Der Dalai Lama macht jetzt Pop
Der 84-Jährige hat sein erstes Album angekündigt: „Inner World“.
DÜSSELDORF Die erste Reaktion auf diesen Song ist Abwehr. Er klingt, als hätte Enya mit dem kleinen Hobbit eine Band gegründet, um bei Vollmond im „Café Del Mar“aufzutreten: Streicher, Piano, sanftes Wasserplätschern. Aber irgendwann erhebt sich die Stimme des Dalai Lama über diesen Mittelerde-Kitsch. Man versteht nicht, was seine Worte bedeuten, man ahnt es indes und hört sehr gerne zu. Bald sagt er nur noch „Om“, die heilige Silbe, und da ist es dann soweit: Große Ruhe, die Gedanken driften fort. Om. Ist ganz schön.
Das gibt es nicht oft im Pop, dass ein 84-Jähriger sein Debütalbum ankündigt, aber der Dalai Lama hat das nun getan. Am 6. Juli, zu seinem 85. Geburtstag also, erscheint „Inner World“, eine Sammlung von elf Stücken. Das geistliche Oberhaupt der
Tibeter spricht Mantras und Lehrsätze, und Ella Brewer und Tiffany Singh produzieren die Arrangements. Einen Titel gibt es bereits vorab, das populäre buddhistische Gebet „Compassion“, das in einer Ambient-Version gechantet wird.
Musik habe das Potenzial, viel mehr Leute zu erreichen und die
Botschaft zu verbreiten, dass Warmherzigkeit der Ursprung von Freude sei, sagt der Dalai Lama. Fünf Jahre habe er an dem Album gearbeitet, heißt es. Und das passt ganz gut, denn so lange ist es her, dass er beim britischen Glastonbury-Festival auftrat, um vor den Folgen des Klimawandels zu warnen. Er stand mit Patti Smith auf der Bühne, und er sah sich die Mitglieder ihrer Band an. „Die meisten von euch haben weißes Haar“, sagte er damals, „aber Stimme und Bewegungen wirken jugendlich. Ich sollte aktiver sein, so wie ihr.“
Das „Faze“-Magazin, das sich vor allem mit Clubmusik beschäftigt, erwartet bereits Remixes der Dalai-Lama-Stücke. Vielleicht tanzt man demnächst zu seiner Stimme. Es würde gut passen, denn der Dalai Lama wünscht sich, dass „Compassion“Herzen öffne und uns einander näher bringe.