Rheinische Post Viersen

Straße gesperrt, bevor Kamin einstürzt

Nach Abrissarbe­iten eines Wohnhauses an der Viktoriast­raße war am Nachmittag ein Schornstei­n einsturzge­fährdet. Die Straße musste gesperrt und ein Spezialkra­n angeforder­t werden. Das benachbart­e Gebäude des Jobcenters war zunächst nicht betroffen.

- VON ANIKA RECKEWEG UND DANIEL BRICKWEDDE

GLADBACH Nach dem Einsturz eines Wohnhauses an der Viersener Straße ist es in Mönchengla­dbach bei Abrissarbe­iten zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen zu Komplikati­onen gekommen. Weil nach Abbrucharb­eiten an einem Mehrfamili­enhaus ein Schornstei­n einsturzge­fährdet war, musste zeitweise die Viktoriast­raße unweit des Berliner Platzes gesperrt werden. Dort waren in der vergangene­n Woche Abbrucharb­eiten angelaufen. Direkt angrenzend steht ein Verwaltung­s-Hochhaus, in dem sich das Jobcenter befindet und das auch von der Bezirksreg­ierung Düsseldorf genutzt wird. Anstelle des abgerissen­en Wohnhauses soll laut Bauamt ein Gebäude mit mehreren Wohneinhei­ten entstehen.

Nach ersten Erkenntnis­sen des städtische­n Bauamtes sei mit dem Abriss des Daches begonnen worden, der Schornstei­n allerdings, der an das benachbart­e Verwaltung­sgebäude grenzt, wurde stehen gelassen. Ein Problem, das am frühen Nachmittag einen größeren Einsatz erforderli­ch machte. Ein Statiker stellte am Mittag fest, dass der rund zehn Meter hohe Schornstei­n massiv einsturzge­fährdet und sicherheit­shalber abzureißen war. „Es ist ein Massivbau mit hohem Gewicht, der freiliegt und bei dem wir nicht wissen, wie und wo er befestigt ist“, sagte Klaus Maes, der für das Bauamt vor Ort war. Das Unternehme­n hatte mit den Arbeiten nach eigener Aussage am Freitag begonnen, der Schornstei­n habe seit Samstag freigelege­n.

Zuvor hatte die Feuerwehr die Viktoriast­raße ab Höhe des Verwaltung­sgebäudes

bis zur Abrissbaus­telle abgesperrt. „Wir haben gegen 14.30 Uhr zunächst die Meldung bekommen, das ganze Nachbargeb­äude sei instabil“, sagte Josef Straetmann­s von der Feuerwehr-Leitstelle. Es habe sich dann aber herausgest­ellt, dass lediglich der Kamin einsturzge­fährdet sei. Dennoch sei Gefahr im Verzug. „Bis der Schornstei­n kontrollie­rt abgerissen ist, bleibt die Straße auch gesperrt“, so Straetmann­s. Den Abriss sollte eine Fachfirma noch am Nachmittag übernehmen.

Außerdem tauchte Elmar Jordan, Eigentümer des beschädigt­en Verwaltung­sgebäudes, kurzzeitig auf, um sich ein Bild der Lage zu machen. „Ich werde jetzt meine Anwälte beauftrage­n, um rechtliche Schritte wegen möglicher Schadenser­satzforder­ungen zu prüfen“, sagt er. Das Verwaltung­sgebäude musste jedoch nicht geräumt werden, lediglich parkende Autos wurden aus dem Gefahrenbe­reich entfernt.

Ein erster Kranwagen erreichte gegen 17 Uhr den Einsatzort. Allerdings stellte sich heraus, dass der bestellte Autokran zu klein war. Dessen Armlänge betrug etwa 30 Meter, benötigt wurden laut Schätzunge­n etwa 40 Meter – nach einem erfolglose­n Testlauf rückte der Kran wieder ab. Ein neuer Kran mit einer Armlänge von 52 Metern wurde bestellt, der schließlic­h um 19.30 Uhr eintraf. Der Rückbau des Schornstei­ns stellte sich jedoch als nicht unproblema­tisch heraus. „Man sieht derzeit nur die Fassade des Schornstei­ns. Es ist nicht zu sagen, wie die Verankerun­g zum Nachbargeb­äude ist. Es muss sehr behutsam beim Rückbau vorgegange­n werden“, sagte ein Mitarbeite­r des Bauamtes.

Über den Kran musste laut Stadtsprec­her Wolfgang Speen von oben geprüft werden, wie der Schornstei­n am Nachbargeb­äude befestigt und aus welchem Material er gebaut ist. Die Feuerwehr war vor Ort, um im Fall von Asbest gefährlich­en Staub mit Löschwasse­r aus der Luft waschen zu können. Um 20 Uhr begannen Mitarbeite­r des Abrissunte­rnehmens im Arbeitskor­b des Krans mit dem Rückbau. Ein Betonring musste zunächst an der Öffnung des Schornstei­ns entfernt werden, anschließe­nd wurde vorsichtig das Mauerwerk abgetragen. Allen Beteiligte­n stand eine längere Nacht bevor.

Wie Speen am Abend sagte, sei dieser Fall allerdings „nicht vergleichb­ar mit der Baustelle Viersener Straße“. Dort war nach Bauarbeite­n die Wand eines bewohnten Hauses in eine benachbart­e Baugrube abgesackt, Die Bewohner hatten sich rechtzeiti­g retten können. Das denkmalges­chützte Wohnhaus musste abgerissen werden. Die Ermittlung­en laufen.

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FOTO: THEO TITZ Die Viktoriast­raße war gesperrt, weil ein nach Abrissarbe­iten ein Kamin herabzustü­rzen drohte.
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FOTO: BRICKWEDDE Am Abend wurde per Autokran der Kamin untersucht.

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