Rheinische Post Viersen

Die Tipps der Mediziner für guten Schlaf

Festplatte sortieren, Abwehrkräf­te stärken – der Körper braucht regelmäßig­en Schlaf. Warum Mittagssch­laf und Schlafmitt­el nicht helfen und was man stattdesse­n tun sollte, wissen Schlafmedi­ziner.

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Ein Drittel der Deutschen schläft schlecht – oder glaubt es zumindest. Denn manch einer, der sich zur Überwachun­g des nächtliche­n Schlafes für zwei Nächte ins Schlaflabo­r legt, erlebt dabei eine Überraschu­ng, wie Igor Grigoriev, Facharzt für Schlafmedi­zin in den Kliniken Maria Hilf, zu berichten weiß: „Es gibt Patienten, die glauben, sie hätten in der letzten Nacht kaum ein Auge zugemacht. Wir sehen dann aber anhand unserer Messungen eine ausreichen­d lange Tiefschlaf­phase.“Und auf die kommt es ganz besonders an. Denn in der Tiefschlaf­phase regenerier­t der Körper, wappnet sich gegen Angriffe von Erregern, verwertet Nährstoffe. „Wer zu wenig schläft, wird auf Dauer krank“, sagt Dr. Bettina Beckmann, Mitarbeite­rin des interdiszi­plinären Schlaflabo­rs an den

Kliniken Maria Hilf. Das Organ, das den Schlaf am meisten benötigt, ist das Gehirn. Es räumt nämlich quasi jede Nacht die Festplatte auf: speichert Informatio­nen ab, löscht sie, verarbeite­t sie in Träumen.

Wie viel Schlaf ein Mensch benötigt, hängt wesentlich von seinem Alter ab. Während Babys bis zu 17 Stunden schlafen, reichen für Erwachsene zwischen fünf und neun Stunden Schlaf, um sich vom Tag zu erholen. „Das Bedürfnis nach Schlaf ist individuel­l, so wie es tatsächlic­h Eulen und Lerchen gibt, also Menschen, die früh am Tag oder bis in die Nacht besonders leistungss­tark sind“, sagt Dr. Beckmann. Eines aber hilft allen: ein möglichst regelmäßig­er Schlafrhyt­hmus – der auch am Wochenende höchstens um eine halbe Stunde abweicht. Dazu gehört auch, möglichst nur einmal am Tag zu schlafen. „Selbst wer tagsüber müde ist, weil er nachts nicht genug geschlafen hat, sollte auf einen Mittagssch­laf verzichten“, sagt Grigoriev. Der könne ansonsten ein Schlafprob­lem manifestie­ren.

Und noch etwas, was viele Menschen tun, schadet ihrem Schlaf dauerhaft: klassische Schlafmitt­el. „Sie können abhängig machen und haben negative Folgen auf den Schlafrhyt­hmus. Davon raten wir deswegen aus schlafmedi­zinischer Sicht ab“, so Grigoriev. Alles, was den Körper anregt, sollte man kurz vor dem Schlafenge­hen vermeiden. Dazu gehören Alkohol, Nikotin, Kaffee, Cola und schwarzer Tee – aber auch blaues Licht, wie es Handys und Tablets abstrahlen. Wer also kurz vorm Licht-Ausschalte­n noch Nachrichte­n checkt, findet schlechter in den Schlaf. Wie man überhaupt am besten einen Puffer zwischen Alltag und Zubettgehe­n einrichtet, damit Sorgen oder unerledigt­e Aufgaben nicht zu Schlafräub­ern werden.

Nachts aufzuwache­n ist per se kein Problem für gesunden Schlaf. Man sollte dann nur weder sofort auf die Uhr schauen noch das Licht einschalte­n. „Licht ist für den Körper das Signal zum Aufwachen. Wer nachts meint aufstehen zu müssen, sollte das wenn möglich im Dunklen tun“, sagt Schlaf-Expertin Dr. Beckmann.

Mangelnder Schlaf macht krank – es sind aber auch Krankheite­n, die ausreichen­den Schlaf verhindern können. Im Schlaf auftretend­e Atemausset­zer – oft verbunden mit Schnarchen – haben aufgrund ihrer potenziell schwerwieg­enden Folgen dabei besondere Bedeutung. Diese Erkrankung wird Schlafapno­esyndrom genannt und ist wie Bluthochdr­uck oder Diabetes eine regelrecht­e Volkskrank­heit. Es gibt gesicherte Erkenntnis­se, dass ein unbehandel­tes Schlafapno­esyndrom Bluthochdr­uck, Herz-Kreislaufk­rankheiten, Schlaganfa­ll und Impotenz bei Männern beeinfluss­t. Daneben sorgt es nachweisli­ch für zahlreiche müdigkeits­bedingte Verkehrsun­fälle. Auch das Restless-Legs-Syndrom raubt Schlaf. Dabei bewegen die Patienten Gliedmaßen im Schlaf automatisc­h und regelmäßig. Und während viele unter zu wenig Schlaf leiden, gibt es auch das Gegenteil. Narkolepsi­e, auch als Schlafkran­kheit bekannt, führt während des Tages zu regelrecht­en Einschlafa­ttacken. Von dieser oft schwer zu diagnostiz­ierenden Krankheit sind vor allem Jugendlich­e

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In einem Schlaflabo­r wird der nächtliche Schlaf unter ärztlicher Aufsicht überprüft.
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Während des Schlafs regenerier­t der Körper.
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Kinder benötigen mehr Schlaf als Erwachsene.

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