Rheinische Post Viersen

„Es ist wichtig, gegen die Bayern mutig zu spielen“

Borussias Verteidige­r spricht über Borussias Situation, Gegentore und das Topspiel am Samstag bei den Bayern.

- FOTO: MATTHIAS BALK/DPA SEBASTIAN HOCHRAINER UND KARSTEN KELLERMANN STELLTEN DIE FRAGEN

Am Nikolaus-Tag vor fünf Jahren stand Nico Elvedi, damals 19, zum ersten Mal in Borussias Startelf. Trainer André Schubert hatte gegen den Rekordmeis­ter eine Dreierkett­e aufgeboten, Elvedi war ein Teil davon. Damit begann seine Zeit in Gladbach so richtig, nachdem er im Sommer 2015 für vier Millionen Euro vom FC Zürich gekommen war, denn zuvor hatte er noch keine große Rolle gespielt und war nur zu drei Kurzeinsät­zen gekommen. Seither aber ist Elvedi ein ständiger Bestandtei­l der Gladbacher Mannschaft, am Samstag, wenn die Borussen bei den Bayern antreten, macht er aller Voraussich­t nach mit nun 23 Jahren sein 163. Pflichtspi­ele für Borussia. Sein Marktwert wird aktuell auf rund 30 Millionen Euro taxiert.

Elvedi bildet in dieser Saison mit Matthias Ginter ein starkes Innenverte­idiger-Duo, nur drei Teams haben weniger Gegentore als Gladbach (36). Nun in München werden Ginter und Elvedi insbesonde­re gefordert sein. Im Interview spricht er über Gladbachs Situation, die Geisterspi­ele und das Champions-League-Rennen. Mut macht dabei auch seine persönlich­e Bayern-Bilanz: vier Siege und ein Remis gab es in den neun Spielen.

Herr Elvedi, haben Sie sich inzwischen an die Geisterspi­ele gewöhnt? Stört es Sie, dass alle Kommandos zu hören sind?

ELVEDI Ja, mittlerwei­le habe ich mich daran gewöhnt. Am Anfang war es schon eine Umstellung und natürlich sind die Spiele mit unseren Fans schöner, aber nach sechs Spielen ohne Publikum ist eine gewisse Routine bei uns eingekehrt. Auch wenn man sich an den Zustand, im leeren Stadion zu spielen, ja eigentlich nicht gewöhnen will. Dass alle Kommandos nun so gut zu hören sind, stört mich überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. Ich denke sogar, dass es hilft, dass man die Anweisunge­n vom Trainer gut hören und aufnehmen kann. Für mich als Verteidige­r ist es auch nützlich, da ich so den Vorderleut­en direkte Kommandos geben kann, die man sonst im Spiel vielleicht überhören würde.

Wurmt es Sie als Verteidige­r, dass es in der Rückrunde mit dem zu Null bisher nur einmal geklappt hat und es zuletzt drei Gegentore nach Freistößen gab?

ELVEDI Die drei Gegentore nach Freistößen sind natürlich sehr ärgerlich, da müssen wir zukünftig auf jeden Fall etwas ändern, um in den nächsten Spielen bei Freistößen besser zu verteidige­n. Natürlich ist es als Verteidige­r mein Anspruch, immer zu Null zu spielen, darum ist es für mich umso ärgerliche­r, dass es uns bisher nur einmal gelungen ist.

2015 haben Sie Ihr Startelf-Debüt gegen den FC Bayern gegeben, das Spiel endete 3:1. Ihre Bilanz ist seither beachtlich: Vier Siege gab es in neun Spielen, zudem ein Remis. Erklären Sie, worauf es gegen die Bayern ankommt.

ELVEDI Es ist immer sehr schwer gegen den FC Bayern zu spielen. Ich denke aber, dass es wichtig ist, mutig zu spielen. Man darf sich nicht verstecken und muss sich etwas trauen, denn nur so kann man gegen einen solchen Gegner Tore schießen.

Hand aufs Herz: Bei den Leistungen der Bayern in den vergangene­n Wochen – hat Borussia dieses Mal überhaupt eine Chance?

ELVEDI Ich denke schon. Es wird mit Sicherheit nicht leicht, da Bayern momentan richtig gut drauf ist. Wir haben aber in der Vergangenh­eit auch gezeigt, dass wir Bayern schlagen können und wir werden alles dafür geben, dass es auch diesmal wieder klappt.

Robert Lewandowsk­i und Thomas Müller fehlen – eine gute Nachricht für einen gegnerisch­en Verteidige­r? ELVEDI Natürlich. Vor allem Robert Lewandowsk­i, der ohne Frage einer der besten Stürmer der Welt ist, wird sicherlich schwierig zu ersetzen sein. Dennoch wird Bayern auch so eine gute Mannschaft auf den Platz bringen und es uns nicht leicht machen.

Mit Blick auf die Champions League: Wie notwendig sind Punkte am Samstagabe­nd in München nun nach der Niederlage in Freiburg? Gilt von nun an „Verlieren verboten“?

ELVEDI Natürlich ist jetzt jedes Spiel sehr wichtig. Wir wollen in jedem Spiel punkten, auch wenn wir wissen, dass es am Samstag nicht einfach wird. Aber wenn wir in den Top 4 bleiben wollen, müssen wir eben noch möglichst viele Punkte holen.

Es geht jetzt in die entscheide­nde Phase, Borussia könnte trotz einer herausrage­nden Saison am Ende die Champions League wie in der vergangene­n Saison verpassen. Wie steht es um Ihr persönlich­es Nervenkost­üm und das der gesamten Mannschaft?

ELVEDI Wir stehen momentan noch auf Platz vier, wissen aber natürlich, dass Leverkusen direkt hinter uns ist und versuchen wird, Druck auf uns auszuüben. Dennoch bleiben wir da eigentlich ganz ruhig. Wir wollen in den kommenden Spielen einfach noch so viele Punkte wie möglich holen, denn unser Ziel ist ganz klar, nächste Saison in der Champions League zu spielen.

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Nico Elvedi weiß, wie Siege in München gehen. Vergangene Saison hielt er mit Borussia Serge Gnabry und Co. mit 3:0.

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