Rheinische Post Viersen

Schulen benötigen Zeit für das neue Lernen

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Seit Mitte März befinden sich Schüler, Eltern und Lehrer in einem permanente­n Ausnahmezu­stand. Mit der Entscheidu­ng, alle Schulen zu schließen, hat die Landesregi­erung richtig gehandelt. Sie dürfte damit einen entscheide­nden Beitrag dazu geleistet haben, dass das Infektions­geschehen in Nordrhein-Westfalen eingedämmt wurde.

Dass nun allerdings Kneipen und Bars wieder öffnen dürfen, dass Menschen in Kinos oder Konzerthäu­sern beisammens­itzen können, dass das gesellige Grillen im Park und der Besuch des Spaßbads wieder erlaubt sind, zugleich aber an den weiterführ­enden Schulen immer noch nichts ist wie zuvor, das will nicht einleuchte­n. Diese Inkonseque­nz bei den Lockerunge­n befördert es, dass frustriert­e Eltern, die nach Wochen der Dauerbelas­tung mit den Nerven fertig sind, auf eine Wiederaufn­ahme des Schulbetri­ebs klagen. Das Oberverwal­tungsgeric­ht NRW in Münster hat nun sehr klare Signale ausgesandt, dass es auf Grundlage der ab heute geltenden Corona-Schutzvero­rdnung keine Gründe erkennen kann, wieso Grundschul­en öffnen dürfen, weiterführ­ende Schulen aber nicht – zumindest was die Sekundarst­ufe I anbelangt.

Doch potenziell­e Kläger sollten sich bei allem berechtigt­en Interesse an dem Recht auf Bildung fragen, ob eine Aufnahme des Unterricht­s so kurz vor den Ferien überhaupt noch Sinn macht. Die Schulen benötigen die Zeit, um sich auf eine neue Art des Unterricht­s einzustell­en: Sie müssen Mittel und Wege finden, wie sie die Wissenslüc­ken einzelner Schüler schließen, wie sie sattelfest bei digitalen Lernangebo­ten werden und wie sie es organisier­en, dass auch in den Oberstufen der nähere Kontakt auf einen begrenzten und bestimmbar­en Personenkr­eis reduziert werden kann. Diese Zeit sollten die Schulen bekommen, damit es nach den Ferien reibungslo­s läuft. BERICHT URTEIL SETZT SCHULEN UNTER DRUCK, TITELSEITE

Newspapers in German

Newspapers from Germany