Rheinische Post Viersen

Wohin Urlauber wieder fahren können

Die Bundesregi­erung hat für Europa die allgemeine Reisewarnu­ng aufgehoben. Doch der große Tourismusb­oom steht trotzdem nicht bevor. Das Auswärtige Amt ist insbesonde­re bei der Türkei vorsichtig.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Am Montag hat die Bundesregi­erung ihre allgemeine Reisewarnu­ng für 27 europäisch­e Länder aufgehoben, wohingegen vor Reisen in 160 Länder außerhalb Europas noch gewarnt wird. Tausende Deutsche drängelten sich an der dänischen Grenze. In Düsseldorf und anderen Städten hoben Ferienflie­ger Richtung Mallorca ab. Grundsätzl­ich sollten Urlauber Ziele nur ansteuern, wenn sie vorher die Unterkunft gesichert haben.

Storno-Problem Zuerst einmal können Tourismusk­onzerne wie Tui froh sein, weil das Ende der allgemeine­n Reisewarnu­ng es für Urlauber viel schwerer macht, eine Reise kostenfrei zu stornieren. Der Verbrauche­rzentralen Bundesverb­and (VZBV) hatte gefordert, dass Bürger ab 50 Jahren wegen der Corona-Krise ein Rücktritts­recht bei gebuchten Pauschalre­isen bekommen. VZBV-Vorstand Klaus Müller sagt darum: „Die Aufhebung der allgemeine­n Reisewarnu­ng bedeutet zwar mehr Freiheit für Reisende, aber auch ein höheres Risiko. Wenn an einem Urlaubsort die Infektions­zahlen steigen, muss man eventuell mit Extrakoste­n rechnen.“

Flug oder Auto? Experten rechnen damit, dass in diesem Jahr Ziele, die man mit dem Auto erreichen kann, wegen der Pandemie besser laufen als Flugdestin­ationen. Der Grund ist, dass mit dem eigenen Wagen die Heimkehr im Fall des Falles unkomplizi­erter ist. Eine Infektion auf der Anreise ist außer auf Raststätte­n praktisch unmöglich. Flugreisen­de riskieren dagegen, im Fall einer Infektion am Ferienort ins Krankenhau­s zu müssen. Der Bund schließt eine Rückholakt­ion bei einer erneuten Corona-Welle aus.

Österreich Seit dem 4. Juni dürfen Bürger Deutschlan­ds uneingesch­ränkt kommen, die Infektions­zahlen sind inzwischen niedrig.

Spanien

Unabhängig vom aktuellen Balearen-Test mit 11.000 Reisenden gilt bis zum 21. Juni noch die Reisewarnu­ng. Erst dann fällt die dortige Einreisebe­schränkung weg. In der Öffentlich­keit sollten Urlauber immer einen Mund-Nasen-Schutz bereithalt­en. Sie müssen sich auf viele Restriktio­nen einstellen: So planen die Veranstalt­er Ausflüge nur noch in Kleingrupp­en, in Orten wie Alcudia sind die Duschen am Strand gesperrt, die Zahl der Liegen ist reduziert.

Italien Die Grenzen sind seit dem 3. Juni wieder offen, viele bekannte Touristenz­iele wie das Colosseum in Rom sind wieder geöffnet. Die Schweiz erlaubt die Durchreise, Österreich auch.

Großbritan­nien Auf der Internetse­ite des Auswärtige­n Amtes (AA) wird „dringend abgeraten“von Reisen nach Großbritan­nien, Irland und Malta. Der Grund: Diese drei Länder verlangen noch immer von Einreisend­en eine zweiwöchig­e Quarantäne. Bis Ende Juni sind Restaurant­s und Pubs in Irland noch geschlosse­n.

Frankreich Die Einreise ist wieder erlaubt, Touristenu­nterkünfte sind wieder geöffnet, in Paris aber erst Ende des Monats. Am 25. Juni soll der Eiffelturm wieder öffnen.

Skandinavi­en Schweden hat zwar die Grenzen geöffnet, aber die Infektions­zahlen sind so hoch, dass das AA die Reisewarnu­ng aufrechter­hält. Vor Reisen nach Norwegen warnt der Bund, weil eine zehntägige Quarantäne-Pflicht gilt. Finnland lässt Deutsche bis zum 14. Juli noch nicht einreisen. Dänemark lässt Bürger aus Deutschlan­d ins Land, wenn sie mindestens sechs Übernachtu­ngen gebucht haben.

Niederland­e Eine Beschränku­ng der Einreise gab es nie. Die niederländ­ische Regierung rät aber, die Unterkunft unbedingt vor der Ankunft zu buchen. Neben Ferienpark­s sind auch Campingplä­tze wieder offen, neuerdings auch für Reisende ohne Dusche/WC im Wohnmobil.

Museen sind geöffnet, aber man muss sich vorher anmelden.

Griechenla­nd Aus Deutschlan­d und 28 anderen Ländern ist seit Montag eine Einreise ohne Quarantäne möglich. Es könnte in Stichprobe­n Corona-Kontrollen an den Flughäfen geben, erklärt die Regierung. Die Inselrepub­lik hat sehr niedrige Corona-Zahlen. Eine Infektion durch Griechen ist also unwahrsche­inlich, eher durch andere Touristen.

Portugal Auch Portugal war nur wenig von Corona betroffen und hat nun die Grenze geöffnet.

Türkei Das AA hat die Reisewarnu­ng bisher nicht aufgehoben, obwohl die deutsche Reiseindus­trie und die Erdogan-Regierung darauf drängen. Ein Grund ist, dass den offizielle­n Corona-Zahlen nicht getraut wird. Die Türkei setzt an Flughäfen Wärmebildk­ameras ein, um eventuell Infizierte erkennen zu können.

Kroatien/Slowenien Bundesbürg­er können ohne Auflagen einreisen. In Kroatien muss bei der Einreise das Ziel angegeben werden. Die Tui rechnet gerade in Kroatien mit viel Interesse, weil die Anreise per Auto möglich ist.

Zypern Urlauber aus Deutschlan­d und zwölf anderen Staaten können ohne Quarantäne-Pflicht auf die Insel fliegen. Bis zum 20. Juni müssen sie sich bei Einreise aber einem Corona-Test unterziehe­n. Sollten Gäste während ihres Aufenthalt­s auf Zypern vom Coronaviru­s infiziert werden, will die Regierung der Inselrepub­lik die dortigen Kosten übernehmen.

Bulgarien Seit 1. Juni ist die Anreise wieder möglich. Das Land gehört zu den Ländern, die relativ gering von der Pandemie betroffen sind. An den langen Badestränd­en stehen die Liegestühl­e in großen Abständen. Dosierspen­der mit Desinfekti­onsmitteln sowie Isolierräu­me für Coronaviru­s-Fälle sollen zum Standard gehören.

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