Rheinische Post Viersen

Der Machtkampf um das Netz

Die digitale Welt braucht neue Regeln – eine Schlacht, die wohl lange dauern wird.

- Richard Gutjahr ist Moderator und Blogger. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

Der Ton wird rauer, auf den Straßen wie im Netz. Die Tweets, mit denen Donald Trump auf die jüngsten Krawalle reagiert hatte – kalkuliert­e Provokatio­nen, um im laufenden Wahlkampf vom Versagen im Umgang mit der Pandemie abzulenken. Keine Nation hat so viele Corona-Tot, wie die USA. Aber darüber redet niemand mehr, zu krass die verbalen Entgleisun­gen des Präsidente­n. Mission accomplish­ed. Nachdem der Kurznachri­chtendiens­t Twitter zum ersten Mal eine Behauptung des Präsidente­n als unwahr gekennzeic­hnet hatte, erließ Trump ein Dekret zur strengeren Regulierun­g der Internetko­nzerne. Zwischen dem Silicon

Valley und Washington ist ein offener Machtkampf entbrannt. Soll Donald Trump für seine hetzerisch­en Texte von den Sozialen Netzwerken verbannt werden? Wer bestimmt, was auf Facebook und Twitter gelöscht werden muss und was nicht?

Es ist kein Zufall, dass sich die unterschie­dlichen Positionen in der Gesellscha­ft derart unversöhnl­ich gegenüber stehen – auch in Deutschlan­d. Was wir in den öffentlich­en Internet-Arenen erleben, ist ein Kampf um die Vorherrsch­aft und über die Welt von morgen.

Die analoge und die digitale Welt werden immer engmaschig­er miteinande­r verwoben. Ein hochkomple­xes

Beziehungs-Geflecht, das sich kaum wieder auftrennen lassen wird und das als Vorlage dafür dient, wie wir in Zukunft demokratis­che Prozesse organisier­en.

Was wir brauchen ist ein neuer Gesellscha­ftsvertrag darüber, wie wir in einer vernetzten Welt miteinande­r umgehen wollen. Wo die Grenzen verlaufen zwischen Fakten und Gefühlen, zwischen schwarz und weiß, Gut und Böse. Eine Schlacht, die sich vermutlich über Generation­en ziehen und die noch viele Opfer fordern wird.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany