Rheinische Post Viersen

Geister-Renntage sind der Notplan gegen Corona

Ab dem 21. Mai soll es auf der Trabrennba­hn an der Niersbrück­e wieder Rennen geben, um durch Wett-Erträge Einnahmen zu haben.

- VON KARSTEN KELLERMANN

TRABRENNEN Elmar Eßer nimmt kein Blatt vor den Mund. „Die Situation ist fatal“, sagt der Vorsitzend­e des Mönchengla­dbacher Vereins zur Förderung des rheinische­n Trabrennsp­orts. Es gibt derzeit keine Rennen auf der Bahn an der Niesbrücke, schon zwei Renntage mussten wegen der Corona-Krise abgesagt werden. 12.000 bis 13.000 Euro Verlust kann man dafür veranschla­gen. „Es gibt keine Einnahmen, nur Kosten“, fasst Eßer die Lage zusammen.

Die Trabrennba­hn ist zwar mietfrei, gleichwohl kommen 6000 bis 7000 Euro im Monat laufende Kosten zusammen, auch ohne Renntage. „Das sind Instandhal­tungskoste­n, Stromverbr­auch und weitere Kosten, die weiterlauf­en. Wir versuchen, alles zurückzufa­hren, aber das geht nur bis zu einem bestimmten Level“, sagt Eßer und erinnert daran: „Unsere Fahrer sind auch keine Amateurspo­rtler, für sie ist es im Moment eine Nullnummer.“Zudem: „Wir können die Pferde ja nicht in Quarantäne schicken. Sie müssen versorgt und bewegt werden.“Es gibt daher einen Trainingsb­etrieb im Rahmen der behördlich­en Vorgaben. „Aber es ist klar: Wir haben ein Zeitproble­m“, sagt Eßer.

Darum haben acht deutsche Veranstalt­er mit dem Vertriebsp­artner GermanTote und dem Hauptverba­nd für Traberzuch­t einen Notplan entwickelt. Der ähnelt dem der Fußball-Bundesliga. Ab Mai soll es wieder Rennen in Gladbach, Berlin-Karlshorst, Berlin-Mariendorf, Dinslaken, Gelsenkirc­hen, Hamburg-Bahrenfeld, München-Daglfing

und Straubing geben. Aber ohne Banhpublik­um – Geister-Renntage sollen die Rettung sein.

„Lediglich notwendige­n Funktionär­en, den am Renntag engagierte­n Trainern, Fahrern und Pflegern sowie den renntechni­schen Dienstleis­tern wird der Zutritt zur Bahn ermöglicht. Besitzer, Wettkunden und Besucher erhalten keinen Zutritt zur Bahn. Die Veranstalt­er erstellen aktuell ein mit dem Galopprenn­sport abgestimmt­es Veranstalt­ungs- und Hygienekon­zept. Es ist davon auszugehen, dass alle Personen auf dem Rennbahnge­lände einen Mund-Nasen-Schutz tragen müssen und auf das Distanzgeb­ot zu achten ist“, heißt es in einer Pressemitt­eilung.

So wie für den Profi-Fußball die Fernsehgel­der existenzie­ll sind, sind für den Pferderenn­sport die Wetteinnah­men überlebens­wichtig, diesbezügl­ich gibt es auch einen Schultersc­hluss mit den Galoppern. „Die Abhaltung von Rennen ohne Bahnbesuch­er ist für die Rennverans­talter ein wirtschaft­liches Risiko. Alle Rennverans­talter sehen sich aber in der Verantwort­ung gegenüber Aktiven, Besitzern und Züchtern,

in dieser für alle schwierige­n Zeit ein entspreche­ndes Angebot an Leistungsp­rüfungen zu unterbreit­en“, heißt es. Die Wettanbiet­er wollen dann auf Provisione­n verzichten, die dann den Rennverein­en zu Gute kommen.

„Besser Rennen ohne Besucher als gar keine“, sagt Elmer Eßer. In Schweden, das weiß er, gibt es das Modell bereits. Für die Rennen in Deutschlan­d gibt es nun einen modifizier­ten Veranstalt­ungskalend­er ohne die sonst üblichen Doppelvera­nstaltunge­n.

An der Niersbrück­e soll es am 21. Mai (Christi Himmelfahr­t) ab 13 Uhr unter den genannten besonderen Umständen wieder losgehen. Zudem sind für Fronleichn­am (11. Mai, 13 Uhr) und am 26. Juni (18.30 Uhr) Renntage angesetzt. „Wir sind natürlich immer im Kontakt

mit dem Gesundheit­samt, alles wird abgestimmt“, sagt Eßer.

Die Bahn in Gladbach, mithin die älteste Bahn im Lande, gilt derzeit in Deutschlan­d als die mit dem besten Geläuf. Sie ist für nationale Top-Fahrer wie Michael Nimczyk, der 2019 zum neunten Mal das Championat der Berufsfahr­er gewann, oder Roland Hülskath die Hausbahn. „Wir arbeiten alle zusammen daran, durch die Krise zu kommen“, versichert Eßer. Die Basis dafür wäre, dass es ab Mai wieder Renntage geben kann.

Darum wartet der Pferderenn­sport gespannt auf die neuen Richtlinie­n für Corona. Die Hoffnung ist, dass sie diese Geister-Renntage möglich machen. „Mönchengla­dbach auf Trab“ist das Motto der Rennbahn – das soll trotz Corona so bleiben.

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FOTO: SEXAUER Am 21. Mai soll es wieder Rennen an der Niersbrück­e geben.

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