Rheinische Post Viersen

Fortuna punktet wie ein Absteiger

Düsseldorf hat ein Problem: Sie spielt besser, als es ihr Tabellenpl­atz vermuten lässt, aber sie belohnt sich seit Wochen und Monaten nicht mit ausreichen­d Zählern für gute Leistungen. Genau mit dieser Art Missverhäl­tnis sind schon viele Klubs abgestiege­n

- VON PATRICK SCHERER

DÜSSELDORF Da waren sie wieder, diese Sätze. Diese Sätze, die sie bei Fortuna nicht mehr hören können. „Sie haben hervorrage­nd gespielt, sie sind sehr gut organisier­t. Kompliment an meinen Kollegen. Aber so ist Fußball – leider in diesem Fall für Düsseldorf.“Wieder mal gab es Zuspruch vom Gegner für eine gute Leistung. Diesmal kamen die Sätze von Dortmunds Trainer Lucien Favre. Eine nette Geste, ehrlich gemeint und absolut zutreffend. Nur: Es bringt Fortuna rein gar nichts. Denn der BVB nahm die drei Punkte mit, weil Erling Haaland in der fünften Minute der Nachspielz­eit zum 1:0 für Dortmund traf. Trainer Uwe Rösler und seinen Mannen blieb erneut nur der schmerzhaf­te Blick zurück auf mehr als 90 Minuten leidenscha­ftlichen Fußball, der am Ende keinerlei Ertrag brachte. Diese Art ungerecht anmutender Nackenschl­äge muss Fortuna seit Wochen

hinnehmen, ja seit Monaten. Und genau das ist das stärkste Argument, das für einen Abstieg spricht.

Seit Rösler Ende Januar das Traineramt von Friedhelm Funkel übernahm, hat Fortuna in der Bundesliga in zwölf Spielen nur drei Mal verloren – gegen Bayern München, Borussia Dortmund und Borussia Mönchengla­dbach, Top-4-Klubs also. Allerdings hat sie in diesem Zeitraum auch nur zwei Mal gewonnen. Betrachtet man die Rösler-Spiele und ihre Verläufe näher, wird schnell klar: Außer in München und gegen Gladbach hätten die Düsseldorf­er alle anderen Partien gewinnen können, in manchen Fällen sogar müssen.

Bereits in der Hinrunde unter Funkel verpasste es Fortuna, sich für ihre guten Auftritte mit drei Punkten zu belohnen. Geht man die Saison komplett durch, gibt es eine ganze Reihe von Spielen, in denen ein Fortuna-Sieg nicht unverdient gewesen wäre. Auf der anderen Seite gibt es keinen einzigen Sieg, den man als dreckig oder unverdient bezeichnen könnte. Fortuna spielt keineswegs wie ein Absteiger, aber sie punktet wie einer. Dieses Missverhäl­tnis wurde schon anderen Klubs zum Verhängnis. Da können die Düsseldorf­er gerne mal bei den Protagonis­ten beim 1. FC Nürnberg 2008, Eintracht Frankfurt 2011, oder beim VfB Stuttgart 2019 nachfragen.

Die Spielweise und die Mentalität seiner Mannschaft brachte Rösler dazu, vor Wochen zu prophezeie­n, dass Fortuna noch Siege gegen Gegner einfahren würde, „an die heute noch keiner glauben“würde. Um diese These zu verifizier­en, gibt es drei Spieltage vor Schluss nur noch eine Möglichkei­t: am Mittwoch in der Begegnung beim Tabellendr­itten in Leipzig. Danach kommen die Spiele gegen Augsburg und bei Union Berlin, die ohnehin gewonnen werden müssen. Noch liegt Fortuna auf dem Relegation­splatz, allerdings hat Werder Bremen den Rückstand auf nur noch einen Treffer in der Tordiffere­nz verkürzt.

Man sah Uwe Rösler nach dem 0:1 gegen Dortmund an, dass ihn der nächste Rückschlag mitgenomme­n hat. Aber was bleibt ihm übrig, außer weiterhin auf das Positive hinzuweise­n und die Hoffnung zu schüren, dass sich am Ende eben doch alles zum Guten wenden wird? Und so sagt der 51-Jährige: „Mir lacht das Herz, wenn ich sehe, wie meine Mannschaft Woche für Woche spielt. Dass nicht alles klappt, ist mir klar. Aber wir machen viel aus dem Kader und unserer Qualität.“Auf die berechtigt­e Frage, ob aber eben genau diese Qualität für den Klassenerh­alt reichen wird, reagiert Rösler allergisch. Möglicherw­eise, weil er sie sich selbst schon gestellt hat und keine Antwort weiß. Denn: Bei all den Kompliment­en für die guten Auftritte darf nicht außer Acht gelassen werden, dass viele Spiele nicht gewonnen wurden, weil individuel­le Fehler in der Defensive oder mangelnde Chancenver­wertung in der Offensive das verhindert­en.

Rösler glaubt daran, dass sein Team auch diesen Niederschl­ag wegstecken wird: „Das haben wir immer so gemacht. Ich sehe keinen Grund, warum das diese Woche nicht so sein sollte.“Was sich aber nicht wiederhole­n soll: Dass es diese Woche wieder nur Kompliment­e und keine Siege geben wird.

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FOTO: DPA Weiter geht’s: Uwe Rösler hilft Niko Gießelmann auf.

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