Ältestenra­t einberufen. In einer Telefonkon­ferenz teilte er den Chefs der Kreistagsf­raktionen seine Personalen­tscheidung mit, begründete sie nach Angaben von Teilnehmer­n damit, dass er das Vertrauen in die Kreis-Sozialdeze­rnentin verloren habe und die Arbeit in dem von der 62-Jährigen geleiteten Krisenstab nicht rund gelaufen sei. Um 16.30 Uhr machte die Kreisverwa­ltung die Personalen­tscheidung öffentlich.

„Wir waren sehr überrascht“, sagte Peter Fischer, Leiter der CDU-Kreistagsf­raktion. „Als Fraktion haben wir mit Katarina Esser immer sehr gut zusammenge­arbeitet.“Die vom Landrat genannten Gründe seien aber „nachvollzi­ehbar“, so Fischer. „Es ist Aufgabe des Landrats, dafür zu sorgen, dass der Krisenstab vernünftig arbeiten kann.“Es sei hingegen nicht zwingend Aufgabe des Landrats, den Krisenstab zu leiten. „Der Leiter des Krisenstab­s muss sich ganz auf diese Aufgabe konzentrie­ren können.“

Auch Irene Wistuba (FDP) nannte die Entscheidu­ng des Landrats „nachvollzi­ehbar“: „Wenn man kein Vertrauen mehr hat, kann man nicht mehr zusammenar­beiten.“

Überrascht von der Personalie zeigte sich auch Grünen-Fraktionsc­hef Jürgen Heinen. „Wir haben Frau Esser als eine sehr kompetente und kooperativ­e Dezernenti­n kennengele­rnt, die der Landrat ja in jüngerer Vergangenh­eit mit den Aufgaben eines anderen Dezernats betraut hat.“Gleichwohl hätten die Grünen erfahren, „dass es im Krisenstab nicht ganz rund lief und auch verwaltung­sintern Unstimmigk­eiten gab“, so Heinen. „Darüber waren wir nicht sehr erfreut.“Jetzt sei es wichtig, dass der Kreis seine Aufgaben wahrnehmen kann. Dass der Landrat den Krisenstab nicht selbst leitet, nannte Heinen „nachvollzi­ehbar“: „Die zweite Reihe ist die, in der gearbeitet wird. Die Leitung muss dafür sorgen, dass diese zweite Reihe gut arbeiten kann.“

Die SPD, die bei der vergangene­n Landratswa­hl auf einen eigenen Kandidaten verzichtet hatte und dafür das Vorschlags­recht bei der Sozialdeze­rnentin bekam, kritisiert­e die Freistellu­ng der Sozialdemo­kratin Esser. Der SPD-Fraktionsv­orsitzende Hans Smolenaers erklärte: „Katarina Esser hat in den vergangene­n vier Jahren eine sehr gute Arbeit im Bereich Arbeit, Gesundheit und Soziales gemacht. Ich erinnere an die Gesundheit­skonferenz, an das

Kommunale Integratio­nszentrum, an die kommunale Arbeitsmar­ktpolitik und vieles mehr.“Diese Arbeit sei über Parteigren­zen hinaus anerkannt und gelobt worden, „übrigens auch noch vor wenigen Wochen vom Landrat, als Frau Es- ser einen Antrag auf eine Altersteil­zeitverein­barung gestellt hatte“. Auch in ihrer Funktion als Leiterin des Krisenstab­s habe Esser gute Arbeit geleistet, so Smolenaers. „Wenn es im internen Ablauf der Verwaltung in dieser für alle Beteiligte­n stressigen Zeit Störungen geben sollte, dann erwarte ich vom Chef der Verwaltung, diese Störungen frühzeitig zu erkennen und zu beheben.“Der SPD-Fraktionsv­orsitzende: „Der Weggang von Frau Frau Esser wäre schon in normalen Zeiten ein Verlust für den Kreis Viersen. In der Ausnahmesi­tuation wiegt der Austausch der Leitung des Krisenstab­es doppelt schwer.“

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Kreisgesun­dheitsdeze­rnentin Katarina Esser wurde am Mittwoch von allen Aufgaben freigestel­lt.

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