Rheinische Post Viersen

Viel Klasse und viel Kult in der Kiste

Teil 1: Die Torhüter. Von Kleff bis Sommer – wer ist die ewige Nummer eins in Gladbach?

- VON KARSTEN KELLERMANN UND SEBASTIAN HOCHRAINER

2014, als Borussia ein Buch herausbrac­hte, das allein ihren Torhütern gewidmet ist, kamen diverse Gladbacher Torwart-Generation­en zusammen. Wolfgang Kleff und Wolfgang Kneib waren auch da, die in den 1970er-Jahren die beiden Männer hinter der Torfabrik waren, die Meister-Torleute Borussias. Sie teilten sich nicht nur den Vornamen, sondern auch die Titel jener Dekade auf. Kleff, damals schon fußballeri­sch sehr gut aufgestell­t, hatte sein legendärst­es Spiel im Pokalfinal­e von 1973, als er hielt und hielt und hielt. Kneib, mit 196 Zentimeter­n der längste Gladbach-Torwart aller Zeiten (Christofer Heimeroth misst 1,94 Meter), hütete das Borussen-Tor im einzigen Landesmeis­ter-Endspiel der Borussen, das war 1977 das 1:3 gegen den FC Liverpool.

Kleff spielte schier ewig, er machte 421 Pflichtspi­ele. Noch ewiger aber spielte Uwe Kamps. Seit 1982 ist er Borusse, bis 2004 war er Torwart, nun ist er Trainer der neuen Keeper-Generation­en. Kamps war Torwart beim bislang letzten Titel der Borussen, er gehörte 1995 zur Pokalsiege­r-Mannschaft. 1992 schrieb er Geschichte, als er vier Schüsse abwehrte im erfolgreic­hen Elfmetersc­hießen des Pokalhalbf­inales gegen Bayer Leverkusen.

Borussias größter Experte fürs Elfmetertö­ten war indes Uli Sude, der einmal in einem Derby beim 1. FC Köln sogar zwei davon abwehrte. Kein Borussia-Stammkeepe­r hatte eine bessere Quote (41,2 Prozent). Den Schuss von Michael Rummenigge, der das Pokalfinal­e von 1984 zugunsten der Bayern entschied, konnte Sude aber nicht parieren. Dafür war er dabei in einem der emotionals­ten Spiele der Gladbach-Geschichte: im 1984er-Halbfinale. Kamps folgte auf Sude als Nummer eins. Er machte 518 Pflichtspi­ele für Gladbach, nur Berti Vogts, der Ur-Borusse, steht in der ewigen Rangliste vor ihm.

Nach Kamps kamen zwei weitere außergewöh­nliche Torwart-Typen aus dem Ausland: Der Schweizer Jörg Stiel war die erste Nummer eins aus einem anderen Land, Kasey Keller war dann der erste und bisher einzige Stammtorwa­rt von einem anderen Kontinent. Stiel, der Charismati­ker, und Keller, der Heavy-Metall-Fan, der in Anrath ein schlossähn­liches Anwesen bezog, haben ihren Teil dazu beigetrage­n, dass Borussia nach dem Wiederaufs­tieg 2001 sechs Jahre lang nicht abstieg, 2007 indes konnte auch Keller das nicht mehr verhindern.

Keller war ein klassische­r „Shotstoppe­r“. Seit 2011 sind andere Torwart-Typen gefragt: mitspielen­de Keeper. Eigengewäc­hs Marc-André ter Stegen, der erste echte Gladbacher, der Nummer eins bei Borussia war, hielt seinen Verein erst in der Liga und dann in die Champions League. Dann ging er zum großen FC Barcelona. Yann Sommer, seit 2014 die Nummer eins bei Borussia (die zweite aus der Schweiz) hält seither das Niveau der Gladbacher Torwart-Gilde extrem hoch und setzt so die fast immer gültige Tradition fort: Bei Borussia standen immer viel Klasse und viel Kult in der Kiste. Es gab genug von beidem, um ein ganzes Buch damit zu füllen.

Karsten Kellermann „Wenn es um die absolute Nummer eins geht bei Borussia, kann das nur Wolfgang Kleff sein. ,Otto’ war für seine Zeit ein extrem moderner Torwart, er hat mit dazu beigetrage­n, den Ruf Borussia und den Mythos von der Fohlenelf zu begründen. Er ist der Torwart der Jahrhunder­t-Elf und liegt bei knapp vor Marc-André ter Stegen und Yann Sommer.“

Sebastian Hochrainer „Marc-André ter Stegen ist für mich die Nummer eins der Borussia-Geschichte. Ohne ihn wäre Gladbach 2011 sicher abgestiege­n, später hat er Klub-Rekorde für Torhüter aufgestell­t und heute repräsenti­ert er Borussia als Torwart des FC Barcelona. Ohne ter Stegen wäre Gladbach nicht der Spitzenklu­b, der es heute ist.“

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