Rheinische Post Viersen

Frische alte Lampen als Zeichen des Neustarts

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Corona machte auch der Beleuchtun­g an der Waldhausen­er Straße zu schaffen. Eigentlich sollte Ende März bereits ein Großteil der Lampenschi­rme ausgewechs­elt werden. Doch dann kam die Pandemie. Und viele Textilschi­rme, teilweise sichtbar gezeichnet durch Wind und Regen, mussten zunächst weiter in der Luft ausharren. „Zuletzt haben wir Schirme im August 2019 ausgewechs­elt, das hat nun ein bisschen gedauert. Einige sind daher deutlich in Mitleidens­chaft gezogen worden“, sagte Marco Raspe vom Club der Wirte. Vor allem ein Sturm zu Jahresanfa­ng hinterließ deutliche Spuren und riss einige Lampen sogar ganz aus der Befestigun­g. Es wurde also höchste Zeit, die spezielle Beleuchtun­g in der Altstadt wieder auf Stand zu bringen.

„Die Lampen verrotten ja. Wir haben dann einfach gesagt – wir machen es jetzt!“, sagte Josef Vitz zur Auswechsel-Aktion am Montag. Der Ex-Altstadt-Sheriff kümmert sich nach wie vor um die Belange der Waldhausen­er Straße. Und die Lampen haben für ihn zuletzt viel zur dortigen Attraktivi­tät beigetrage­n: „Sie ziehen die Leute an, sorgen für helle Straßen und lassen die dunklen Ecken verschwind­en. Bei Sonnenunte­rgang oder bei Nacht ist der Anblick eindrucksv­oll.“

2019 war ein gutes Jahr für die Altstadt gewesen – da sind sich alle Wirte einig. Es gehe aufwärts mit der Waldhausen­er Straße. Umso schwierige­r wiegt nun die Corona-Krise. Nur wenige Lokale haben bislang wieder geöffnet. Die Lampen sind für Raspe daher auch ein Zeichen des Neustarts. Denn bald soll das Leben auch zurück in die Altstadt kehren. „Wenn ich sehe, wie gut der Alte Markt bei gutem Wetter besucht ist, macht mir das Mut“, sagte Raspe, Inhaber des Foormats.

Den Austausch organisier­ten und übernahmen die Wirte in Eigenregie: Vitz besorgte eine Arbeitsbüh­ne, Hauke Jakob vom Brauhaus MaNaMaNa oder Engin Koç, Betreiber des Hotel Select, standen selber auf der Leiter, um die unansehnli­ch gewordenen Schirme auszuwechs­eln.

Insgesamt 45 neue alte Lampen standen dieses Mal zur Verfügung – um alte zu ersetzen, aber auch um die Beleuchtun­g zu erweitern. Am Übergang zum Alten Markt entstanden unter anderem zwei neue Stränge mit Lampen. 30 Schirme lackierten die Wirte zudem farbig an. „Das sind nette Farbaufhel­ler“, sagte Raspe.

Finanziert wurde der Austausch mit Mitteln aus dem städtische­n Topf für Wohnumfeld­verbesseru­ng. Ein Teil der Lampen erwarben die Altstadtwi­rte zudem privat auf Flohmärkte­n, einige kamen aus der Kulturküch­e. Dort werden wie beim Kulturcafe Köntges oder der Vinyl Garage die Lampenschi­rme gesammelt. „Die Leute kommen mittlerwei­le hier vorbei und spenden ihre Schirme. Wir haben schon einige angesammel­t“, sagte Hannah von Dahlen, Leiterin der Kulturküch­e.

Erstmals hingen die Stehlampen­schirme zum Lichterfes­t 2016 im unteren Bereich der Waldhausen­er Straße. Die damalige Idee ging zurück auf den Verein Kulturkram, die Kulturküch­e und die Altstadtin­itiative. Die Wirte fanden Gefallen daran und weiteten die Beleuchtun­g 2018 auf die gesamte Straße aus.

Vier Tage dauerten die Arbeiten damals, um Stränge zu spannen und alle Kabelstrec­ken zu verlegen. Seitdem leuchten rund 100 Lampenschi­rme bei Nacht über der Altstadt. Dieses Mal nahmen die Arbeiten einen Tag in Anspruch. Daniel Brickwedde

Auch für die Bruderscha­ft St. Sebastianu­s und St. Vitus Obergeburt­h aus dem Stadtteil Waldhausen fällt in diesem Jahr das Schützenfe­st infolge der Corona-Pandemie aus. Normalerwe­ise wären zu Fronleichn­am die Prunkfeier­lichkeiten der ältesten Bruderscha­ft Mönchengla­dbachs gestartet. Dazu kam es aufgrund des bestehende­n Verbots von Großverans­taltungen allerdings nicht. Auf ihre Tradition wollten die Schützen aber nicht verzichten – und haben ein sichtbares Zeichen gesetzt: Sie errichtete­n vor der Hensen-Brauerei den Maibaum. Die Symbolik dahinter: Das Brauchtum lebt – trotz Corona. Der Vorstand um Präsident Dirk Meisen möchte laut Mitteilung bei Facebook damit die Verbundenh­eit der Bruderscha­ft mit dem Mönchengla­dbacher Stadtteil zeigen. Traditione­ll wird der Maibaum von der Gemeinscha­ft Zylindermä­nn um Gruppenspr­echer Frank Deuß aufgestell­t. Die Spitze des 23 Meter hohen Maibaums ist frisch aus dem Sauerland eingetroff­en. RP

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FOTO: BRUDERSCHA­FT WALDHAUSEN In Waldhausen steht traditione­ll der Maibaum.

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