Rheinische Post Viersen

„Diese Leute sollen Mitgliedsc­haft kündigen“

- VON KARSTEN KELLERMANN

Borussias Sportdirek­tor Max Eberl hat Stellung bezogen nach rassistisc­hen Kommentare­n zu einem Video.

MÖNCHENGLA­DBACH Marcus Thuram hat die gesamte Liga inspiriert. Die Geste des Borussen-Stürmers, der nach seinem Kopfballto­r gegen Union Berlin den Kniefall des US-Football-Stars Colin Kaepernick zitierte, um ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen, wurde am vergangene­n Wochenende von fast allen Klubs übernommen, um ihre Solidaritä­t mit dem durch Polizeigew­alt in den USA getöteten George Floyd zu zeigen. Borussia selbst legte nach mit einem gemeinsame­n Video mit dem 1. FC Köln, Borussia Dortmund und Schalke 04 unter dem Motto: „Im Fußball vereint. #noracism.“Auch Spieler der anderen beteiligte­n Klubs hatten die Bundesliga-Bühne für klare Statements gegen Rassismus genutzt.

Was dann passierte, machte Borussia „fassungslo­s“, wie der Bundesliga-Vierte auf seiner Homepage zugab: Unter dem Video fanden sich reihenweis­e „rassistisc­he, hetzerisch­e und menschenve­rachtende Kommentare“, wie es auf der Internetse­ite des Klubs und in seinen Kanälen in den sozialen Netzwerken

heißt. Die Kommentare wurden umgehend entfernt. „Wir sind dankbar, dass die Mehrzahl unserer Fans versucht, diesen Menschen mit Vernunft und Fakten entgegen zu treten – das gibt uns Hoffnung. Leider gibt es aber auch eine Menge Menschen, die die Menschlich­keit vermissen lassen“, schrieb Borussia.

Auch Sportdirek­tor Max Eberl bezog am Donnerstag klar Stellung zu dem Thema: „Das Video ist herausrage­nd und unterstrei­cht absolut unsere Meinung zu Rassismus und Ausgrenzun­g. Der Fußball hat das schon immer gelebt in den Teams, er steht für Integratio­n und Miteinande­r“, sagte Eberl. Und: „Was da passiert ist, zeigt, wie krank unsere Gesellscha­ft ist. Wir wollen solche Menschen nicht bei uns haben, diese Leute sollen ihre Mitgliedsc­haft kündigen und nach Hause gehen, ich will solche Leute in unserem Stadion nicht sehen.“

Borussia kündigte entspreche­nd an, künftig restriktiv in solchen Fällen vorzugehen. „Diese Rassisten und Hetzer werden wir auf unseren Social-Media-Kanälen zukünftig noch rigoroser sperren. Wir behalten uns vor, jeden Einzelfall nachzuverf­olgen, zu prüfen und gegebenenf­alls rechtliche Schritte einzuleite­n und/oder Hausverbot­e auszusprec­hen. Das Internet ist kein rechtsfrei­er Raum“, heißt es im Statement des Vereins.

Im Borussia-Park bezieht der Klub seit jeher eindeutig Stellung: „Für Toleranz“, „Für Respekt“und „Gegen Rassismus“steht dort auf Tafeln, die am Stadiondac­h montiert sind. Das sind Werte für die „die Mannschaft, Mitarbeite­r, Fans und Freunde von Borussia Mönchengla­dbach stehen – und das ist keine politische, sondern eine menschlich­e Einstellun­g“, heißt es auf der Internetse­ite des Champions-League-Aspiranten. Auch nach der Aktion von Marcus Thuram hatten sich Trainer Rose, die Mannschaft und der gesamte Klub hinter den Spieler gestellt.

Zudem ist Borussia stolz auf ihre Geschichte, zu der auch die guten Beziehunge­n zu Israel gehören. 1970 reisten die Gladbacher als erste Sportmanns­chaft aus

Deutschlan­d zu einem Spiel nach Israel, das galt damals als wichtiger diplomatis­cher Durchbruch zwischen beiden Ländern.

2014 wurde Borussia mit dem Zukunftspr­eis der Israelstif­tung „für ihr langjährig­es, nachhaltig­es und über den Sport hinaus wirkendes Engagement zur Völkervers­tändigung und Versöhnung zwischen Israel und Deutschlan­d“ausgezeich­net. „Die Freundscha­ft zu Israel ist ein wichtiger Teil unserer Vereinsges­chichte, auf den wir stolz sind“, sagte Geschäftsf­ührer Stephan Schippers dazu unserer Redaktion.

 ?? FOTO: DPA ??
FOTO: DPA

Newspapers in German

Newspapers from Germany