Deutsches Pilotprojekt für Solarthermie
Mit der Solarthermie-Technik wollen die Stadtwerke Kempen die Energiewende im Fernwärmenetz schaffen. Am Krefelder Weg soll eine zwölf Hektar große Anlage entstehen. Sie gilt in dieser Größe als deutsches Pilotprojekt. Das Planverfahren ist angelaufen.
KEMPEN Für die Stadtwerke Kempen ist die geplante Solarthermie-Anlage ein besonderes Prestigeobjekt. Mit dem Vorhaben, realisiert auf einer Fläche rund zwölf Hektar, das entspricht der Größe von 16 Fußballfeldern, will das städtische Versorgungsunternehmen in den kommenden Jahren einen weiteren Schritt bei der Energiewende schaffen. Etwa 3200 Kollektoren, in denen sich Wasser befindet, sollen allein durch die Kraft der Sonne erwärmt werden und 13 Prozent des Wärmebedarfs in Kempen liefern. Der Ausschuss für Umwelt, Planung und Klimaschutz des Kempener Stadtrates leitete am Montagabend das notwendige Planverfahren für das Projekt ein.
Wie mehrfach berichtet, wollen die Stadtwerke eine bisher landwirtschaftlich genutzte Fläche am Krefelder Weg – zwischen Kempener Außenring, Bahnstrecke und Gut Heimendahl – pachten und dort die Anlage installieren. Der Ackerboden bleibt dabei erhalten, die Module werden lediglich mit Stahlstreben im Boden verankert. Versiegelt wird die Fläche nicht. Sie soll als Grünfläche angelegt werden mit Blühwiesen, die mit Schafen beweidet werden können.
Diese Planung, die die beiden Stadtwerke-Geschäftsführer Siegfried Ferling und Norbert Sandmann am Montagabend noch einmal im Planungsausschuss erläuterten, stößt bei der Kempener Politik durchaus auf Wohlwollen. Nur die Grünen lehnen sie ab. Nicht weil sie gegen die Solarthermie sind, sondern weil sie sich eine andere Lösung als den Großstandort am Krefelder Weg wünschen. Kempener Landwirte hatten – wie von unserer Zeitung berichtet – ebenfalls den Standort kritisiert. Hier gehe wertvoller Ackerboden in einem besonders großen Ausmaß verloren.
Wie die Stadtwerke-Geschäftsführer betonten, hat das Unternehmen 24 Standorte untersuchen lassen. Die Fläche am Krefelder Weg, die sich im Besitz der Familie von Heimendahl befindet und gepachtet werden soll, habe sich als die geeigneteste herauskristallisiert. Sie liegt nicht in einer Wasserschutzzone oder in einem Landschaftsschutzgebiet. Durch die Größe der Anlage könne sie besonders wirtschaftlich betrieben werden. Das komme den Kunden der Stadtwerke am Ende über einen günstigen Preis für die Fernwärme zu gute, so die Stadtwerkechefs.
Dass die Technik ausgereift ist, beweisen vergleichbare Anlagen, die beispielsweise in Dänemark seit mehr als 20 Jahren betrieben werden. Bislang wird die Fernwärme, mit der die Kempener Stadtwerke etwa 60 Prozent der Haushalte beliefern, über das System der Kraft-Wärme-Kopplung produziert. Energieträger ist Erdgas, das verstromt wird. Von diesem fossilen Energieträger
müssen sich die Versorgungsunternehmen aber in den kommenden Jahren trennen. Solathermie ist da eine sinnvolle Alternative. Die Stadtwerke sprechen von einem „Leuchtturmprojekt für Deutschland als Beitrag zur Energiewende“. Damit schaffe man für Kempen eine „unabhängige, zuverlässige und lokale Energieversorgung“, betonten die
Stadtwerke-Geschäftsführer.
Einwände der Grünen und von Landwirten mit Bezug auf den Flächenverbrauch begegneten die Stadtwerke-Geschäftsführer im Ausschuss mit dem Hinweis, dass die Anlage am Ende einer möglichen Nutzung problemlos wieder abgebaut werden könne. Die Ackerflächen blieben erhalten, würden nicht durch irgendwelche Schadstoffe belastet. Im Übrigen werde durch die Blühwiesen auch ein Ansiedlung von Insekten und Kleintieren möglich.
Dass Solarthermie ein wichtiger Baustein für den Klimaschutz sein kann, wird von der Kempener Politik allgemein anerkannt. Das Problem des großen Flächenverbrauchs sieht auch die CDU-Fraktion. Gleichwohl will man nun den Einstieg in das Planverfahren mit Bürgerbeteiligung zur Änderung des Flächennutzungsplans und zur Aufstellung eines Bebauungsplans. Ob sich das Vorhaben tatsächlich realisieren lässt, wird das jetzt angestoßene Verfahren zeigen.