Mit dem Fahrrad geht es über die Vennbahn-Trasse von Aachen bis nach Monschau.
„Habt Ihr vielleicht Lust, mit uns nächste Woche eine Radtour von Aachen nach Monschau zu machen?“, fragt uns unser Freund Martin. „Wir bleiben über Nacht und radeln dann am nächsten Tag zurück.“Als ich einwende: „Aber Ihr habt doch E-Bikes und in der Eifel ist es ziemlich steil“, beruhigt uns Martin mit den Worten „Es gibt dort die ehemalige Bahntrasse der Vennbahn, die inzwischen als größtenteils asphaltierter Radweg von Aachen bis Luxemburg führt und die nur Steigungen von durchschnittlich zwei Prozent aufweist.“
Das überzeugt uns, und schon geht es los von Aachen Richtung Hohes Venn. Bald kommen wir ins Grüne, passieren in luftiger Höhe die Viadukte über das Rollef- und das Iterbachtal, und kurz danach können wir am Bahnhof in Walheim noch alte Dieselloks bestaunen. Ruckzuck sind wir in Belgien und auf dem teilweise noch bestehenden Schienennetz der Vennbahn, deren wechselvolle Geschichte noch zu preußischen Zeiten begann, als Kaiser Wilhelm I. 1882 den Grundstein zum Beginn der Bauarbeiten legte, können wir stumme Zeugen vergangener glorreicher Eisenbahntage bewundern.
Aufgelassene Bahnhöfe, abgestellte Waggons, die zum Teil liebevoll in Restaurants oder Cafés umgewidmet wurden, und erstarrte Signalanlagen zeugen auch heute noch von den Blütezeiten der Bahntrasse als Schlagader zwischen den Kohleabbaugebieten um Aachen und den Verhüttungsund Industriegebieten in Lothringen und Luxemburg.
Die erste Pause nach langsamem, aber stetigem Aufstieg wird nach einer Stunde „Am Insektenparadies“in Raeren gemacht, wo jedem Biologen das Herz höher schlägt. Mittelpunkt dieser Station ist ein „Insektenhotel“, in dem diese günstige Fortpflanzungs- und Lebensbedingungen finden.
Zu den in diesem Biotop des Eifelvorlandes zu findenden Spezies gehören Schmetterlinge oder Falter mit klangvollen Namen wie Kaisermantel, Landkärtchen, Gammaeule, Scharlachroter Netzkäfer, Gemeine Blutzikade oder Gebänderter Pinselkäfer, die der aufmerksame Naturbeobachter mit etwas Glück zu Gesicht bekommen kann.
Nach knapp drei Stunden haben wir es fast geschafft, denn das Schild „Altstadt Monschau 1,2 km“signalisiert uns das baldige Erreichen unseres Etappenziels. Zwar wussten wir, dass Monschau im Tal liegt, doch dann erwartet uns ein überaus steiler Schotterweg bergab, der selbst geübten Radfahrern alles abverlangt. Zwei aus unserer Gruppe schaffen es noch soeben abzusteigen, bevor ein Sturz droht, und wir fragen uns, wie man solch einen Weg ruhigen Gewissens Hobby-Radfahrern empfehlen kann?
Als wir dann im Fremdenverkehrsamt nachfragen, ob es nicht einen alternativen Weg zu der halsbrecherischen Strecke vom Vennbahn-Radweg gibt, rät uns Ivanka Lauscher von der Monschau Touristik GmbH: „Fahren Sie doch über die St Vither Straße und die Bundesstraße 258 aus dem Ort bis Dreistegen, und nehmen Sie dann den schönen, weniger steilen Aufstieg durch das Rurtal auf dem Rurufer-Radweg bis kurz vor Kalterherberg, wo Sie dann wieder die Vennbahn-Trasse erreichen.“
Auch Barbara Frohnhoff, die Geschäftsstellenleiterin der Monschau Touristik GmbH, äußert ihr Bedauern über die derzeitige Situation: „Wir hatten darauf leider keinen Einfluss,
aber in Kürze wird es Hinweisschilder geben, die die rasch steigende Zahl von Bikern bei ihrem Weg nach Monschau über den etwas weiteren, aber leichter zu befahrenden Rurufer-Radweg leitet.“Und dann hat sie noch einen Tipp für Wochenendausflügler: „Der Aachener Verkehrsverbund hat von Anfang April bis Ende Oktober einen Fahrradbus Aachen – Monschau – Kalterherberg eingerichtet, der eine gemütliche Fahrradtour
von der Eifel nach Aachen ermöglicht, und außerdem gibt es verschiedene private Anbieter, die auch wochentags den Fahrradtransport in die Eifel übernehmen.“
Nachdem wir die ehemalige Tuchmacherstadt Monschau mit ihren zahlreichen, hervorragend erhaltenen Fachwerkhäusern, der Senfmühle und dem einzigartigen „Roten Haus“besichtigt und die gute Eifeler Küche genossen haben, radeln wir am nächsten Morgen
zunächst auf dem Rurufer-Radweg, danach auf den Vennbahn-Radweg tiefenentspannt, immer leicht bergab Richtung Aachen zurück.
Wir genießen die vielfältige Natur des Monschauer Heckenlandes, legen am liebevoll restaurierten Bahnhof Roetgen noch die Kaffeepause ein, kaufen schnell noch in Belgien Kaffee und Schokolade, besichtigen noch die Wasserburg in Raeren und lassen die schöne Tour dann vor den
Toren Aachens in der ehemaligen Abteistadt und dem Wallfahrtsort Kornelimünster ausklingen.
Und als wir wieder am Kaiserdom in Aachen angekommen sind, sind wir uns alle einig, dass wir die Tour wiederholen, uns dann aber mehr Zeit nehmen, um die gesamten 125 Kilometer bis Troisvierges in Luxemburg zu schaffen. „Das Frühjahr wäre nicht schlecht“, meint Martin, „dann blühen nämlich die Narzissen.“