Rheinische Post Viersen

Corona-Krise lässt deutsche Nato-Quote hochschnel­len

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BERLIN (mar) Die Verteidigu­ngsausgabe­n Deutschlan­ds sollen im laufenden Jahr auf rund 50,4 Milliarden Euro steigen. Sie würden damit um 44 Prozent über den Verteidigu­ngsausgabe­n von 2010 liegen. Das geht aus der Antwort des Verteidigu­ngsministe­riums auf eine schriftlic­he Frage der Linken-Abgeordnet­en Sevim Dagdelen hervor. Im Vergleich zum Vorjahr sollen sie demnach 2020 um 3,5 Milliarden Euro zunehmen.

Da zugleich die Wirtschaft­sleistung wegen der Corona-Krise stark schrumpfen dürfte, wird Deutschlan­d bei der Erfüllung der sogenannte­n Nato-Quote erhebliche Fortschrit­te erzielen: Der Anteil der Verteidigu­ngsausgabe­n am Bruttoinla­ndsprodukt (BIP) dürfte im laufenden Jahr sprunghaft auf 1,58 Prozent ansteigen, so eine Schätzung des Instituts der deutschen Wirtschaft auf Basis seiner jüngsten Konjunktur­prognose.

Im vergangene­n Jahr hatte die Quote noch 1,36 Prozent betragen.

Deutschlan­d hatte dem Nato-Bündnis zugesagt, sich bei den Verteidigu­ngsausgabe­n bis 2024 auf den Nato-Richtwert von zwei Prozent des BIP zuzubewege­n. Dieses Verspreche­n wird nun zum Teil durch die geringere Wirtschaft­sleistung erfüllt: Schrumpft das BIP im Nenner, steigt die Nato-Quote automatisc­h. Für die Linken ist das in der Corona-Krise ein zusätzlich­er Anlass, die Kürzung von geplanten Rüstungsau­sgaben zu fordern.

„Wer sich über eine höhere Nato-Quote freut, weil das Bruttoinla­ndsprodukt einbricht, zeigt, wes Geistes Kind er ist. Der Einbruch der Wirtschaft ist kein Grund zur Freude und unterstrei­cht zusätzlich, wie dringend notwendig die reale Absenkung der Rüstungsau­sgaben ist“, sagte Dagdelen.

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