Rheinische Post Viersen

Langsamer Abschied vom Bibelgarte­n

Die Evangelisc­he Kirchengem­einde hat entschiede­n, ihr Projekt Bibelgarte­n-Gemeindega­rten an der Friedrichs­traße nicht zu verwirklic­hen. Es fehlte an Ehrenamtle­rn. Das gesammelte Geld soll in die Orgelrenov­ierung fließen.

- VON HERIBERT BRINKMANN FOTO: JÖRG KNAPPE

KALDENKIRC­HEN Die Idee ist schon einige Jahre alt und kam aus der Mitte der Evangelisc­hen Kirchengem­einde. Auf dem Gelände des ehemaligen Pfarrgarte­ns hinter dem Jugendzent­rum „Spielecafé“könnte man gut einen Bibel- oder Gemeindega­rten anlegen, der dann für alle Gemeindegl­ieder als Ort der Erholung offen sein sollte. Mit Bibelgarte­n ist ein Themengart­en gemeint, in dem die in der Bibel erwähnten oder in der biblischen Welt vorkommend­en Pflanzen gezeigt werden.

In den meisten Bibelgärte­n werden Olivenbäum­e, Weinstöcke, Disteln und natürlich der Granatapfe­lbaum oder -strauch gepflanzt. Dazu kommen Exoten wie der Sodomsapfe­l, Mastixstra­uch, Tabor- oder Palästinae­iche, Papyrus oder Taumel-Lolch. Neben den Erholungso­rt trat somit eine lehrreiche Funktion. Für Kaldenkirc­hen gab es sogar schon einen ersten Entwurf einer Gartenarch­itektin.

Pfarrer Andreas Grefen ist seit neun Jahren in der Gemeinde. Er beanspruch­t nicht, einen grünen Daumen zu haben. Das fußballfel­dgroße Grundstück wurde nicht bewirtscha­ftet, es dient dem Jugendzent­rum als Spielgelän­de. Für die Jugendlich­en ist der wilde Garten eine Gelegenhei­t zum Toben. Dort kann man auf Bäume klettern.

Pfarrer Grefen findet die Grundidee sehr schön. Aber es habe nie ein richtiges Konzept gegeben. Den Garten profession­ell zu pflegen, wäre finanziell ein „Riesending“geworden. Unbeantwor­tet waren auch die Fragen, wie man einen solchen Bibelgarte­n nutze oder bewerbe. Es gab durchaus Ehrenamter, die sich dafür einsetzen würden, aber für das große Gelände waren es zu wenige, die kontinuier­lich dafür bereitstan­den. Pfarrer Grefen: „Viele Gartenund Naturliebh­aber in unserer Gemeinde waren zwar interessie­rt und bereit, mit Rat zur Seite zu stehen, aber vor allem die Älteren hatten oft selber einen großen privaten Garten

zu pflegen und sahen sich nicht in der Lage, auf längere Sicht dieses Projekt ehrenamtli­ch zu begleiten.“

Obwohl es gar keinen Umsetzungs­beschluss des Presbyteri­ums gab, wurde bei Gemeindefe­sten oder Weihnachts­basaren eifrig Geld gesammelt. So kamen bereits stolze 4444,86 Euro zusammen. Das

Geld soll jetzt in die Orgelrenov­ierung fließen.

Für Deutschlan­d werden in manchen Publikatio­nen derzeit 160 Bibelgärte­n genannt, andere sprechen nur von 26. Der erste deutsche Bibelgarte­n wurde 1979 in Hamburg angelegt. Er ist der einzige Bibelgarte­n, der von Botanikern konzipiert wurde. Der nächstgele­gene Bibelgarte­n befindet sich in Neuss. Rund um die Pfarrkirch­e St. Kamillus im Stadionvie­rtel am Glehner Weg wurde 2010 ein Bibelgarte­n angelegt. Pflanzen, die in den Evangelien genannt werden, sind dort gepflanzt und mit erklärende­n Schildern versehen. Im Heiligen Land wären der Bibelpfad im Botanische­n Garten in Jerusalem und der biblische Pflanzenpa­rk „Neot Kedumim“östlich von Tel Aviv zu nennen. Auch in den USA haben Bibelgärte­n eine lange Tradition.

 ??  ?? Der evangelisc­he Pfarrgarte­n an der Friedrichs­traße in Kaldenkirc­hen bietet viel Fläche und ist deshalb eine Herausford­erung. Der verwildert­e Garten wird zur Zeit nur von Besuchern des Jugendzent­rums genutzt.
Der evangelisc­he Pfarrgarte­n an der Friedrichs­traße in Kaldenkirc­hen bietet viel Fläche und ist deshalb eine Herausford­erung. Der verwildert­e Garten wird zur Zeit nur von Besuchern des Jugendzent­rums genutzt.

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