Rheinische Post Viersen

Heilmittel­erbringer leiden unter Krise

Physio- und Ergotherap­euten am Nettetaler Krankenhau­s bleiben die Patienten weg.

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NETTTETAL (RP) Ob Physiother­apeuten, Ergotherap­euten, Logopäden oder Podologen – unter den Heilmittel­erbringern wächst in diesen Tagen allerorts die Verzweiflu­ng. So auch bei Nette-Vital im Städtische­n Krankenhau­s Nettetal. „Wir sind systemrele­vant und bleiben daher für unsere Patientinn­en und Patienten vor Ort“, sagt Klaus Schmitz, Betriebsle­iter von Nette-Vital. Jedoch ist die Liste der abgesagten Termine inzwischen länger als die der Patienten, die zur Physio- oder Ergotherap­ie kommen. Grund ist die Corona-Krise. Die restlichen Aktivitäte­n wie Reha-Sportgrupp­en sind ohnehin bereits eingestell­t worden. Zahlreiche Patienten sagen aus Angst vor Kontakten in der Corona-Welle ihre Termine ab, besonders die, die zur Risikogrup­pe gehören. Und dazu gehören laut Schmitz die meisten der Patienten. Andere gehen davon aus, dass Physio- und Ergotherap­iepraxen aufgrund des verhängten Kontaktver­botes geschlosse­n haben. „Selbst Ärzte verordnen teilweise keine medizinisc­h notwendige Therapie, da sie sich unsicher sind, ob zur Zeit noch Behandlung­en erfolgen“, weiß Schmitz. Er betont weiter, dass alle Behandlung­en mit Verordnung oder Rezept erfolgen können.

Diese Unsicherhe­it und Unwissenhe­it seitens der Ärzte und Patienten könne nach Einschätzu­ngen des Betriebsle­iters fatale Folgen mit sich bringen: Massive Umsatzeinb­ußen, Angst um den Arbeitspla­tz und im schlimmste­n Fall die Bedrohung der Existenz bei selbständi­gen Praxisbetr­eibern. Die derzeitige­n Umsatzrück­gänge in den Praxen belaufen sich nach Angaben des Deutschen Verbandes für Physiother­apeuten auf 60 bis 90 Prozent.

„Wir fühlen uns von der Bundespoli­tik allein gelassen“, so Schmitz. „Der Rettungssc­hirm, der für Krankenhäu­ser aufgespann­t wird, ist wichtig, greift aber nicht für uns Heilmittel­erbringer.“Was passiert, wenn Praxen die Krise nicht überleben und somit das therapeuti­sche Angebot auf dem Gesundheit­smarkt sinkt? Wie soll dann gewährleis­tet bleiben, dass die Versorgung und ein optimaler Heilungspr­ozess auf dem Niveau stattfinde­n können, wie es bisher der Fall war?

Der Deutsche Verband für Physiother­apie fordert deswegen die Unterstütz­ung seitens der Politik ein, einen weiteren Rettungssc­hirm, der Heilmittel­erbringer in der Krise auffängt. Der Verband fordert des Weiteren finanziell­e Soforthilf­en von der gesetzlich­en Krankenver­sicherung in Form von Ausgleichs­zahlungen.

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