Fortuna punktet wie ein Absteiger
Düsseldorf hat ein Problem: Sie spielt besser, als es ihr Tabellenplatz vermuten lässt, aber sie belohnt sich seit Wochen und Monaten nicht mit ausreichend Zählern für gute Leistungen. Genau mit dieser Art Missverhältnis sind schon viele Klubs abgestiegen
DÜSSELDORF Da waren sie wieder, diese Sätze. Diese Sätze, die sie bei Fortuna nicht mehr hören können. „Sie haben hervorragend gespielt, sie sind sehr gut organisiert. Kompliment an meinen Kollegen. Aber so ist Fußball – leider in diesem Fall für Düsseldorf.“Wieder mal gab es Zuspruch vom Gegner für eine gute Leistung. Diesmal kamen die Sätze von Dortmunds Trainer Lucien Favre. Eine nette Geste, ehrlich gemeint und absolut zutreffend. Nur: Es bringt Fortuna rein gar nichts. Denn der BVB nahm die drei Punkte mit, weil Erling Haaland in der fünften Minute der Nachspielzeit zum 1:0 für Dortmund traf. Trainer Uwe Rösler und seinen Mannen blieb erneut nur der schmerzhafte Blick zurück auf mehr als 90 Minuten leidenschaftlichen Fußball, der am Ende keinerlei Ertrag brachte. Diese Art ungerecht anmutender Nackenschläge muss Fortuna seit Wochen
hinnehmen, ja seit Monaten. Und genau das ist das stärkste Argument, das für einen Abstieg spricht.
Seit Rösler Ende Januar das Traineramt von Friedhelm Funkel übernahm, hat Fortuna in der Bundesliga in zwölf Spielen nur drei Mal verloren – gegen Bayern München, Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach, Top-4-Klubs also. Allerdings hat sie in diesem Zeitraum auch nur zwei Mal gewonnen. Betrachtet man die Rösler-Spiele und ihre Verläufe näher, wird schnell klar: Außer in München und gegen Gladbach hätten die Düsseldorfer alle anderen Partien gewinnen können, in manchen Fällen sogar müssen.
Bereits in der Hinrunde unter Funkel verpasste es Fortuna, sich für ihre guten Auftritte mit drei Punkten zu belohnen. Geht man die Saison komplett durch, gibt es eine ganze Reihe von Spielen, in denen ein Fortuna-Sieg nicht unverdient gewesen wäre. Auf der anderen Seite gibt es keinen einzigen Sieg, den man als dreckig oder unverdient bezeichnen könnte. Fortuna spielt keineswegs wie ein Absteiger, aber sie punktet wie einer. Dieses Missverhältnis wurde schon anderen Klubs zum Verhängnis. Da können die Düsseldorfer gerne mal bei den Protagonisten beim 1. FC Nürnberg 2008, Eintracht Frankfurt 2011, oder beim VfB Stuttgart 2019 nachfragen.
Die Spielweise und die Mentalität seiner Mannschaft brachte Rösler dazu, vor Wochen zu prophezeien, dass Fortuna noch Siege gegen Gegner einfahren würde, „an die heute noch keiner glauben“würde. Um diese These zu verifizieren, gibt es drei Spieltage vor Schluss nur noch eine Möglichkeit: am Mittwoch in der Begegnung beim Tabellendritten in Leipzig. Danach kommen die Spiele gegen Augsburg und bei Union Berlin, die ohnehin gewonnen werden müssen. Noch liegt Fortuna auf dem Relegationsplatz, allerdings hat Werder Bremen den Rückstand auf nur noch einen Treffer in der Tordifferenz verkürzt.
Man sah Uwe Rösler nach dem 0:1 gegen Dortmund an, dass ihn der nächste Rückschlag mitgenommen hat. Aber was bleibt ihm übrig, außer weiterhin auf das Positive hinzuweisen und die Hoffnung zu schüren, dass sich am Ende eben doch alles zum Guten wenden wird? Und so sagt der 51-Jährige: „Mir lacht das Herz, wenn ich sehe, wie meine Mannschaft Woche für Woche spielt. Dass nicht alles klappt, ist mir klar. Aber wir machen viel aus dem Kader und unserer Qualität.“Auf die berechtigte Frage, ob aber eben genau diese Qualität für den Klassenerhalt reichen wird, reagiert Rösler allergisch. Möglicherweise, weil er sie sich selbst schon gestellt hat und keine Antwort weiß. Denn: Bei all den Komplimenten für die guten Auftritte darf nicht außer Acht gelassen werden, dass viele Spiele nicht gewonnen wurden, weil individuelle Fehler in der Defensive oder mangelnde Chancenverwertung in der Offensive das verhinderten.
Rösler glaubt daran, dass sein Team auch diesen Niederschlag wegstecken wird: „Das haben wir immer so gemacht. Ich sehe keinen Grund, warum das diese Woche nicht so sein sollte.“Was sich aber nicht wiederholen soll: Dass es diese Woche wieder nur Komplimente und keine Siege geben wird.