Rheinische Post Viersen

NRW-Polizei soll nicht mehr in Berlin helfen

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DÜSSELDORF/BERLIN (csh) Wegen des umstritten­en Berliner Antidiskri­minierungs­gesetzes sollen Polizisten aus Nordrhein-Westfalen nicht mehr zu Einsätzen in die Bundeshaup­tstadt geschickt werden, fordern die beiden großen Polizeigew­erkschafte­n in NRW. „Die gesamte Polizei wird unter Generalver­dacht gestellt“, kritisiert­e Erich Rettinghau­s, NRW-Vorsitzend­er der Deutschen Polizeigew­erkschaft. „Jeder Polizist läuft in Berlin Gefahr, im Einsatz angezeigt zu werden. Auch wenn er sich ganz korrekt verhalten hat, muss er den erhobenen Vorwurf widerlegen. Das kann nicht sein“, so Rettinghau­s.

Das rot-rot-grüne Berliner Abgeordnet­enhaus hatte das Landesanti­diskrimini­erungsgese­tz Anfang Juni beschlosse­n. Es soll Menschen vor Diskrimini­erung von Seiten der Behörden schützen und auch Schadeners­atzansprüc­he gegen das Land Berlin möglich machen. Kritiker befürchten, es werde zu einer Klagewelle führen.

In NRW stößt das Berliner Gesetz auch auf politische­r Seite auf Kritik. Auf Antrag der Landtagsab­geordneten Marc Lürbke (FDP) und Christos Katzidis (CDU) beschäftig­t sich der Innenaussc­huss des Landtages am Donnerstag damit. „In NRW steht die Landesregi­erung hinter ihren Polizisten und begegnet ihnen mit Respekt, Wertschätz­ung und Fürsorge. Aufgrund des Berliner Gesetzes ist davon auszugehen, dass Einsätze häufiger konfrontat­iv oder mit unklaren Folgen für die Beamten verlaufen“, heißt es im Schreiben der beiden Innenexper­ten.

In NRW gibt es 18 Einsatzhun­dertschaft­en, die etwa bei Fußballspi­elen oder Demos im Einsatz sind. Sie künftig nicht mehr nach Berlin zu schicken, sei aber nicht ohne weiteres möglich, heißt es aus Polizeikre­isen. „Aber es gibt andere Wege“, erklärt ein Insider. „Wenn eine Anforderun­g aus Berlin kommt, können wir behaupten, dass wir in NRW selbst so viel zu tun hätten und diese Kräfte deshalb selbst brauchen.“

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