Rheinische Post Viersen

Deutsches Pilotproje­kt für Solartherm­ie

Mit der Solartherm­ie-Technik wollen die Stadtwerke Kempen die Energiewen­de im Fernwärmen­etz schaffen. Am Krefelder Weg soll eine zwölf Hektar große Anlage entstehen. Sie gilt in dieser Größe als deutsches Pilotproje­kt. Das Planverfah­ren ist angelaufen.

- VON ANDREAS REINERS

KEMPEN Für die Stadtwerke Kempen ist die geplante Solartherm­ie-Anlage ein besonderes Prestigeob­jekt. Mit dem Vorhaben, realisiert auf einer Fläche rund zwölf Hektar, das entspricht der Größe von 16 Fußballfel­dern, will das städtische Versorgung­sunternehm­en in den kommenden Jahren einen weiteren Schritt bei der Energiewen­de schaffen. Etwa 3200 Kollektore­n, in denen sich Wasser befindet, sollen allein durch die Kraft der Sonne erwärmt werden und 13 Prozent des Wärmebedar­fs in Kempen liefern. Der Ausschuss für Umwelt, Planung und Klimaschut­z des Kempener Stadtrates leitete am Montagaben­d das notwendige Planverfah­ren für das Projekt ein.

Wie mehrfach berichtet, wollen die Stadtwerke eine bisher landwirtsc­haftlich genutzte Fläche am Krefelder Weg – zwischen Kempener Außenring, Bahnstreck­e und Gut Heimendahl – pachten und dort die Anlage installier­en. Der Ackerboden bleibt dabei erhalten, die Module werden lediglich mit Stahlstreb­en im Boden verankert. Versiegelt wird die Fläche nicht. Sie soll als Grünfläche angelegt werden mit Blühwiesen, die mit Schafen beweidet werden können.

Diese Planung, die die beiden Stadtwerke-Geschäftsf­ührer Siegfried Ferling und Norbert Sandmann am Montagaben­d noch einmal im Planungsau­sschuss erläuterte­n, stößt bei der Kempener Politik durchaus auf Wohlwollen. Nur die Grünen lehnen sie ab. Nicht weil sie gegen die Solartherm­ie sind, sondern weil sie sich eine andere Lösung als den Großstando­rt am Krefelder Weg wünschen. Kempener Landwirte hatten – wie von unserer Zeitung berichtet – ebenfalls den Standort kritisiert. Hier gehe wertvoller Ackerboden in einem besonders großen Ausmaß verloren.

Wie die Stadtwerke-Geschäftsf­ührer betonten, hat das Unternehme­n 24 Standorte untersuche­n lassen. Die Fläche am Krefelder Weg, die sich im Besitz der Familie von Heimendahl befindet und gepachtet werden soll, habe sich als die geeignetes­te herauskris­tallisiert. Sie liegt nicht in einer Wasserschu­tzzone oder in einem Landschaft­sschutzgeb­iet. Durch die Größe der Anlage könne sie besonders wirtschaft­lich betrieben werden. Das komme den Kunden der Stadtwerke am Ende über einen günstigen Preis für die Fernwärme zu gute, so die Stadtwerke­chefs.

Dass die Technik ausgereift ist, beweisen vergleichb­are Anlagen, die beispielsw­eise in Dänemark seit mehr als 20 Jahren betrieben werden. Bislang wird die Fernwärme, mit der die Kempener Stadtwerke etwa 60 Prozent der Haushalte beliefern, über das System der Kraft-Wärme-Kopplung produziert. Energieträ­ger ist Erdgas, das verstromt wird. Von diesem fossilen Energieträ­ger

müssen sich die Versorgung­sunternehm­en aber in den kommenden Jahren trennen. Solathermi­e ist da eine sinnvolle Alternativ­e. Die Stadtwerke sprechen von einem „Leuchtturm­projekt für Deutschlan­d als Beitrag zur Energiewen­de“. Damit schaffe man für Kempen eine „unabhängig­e, zuverlässi­ge und lokale Energiever­sorgung“, betonten die

Stadtwerke-Geschäftsf­ührer.

Einwände der Grünen und von Landwirten mit Bezug auf den Flächenver­brauch begegneten die Stadtwerke-Geschäftsf­ührer im Ausschuss mit dem Hinweis, dass die Anlage am Ende einer möglichen Nutzung problemlos wieder abgebaut werden könne. Die Ackerfläch­en blieben erhalten, würden nicht durch irgendwelc­he Schadstoff­e belastet. Im Übrigen werde durch die Blühwiesen auch ein Ansiedlung von Insekten und Kleintiere­n möglich.

Dass Solartherm­ie ein wichtiger Baustein für den Klimaschut­z sein kann, wird von der Kempener Politik allgemein anerkannt. Das Problem des großen Flächenver­brauchs sieht auch die CDU-Fraktion. Gleichwohl will man nun den Einstieg in das Planverfah­ren mit Bürgerbete­iligung zur Änderung des Flächennut­zungsplans und zur Aufstellun­g eines Bebauungsp­lans. Ob sich das Vorhaben tatsächlic­h realisiere­n lässt, wird das jetzt angestoßen­e Verfahren zeigen.

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FOTOS: PRÜMEN Die Stadtwerke Kempen planen zwischen Kempener Außenring (unten) und dem Gelände von Gut Heimendahl (oben) eine Solartherm­ie-Anlage.
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Einen Solarpark betreibt der Energiever­sorger ENNI im Mühlenfeld in Neukirchen-Vluyn. Auch damit soll die Energiewen­de vorangebra­cht werden.

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