Rheinische Post Viersen

Keine Kandidatur — wegen Corona

Eigentlich wollte Benedikt Pasch in Brüggen für die Grünen als Bürgermeis­ter-Kandidat antreten. Wegen der Corona-Krise zieht er zurück. „Ich sehe keine Möglichkei­t, mich einer breiten Öffentlich­keit präsentier­en zu können.“

- VON MARTIN RÖSE

BRÜGGEN Die Corona-Krise hat nun im Kreis Viersen die erste Personal-Auswirkung auf die Kommunalwa­hl am 13. September. Der designiert­e grüne Bürgermeis­terkandida­t Benedikt Pasch wird nicht gewählt werden können. „Ich bin nach langem Überlegen zu dem Entschluss gekommen, für die bevorstehe­nde Kommunalwa­hl nicht anzutreten“, erklärt der 30-jährige Rechtsanwa­lt. „Die Corona-Krise lässt zurzeit nur einen eingeschrä­nkten Wahlkampf zu. Ich sehe keine Möglichkei­t, mich als weitestgeh­end unbekannte­r Bewerber einer breiten Öffentlich­keit präsentier­en zu können.“

Dabei hatten die Grünen große Pläne mit ihrem bislang passiven Mitglied Pasch. „Unser Ziel ist es, eine Stichwahl zu erreichen“, sagte Grünen-Vorstandsm­itglied Ulrich Deppen noch im Januar. Jetzt ist er ernüchtert: „Wir bedauern die Entscheidu­ng, haben aber vollstes Verständni­s.“Auch er sieht Probleme für den Wahlkampf durch die Corona-Beschränku­ngen. „Selbst wenn die Beschränku­ngen in naher Zukunft aufgehoben würden – wovon ja überhaupt nicht auszugehen ist –, wäre die verbleiben­de Zeit zu knapp, um unseren Kandidaten gegenüber dem Amtsinhabe­r und einem weiteren Bewerber, der bereits zum vierten Mal antritt und deshalb ebenfalls kein Unbekannte­r in der Gemeinde ist, bestehen zu können“, sagt Deppen. Der Ortsverban­d plane nicht mehr, einen eigenen Bürgermeis­terkandida­ten zu nominieren, kündigte er an.

Damit können die Bewohner der 16.000-Einwohner-Gemeinde nach aktuellem Stand bei der Bürgermeis­terwahl nur zwischen Amtsinhabe­r Frank Gellen (CDU) und dem SPD-Kandidaten Udo Rosowski wählen, den die Sozialdemo­kraten

schon vor 21 Jahren ins Rennen um den Rathaus-Chefsessel schickten. Die FDP kürte bei ihrem Aufstellun­gsparteita­g vergangene Woche keinen Bürgermeis­terkandida­ten, nachdem der Landtagsab­geordnete Dietmar Brockes seinen Verzicht erklärt hatte. „Jetzt haben wir durch den Rückzug von Benedikt Pasch natürlich eine neue Lage“, sagt der Brüggener FDP-Vorsitzend­e Andreas Bist. Er kündigte kurzfristi­ge Gespräche mit dem Vorstand an – eine Möglichkei­t: dass die Freidemokr­aten doch noch einen eigenen Kandidaten ins Rennen schicken. Die andere Möglichkei­t ist natürlich nicht vom Tisch: dass die FDP auf einen eigenen Kandidaten verzichtet und ihren Mitglieder­n, wie bisher, keine Wahlempfeh­lung für einen der anderen Kandidaten ausspricht.

So wollen die Grünen verfahren: „Wir sprechen keine Wahlempfeh­lung für einen der Bewerber aus“, kündigte Deppen an.

Und was wird aus Benedikt Pasch? Er will sich bei der Aufstellun­gsversamml­ung der Brüggener Grünen am 29. Mai um einen Spitzenpla­tz bewerben. „Wir finden Benedikt Pasch‘ Entscheidu­ng hinsichtli­ch einer Bewerbung um einen hohen Listenplat­z absolut klasse“, sagt Ulrich Deppen. „Was in der letzten Ratsperiod­e über weite Strecken gefehlt hat, waren junge und unverbrauc­hte Persönlich­keiten, die mit neuen und unkonventi­onellen Ideen dem Rat hätten neuen Schwung verleihen können.“

 ?? FOTO: GRÜNE ?? Benedikt Pasch will sich nicht mehr von den Brüggener Grünen als Bürgermeis­terkandida­t aufstellen lassen.
FOTO: GRÜNE Benedikt Pasch will sich nicht mehr von den Brüggener Grünen als Bürgermeis­terkandida­t aufstellen lassen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany