Der Machtkampf um das Netz
Die digitale Welt braucht neue Regeln – eine Schlacht, die wohl lange dauern wird.
Der Ton wird rauer, auf den Straßen wie im Netz. Die Tweets, mit denen Donald Trump auf die jüngsten Krawalle reagiert hatte – kalkulierte Provokationen, um im laufenden Wahlkampf vom Versagen im Umgang mit der Pandemie abzulenken. Keine Nation hat so viele Corona-Tot, wie die USA. Aber darüber redet niemand mehr, zu krass die verbalen Entgleisungen des Präsidenten. Mission accomplished. Nachdem der Kurznachrichtendienst Twitter zum ersten Mal eine Behauptung des Präsidenten als unwahr gekennzeichnet hatte, erließ Trump ein Dekret zur strengeren Regulierung der Internetkonzerne. Zwischen dem Silicon
Valley und Washington ist ein offener Machtkampf entbrannt. Soll Donald Trump für seine hetzerischen Texte von den Sozialen Netzwerken verbannt werden? Wer bestimmt, was auf Facebook und Twitter gelöscht werden muss und was nicht?
Es ist kein Zufall, dass sich die unterschiedlichen Positionen in der Gesellschaft derart unversöhnlich gegenüber stehen – auch in Deutschland. Was wir in den öffentlichen Internet-Arenen erleben, ist ein Kampf um die Vorherrschaft und über die Welt von morgen.
Die analoge und die digitale Welt werden immer engmaschiger miteinander verwoben. Ein hochkomplexes
Beziehungs-Geflecht, das sich kaum wieder auftrennen lassen wird und das als Vorlage dafür dient, wie wir in Zukunft demokratische Prozesse organisieren.
Was wir brauchen ist ein neuer Gesellschaftsvertrag darüber, wie wir in einer vernetzten Welt miteinander umgehen wollen. Wo die Grenzen verlaufen zwischen Fakten und Gefühlen, zwischen schwarz und weiß, Gut und Böse. Eine Schlacht, die sich vermutlich über Generationen ziehen und die noch viele Opfer fordern wird.