Keine Kandidatur — wegen Corona
Eigentlich wollte Benedikt Pasch in Brüggen für die Grünen als Bürgermeister-Kandidat antreten. Wegen der Corona-Krise zieht er zurück. „Ich sehe keine Möglichkeit, mich einer breiten Öffentlichkeit präsentieren zu können.“
BRÜGGEN Die Corona-Krise hat nun im Kreis Viersen die erste Personal-Auswirkung auf die Kommunalwahl am 13. September. Der designierte grüne Bürgermeisterkandidat Benedikt Pasch wird nicht gewählt werden können. „Ich bin nach langem Überlegen zu dem Entschluss gekommen, für die bevorstehende Kommunalwahl nicht anzutreten“, erklärt der 30-jährige Rechtsanwalt. „Die Corona-Krise lässt zurzeit nur einen eingeschränkten Wahlkampf zu. Ich sehe keine Möglichkeit, mich als weitestgehend unbekannter Bewerber einer breiten Öffentlichkeit präsentieren zu können.“
Dabei hatten die Grünen große Pläne mit ihrem bislang passiven Mitglied Pasch. „Unser Ziel ist es, eine Stichwahl zu erreichen“, sagte Grünen-Vorstandsmitglied Ulrich Deppen noch im Januar. Jetzt ist er ernüchtert: „Wir bedauern die Entscheidung, haben aber vollstes Verständnis.“Auch er sieht Probleme für den Wahlkampf durch die Corona-Beschränkungen. „Selbst wenn die Beschränkungen in naher Zukunft aufgehoben würden – wovon ja überhaupt nicht auszugehen ist –, wäre die verbleibende Zeit zu knapp, um unseren Kandidaten gegenüber dem Amtsinhaber und einem weiteren Bewerber, der bereits zum vierten Mal antritt und deshalb ebenfalls kein Unbekannter in der Gemeinde ist, bestehen zu können“, sagt Deppen. Der Ortsverband plane nicht mehr, einen eigenen Bürgermeisterkandidaten zu nominieren, kündigte er an.
Damit können die Bewohner der 16.000-Einwohner-Gemeinde nach aktuellem Stand bei der Bürgermeisterwahl nur zwischen Amtsinhaber Frank Gellen (CDU) und dem SPD-Kandidaten Udo Rosowski wählen, den die Sozialdemokraten
schon vor 21 Jahren ins Rennen um den Rathaus-Chefsessel schickten. Die FDP kürte bei ihrem Aufstellungsparteitag vergangene Woche keinen Bürgermeisterkandidaten, nachdem der Landtagsabgeordnete Dietmar Brockes seinen Verzicht erklärt hatte. „Jetzt haben wir durch den Rückzug von Benedikt Pasch natürlich eine neue Lage“, sagt der Brüggener FDP-Vorsitzende Andreas Bist. Er kündigte kurzfristige Gespräche mit dem Vorstand an – eine Möglichkeit: dass die Freidemokraten doch noch einen eigenen Kandidaten ins Rennen schicken. Die andere Möglichkeit ist natürlich nicht vom Tisch: dass die FDP auf einen eigenen Kandidaten verzichtet und ihren Mitgliedern, wie bisher, keine Wahlempfehlung für einen der anderen Kandidaten ausspricht.
So wollen die Grünen verfahren: „Wir sprechen keine Wahlempfehlung für einen der Bewerber aus“, kündigte Deppen an.
Und was wird aus Benedikt Pasch? Er will sich bei der Aufstellungsversammlung der Brüggener Grünen am 29. Mai um einen Spitzenplatz bewerben. „Wir finden Benedikt Pasch‘ Entscheidung hinsichtlich einer Bewerbung um einen hohen Listenplatz absolut klasse“, sagt Ulrich Deppen. „Was in der letzten Ratsperiode über weite Strecken gefehlt hat, waren junge und unverbrauchte Persönlichkeiten, die mit neuen und unkonventionellen Ideen dem Rat hätten neuen Schwung verleihen können.“