Rheinische Post Viersen

Fehler in den ungünstigs­ten Momenten

Yann Sommer hat in München erst zum dritten Mal in dieser Saison gepatzt. Es war aber immer sehr schmerzhaf­t.

- VON SEBASTIAN HOCHRAINER

Völlig zurecht lässt bei Borussia niemand etwas auf Yann Sommer kommen. Gladbachs Nummer eins gehört zweifelsoh­ne zu den besten Torhütern der Bundesliga in dieser Saison. Entspreche­nd verzeihen ihm seine Kollegen und Vorgesetzt­en sofort, wenn er mal einen Fehler macht. Christoph Kramer und Marco Rose waren am Samstagabe­nd die beiden Borussen, die vor den Mikrofonen nach Sommers Fehler vor dem 0:1 bei der 1:2-Niederlage in München gefragt wurden und ihn deutlich in Schutz nahmen. Jeder andere Gladbacher hätte sicher auch auf diese Weise reagiert.

Sommer ist nicht nur ein Klasse-Keeper, sondern mit seinen fußballeri­schen Fähigkeite­n der Ursprung des Gladbacher Offensivsp­iels, das auf Kurzpasssp­iel von hinten nach vorne ausgelegt ist. Borussia setzt seit Jahren nur im äußersten Notfall auf lange Bälle, selbst wenn es gegen die stärksten Gegner wie Bayern geht.

Auch nun beim 0:1 durch Joshua Zirkzee hatte Sommer vor, das Spiel in gewohnter Weise aufzubauen. Doch er machte es umständlic­her als sonst. Er wollte den Ball in seinen eigenen Rücken spielen, er setzte in dem Moment nicht auf Einfachhei­t und spielte den Ball dann dem Bayern-Stürmer in die Füße. „Ich habe in der Situation eine falsche Entscheidu­ng getroffen“, sagte Sommer. „Ich ärgere mich natürlich extrem über diese falsche Entscheidu­ng. Oft haben diese Bälle geklappt, diesmal leider nicht. So etwas kommt vor, es war ganz klar mein Fehler.“

Nun gab es also Sommers dritten Patzer in seinem 39. Pflichtspi­eleinsatz in dieser Saison für Gladbach.

In jedem 13. Spiel passiert dem Keeper umgerechne­t ein Missgeschi­ck – eine extrem starke Quote für einen Torhüter. Das Problem:. Um Sommers Fehler in dieser Saison zu finden, muss man nicht so genau suchen. Das liegt gar nicht an der Zahl der Momente, in denen der Schweizer Nationalto­rhüter keine gute Figur abgab, sondern daran, dass es in den ungünstigs­ten Momenten geschehen ist.

Zweimal patzte er zuvor in dieser Saison. Im letzten Europa-League-Gruppenspi­el gegen Basaksehir FK ließ Sommer einen recht harmlosen Fernschuss zum 1:1 passieren und brachte die bis dahin biederen Türken, die in der Nachspielz­eit noch den Siegtreffe­r zum 2:1 erzielten, zurück ins Spiel. Diese Niederlage bedeutete das Aus für die Borussen im Europapoka­l.

Den zweiten Fehler machte Sommer im Rückrunden­spiel bei RB Leipzig. Dort führte Borussia mit 2:0, ehe der 31-Jährige nach einem hohen Ball weit aus seinem Tor kam, jedoch in Denis Zakaria hineinspra­ng und bei der Landung das Spielgerät

aus den Händen verlor vor die Füße von Patrik Schick, der den Anschlusst­reffer erzielte. Leipzig war zurück im Spiel, es folgte kurz vor Schluss der Ausgleich.

Am Samstagabe­nd zeigte Sommer aber auch eine seiner großen Stärken. Wenn er mal patzt, gelingt es ihm, sofort wieder auf Normalbetr­ieb zu schalten. Er hadert nicht mit seinem Missgeschi­ck. So auch gegen die Bayern, gegen die er nach dem 0:1 weiter seine Art durchzog und Borussia fußballeri­sch und als Keeper half. Unter anderem zeigte er bei einer Parade nach einem von Christoph Kramer abgefälsch­ten Schuss von Serge Gnabry seine Extraklass­e auf der Linie. Vor seinem Fehler zeigte Sommer schon eine tolle Parade gegen Lucas Hernandez, der nach einer Unachtsamk­eit von Matthias Ginter frei vor ihm stand.

Sorgen muss man sich also nicht machen, dass er geschwächt aus dem Bayern-Spiel herausgeht. In den letzten drei Partien, wenn Borussia noch die Königsklas­se packen will, wird er wichtig sein. Sommers Anteil daran wäre riesig.

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