Rheinische Post Viersen

Zweiter Anlauf bei Malang Sarr?

Im Sommer hätte Borussia den Franzosen fast verpflicht­et, nun ist er wieder im Gespräch. So ist die Situation.

- VON SEBASTIAN HOCHRAINER

Die Verpflicht­ung von Ramy Bensebaini im vergangene­n Sommer für acht Millionen Euro von Stade Rennes war ein Glücksfall für Borussia. Der Algerier hat sich als echter Gewinn entpuppt, verkörpert den idealen Spieler für die Idee von Trainer Marco Rose. Bensebaini vereint Kampfkraft, Emotionali­tät und fußballeri­sche Fähigkeit. Doch es hätte durchaus passieren können, dass statt des Afrika-Cup-Siegers ein anderer Verteidige­r nach Gladbach gewechselt wäre. Malang Sarr von OGC Nizza wurde sehr umworben, nach Informatio­nen unserer Redaktion hatte sich Rose sogar persönlich mit dem Verteidige­r getroffen, außerdem soll Sportdirek­tor Max Eberl nach Nizza gereist sein zu Verhandlun­gen. Das Problem: Zu dieser Zeit fand ein Besitzerwe­chsel beim französisc­hen Erstligist­en statt, der den Transfer verhindert­e.

Nun hat die Fußball-Fachzeitsc­hrift „France Football“Sarr erneut mit Borussia in Verbindung gebracht. Die Gladbacher seien nach wie vor am 21-Jährigen interessie­rt, ebenso seien RB Leipzig und der VfL Wolfsburg an ihm dran. Startet Borussia also den zweiten Angriff bei Malang Sarr?

Nach unseren Informatio­nen läuft sein Vertrag in Nizza aus, und seit Monaten versucht der Klub bereits, ihn von einer Verlängeru­ng zu überzeugen, bislang war Sarr dazu aber nicht bereit. Der U21-Nationalsp­ieler, der laut transferma­rkt.de 18 Millionen Euro wert ist, wäre ablösefrei, jedoch würde ein Handgeld fällig, das allerdings deutlich unter der Ablöse läge, die Borussia im vergangene­n Sommer hätte bezahlen müssen.

Aus Frankreich hieß es kurz vor der Corona-Krise noch, der Kontakt zwischen Sarr und Gladbach sei in den vergangene­n Monaten abgekühlt. Der Linksfuß hat jedoch in den vergangene­n Wochen seinen Berater gewechselt, er wird nun nicht mehr von Mathieu Beda, der unter anderem Denis Zakaria zu seinen Klienten zählt, betreut, sondern von Federico Pastorello, der beispielsw­eise Romelu Lukaku und Hoffenheim­s Andrej Kramaric im Portfolio hat. Grund für diesen Beraterwec­hsel soll auch gewesen sein, dass Sarr aufgrund des geplatzten Transfers zur Borussia, zu der er unbedingt wechseln wollte, nicht mehr überzeugt von seinem Agenten war. Pastorello dürfte also zumindest mal in Gladbach nachfragen, ob weiter Interesse besteht.

Das ist jedoch fraglich. Zweifellos ist Sarr nach wie vor ein großes Abwehrtale­nt, doch in dieser Saison hat er eher einen Rückschrit­t gemacht. Zunächst setzte ihn eine Verletzung außer Gefecht, dann aber zeigte er auch auf dem Feld nicht mehr die gewohnte Klasse. War Sarr beim derzeitige­n Sechsten der französisc­hen Ligue 1 in den vergangene­n Spielzeite­n nahezu immer gesetzt, stand er diesmal nur in 16 der 23 Partien, in denen er einsatzber­eit war, in der Startelf. Viermal kam er gar nicht zum Einsatz.

Was für Sarr spricht, ist seine Vielseitig­keit. Er kann sowohl auf der linken Abwehrseit­e als auch im Zentrum spielen. Bei sechs seiner 16 Startelfei­nsätze wurde er als Linksverte­idiger eingesetzt, zehnmal spielte er im Zentrum. Er wäre demnach gerade für Rose, der immer wieder die Spielsyste­me wechselt und ein großer Fürspreche­r des möglichen Sommertran­sfers gewesen sein soll, eine gute Alternativ­e. Sarr könnte der linke Innenverte­idiger in der Dreier- oder Viererkett­e sein, aber auch auf der Außenbahn spielen.

Doch aufgrund der Corona-Krise ist es schwer für Borussia, derzeit die Zukunft zu gestalten. Eberl hatte vor kurzem im Interview mit unserer Redaktion klargestel­lt, dass die Themen Transfers und Verträge in der aktuellen Phase ruhen müssen. Zu unklar ist derzeit, wie groß der finanziell­e Schaden für Borussia sein wird. Auch die nächsten Wochen werden also entscheide­nd sein, ob sich Eberl nochmal um Sarr bemühen wird.

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FOTO: NORBERT SCANDELL/IMAGO Borussia soll an Malang Sarr (l., hiergegen Monacos Wissam Ben Yedder) interessie­rt sein.

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