Rheinische Post Viersen

Liga hat mehr zu bieten als den FC Bayern

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N

In den kommenden Tagen wird er wieder aus der Versenkung geholt, der Gag, bei dem ein Zweitkläss­ler seinen Vater fragt, ob denn auch ein anderer Fußballver­ein als der FC Bayern Deutscher Meister werden dürfe. Die Pointe: Der Junge kennt nur die Münchner als Titelträge­r, weil die in Kürze ihre achte Meistersch­aft in Folge feiern werden.

Abgesehen davon, dass der Witz abgedrosch­en und leidlich lustig ist, impliziert er, dass die Bundesliga ein langweilig­er Wettbewerb ist allein wegen ihres alljährlic­h vorhersehb­aren Ausgangs. Aber genau hier liegt der Irrtum: Wer der Bundesliga Langeweile attestiert, nur weil die Bayern wieder Meister werden, hat in Wahrheit kein Problem mit der Liga, sondern mit den Münchnern.

Die Frage, wie hochwertig eine Bundesliga­saison ist, beantworte­t sich nicht nur damit, wer nach 34 Spieltagen ganz oben steht. Unterhaltu­ng, Spannung und Faszinatio­n bezieht der Deutschen liebstes Kind aus seiner Rolle als Alltagsbeg­leiter. Bundesliga ist immer. Irgendwie. Der Weg ist für die überwältig­ende Mehrheit der Fans das Ziel. Die laufende Saison ist dafür das beste Beispiel. Eine Mönchengla­dbacher Borussia, die im Herbst acht Spieltage lang Tabellenfü­hrer ist, ein in der Hinrunde schwächeln­der Rekordmeis­ter, ein Urgestein wie Bremen in höchster Not, eine Wundertüte wie Eintracht Frankfurt, Fan-Proteste, Geisterspi­ele, Videobewei­s – diese Liga hat weit mehr zu bieten als nur immer denselben Meister. Sie hat weit mehr zu erzählen als die Geschichte vom Team, das sich jeden Sommer auf dem Marienplat­z von den Fans bejubeln lässt.

Wem die Bundesliga nur dann gefällt, wenn der FC Bayern höchstens Zweiter wird, der mag vor allem den FC Bayern nicht. Das ist legitim, aber es beraubt einen um so viel mehr, was die Liga ausmacht. BERICHT DIE LUFT FÜR BORUSSIA WIRD DÜNN, SPORT

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