Rheinische Post Viersen

Teile der Union halten an „Rasse“fest

Mehrere Abgeordnet­e lehnen eine Verfassung­sänderung ab. Die Grünen legen nach.

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BERLIN (jd/dpa) Nach Widerstand aus der Unionsfrak­tion haben die Grünen ihre Forderung nach Streichung des Begriffs „Rasse“aus dem Grundgeset­z verteidigt. „Beim Begriff ‚Rasse’ geht es um mehr als Symbolpoli­tik sondern um unser Selbstvers­tändnis als Gesellscha­ft und Staat“, sagte Grünen-Fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckardt. „Das Wort ‚Rasse’ ist vergiftet. Menschen so wie Tiere in Rassen unterteile­n zu wollen, das war nie einfach so da.“Diese zutiefst inhumane Idee sei historisch als Rechtferti­gung eines brutalen Kolonialis­mus geschaffen worden und verfolgte schon immer einen politische­n Zweck: Eine Gruppe Menschen als unterlegen darzustell­en, sie herabzuset­zen und sie ihrer Rechte

zu berauben, so Göring-Eckardt. „Der Begriff Rasse steht für eine Geschichte und Gegenwart von Gewalt und Schmerz, Ausgrenzun­g und Ungerechti­gkeit.“

In der Union war der Vorstoß auf Skepsis und Ablehnung gestoßen. Eine solche Streichung sei „eher Symbolpoli­tik und bringt uns in der Sache keinen Schritt weiter“, sagte der innenpolit­ische Sprecher der Unionsfrak­tion, Mathias Middelberg (CDU), der „Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung“. Auch die Vorsitzend­e des Innenaussc­husses, Andrea Lindholz (CSU), sagte, sie halte die Forderung für „eine eher hilflose Scheindeba­tte“. Eine Streichung des Begriffs könne zudem die Rechtsprec­hung erschweren, argumentie­rte sie. „Ohne einen entspreche­nden Rechtsbegr­iff, der auch völkerrech­tlich verankert ist, könnte Rassismus juristisch noch schwierige­r zu greifen sein.“Hessens Ministerpr­äsident Volker Bouffier (CDU) riet zu einer sorgfältig­en Prüfung einer möglichen Änderung, Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) hatten bereits Offenheit für eine Änderung des Artikel 3 Grundgeset­z signalisie­rt, der sich gegen Diskrimini­erung richtet und in dem der „Rasse“-Begriff verwendet wird.

Göring-Eckardt pocht auf Fortschrit­t. „Wer unsere Verfassung wertschätz­t, der muss dafür eintreten, sie besser zu machen“, sagte die Grünen-Politikeri­n.

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