Nächste Runde im Wettlauf um das Fotoinstitut
Essen begrüßt die geplante Machbarkeitsstudie. Der Düsseldorfer Verein mit Andreas Gursky legt ein detailliertes Konzept vor.
DÜSSELDORF In der Konkurrenz zwischen Düsseldorf und Essen um das Deutsche Fotoinstitut (DFI) versuchen beide Seiten, den Prozess zu ihren Gunsten voranzutreiben. Während Essen begrüßt, dass Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) eine Machbarkeitsstudie beauftragen will, kündigt Düsseldorf einen Architektenwettbewerb und Förderanträge an. Zudem hat der Verein zur Gründung eines Deutschen Fotoinstituts, der vom Düsseldorfer Fotokünstler Andreas Gursky initiiert wurde, ein detailliertes Konzept formuliert.
Grütters hatte im Gespräch mit unserer Redaktion angekündigt, dass sie nach dem Votum der von ihr eingesetzten Expertenkommission zeitnah eine Machbarkeitsstudie für Essen – die ergänzend auch Düsseldorf betrachte – beauftragen werde. Der Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) hatte Grütters daraufhin attackiert und auf den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages verwiesen, der 41,5 Millionen Euro für das DFI in Düsseldorf freigegeben hatte. Voraussetzung: Das Land NRW und Düsseldorf müssten die gleiche Summe gemeinsam ebenfalls aufbringen.
Der Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) und der für die Ruhr-Konferenz zuständige NRW-Minister Stephan Holthoff-Pförtner
(CDU) stellen sich erwartungsgemäß hinter Grütters. Der Minister sagte, das DFI auf dem Areal der Zeche Zollverein „wäre ein Gewinn für die Chancenregion Ruhrgebiet und damit für ganz NRW“.
Beide Städte berufen sich auf ihre Fototradition. So nennt Essen unter anderem die Sammlungen des Museum Folkwang, des Ruhr Museums und des Historischen Archivs Krupp mit mehr als 6,5 Millionen Fotografien. Die Folkwang Universität zähle heute zu den größten Ausbildungsstätten zu Praxis, Geschichte und Theorie der Fotografie in Deutschland. Gurskys Verein führt Bernd Becher an, der 1976 die erste Professur für Fotokunst an einer Hochschule besetzte. Von der Kunstakademie ausgehend, sei Düsseldorf zu einem bedeutenden Zentrum für Fotografie geworden und habe zudem eine hervorragende geografische Lage, wichtige Museen und Institutionen der Fotokunst seien nah.
Am Konzept haben Gursky und Moritz Wegwerth, der einmal Gurskys Student war und den DFI-Verein führt, gearbeitet. Während die beiden am Jahresanfang dem Magazin „Der Spiegel“sagten, für die Sicherung des fotografischen Erbes gebe es bereits gute Adressen wie etwa die Deutsche Fotothek in Dresden, und ihnen sei eher an einem „zukunftsträchtigen Umgang mit fotografischer Kunst“gelegen, betonen sie nun für das DFI in Düsseldorf gleichermaßen Restaurierung und
Konservierung der Fotokunst – Themen, die Monika Grütters sehr wichtig sind.
Im Konzept vom 1. Mai, das unserer Redaktion vorliegt, kündigen sie eine Zusammenarbeit mit dem nahegelegenen Restaurierungszentrum des Kunstpalasts am Ehrenhof an und die Entwicklung von Handlungsempfehlungen für die Bewahrung von Fotografie. Unter anderem geht es um die Frage, wie moderne Farbfotografien, bei der unbeständige Farb- und Kunststoffe verwendet werden, erhalten bleiben.
Das neue Konzept erstreckt sich auf mehr als 20 Seiten und ist umfassend. Es führt einen Personalschlüssel mit 50 Stellen auf und stellt Anforderungen an die Architektur. „Sowohl die Bestände der eigenen Sammlung wie auch die Forschungswerkstätten, die Bibliothek und die Ausstellungsflächen sollen zugänglich und sichtbar sein. Diese Offenheit soll auch durch die Architektur vermittelt werden.“Es solle auch Räume geben für Veranstaltungen wie Symposien und Vorträge sowie ein Café.