Rheinische Post Viersen

DGB fordert Bau weiterer Azubi-Wohnheime

Die Gewerkscha­fter haben sechs zentrale Forderunge­n für den NRW-Kommunalwa­hlkampf formuliert.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Während die Parteien bei der Aufstellun­g ihrer Kandidaten für die Kommunalwa­hl am 13. September in den letzten Zügen liegen, kristallis­ieren sich die wahlentsch­eidenden Themen heraus. Nun haben auch der Deutsche Gewerkscha­ftsbund NRW und seine acht Mitgliedsg­ewerkschaf­ten ihre Forderunge­n konkretisi­ert. In dem Sechs-Punkte-Programm, das unserer Redaktion vorliegt, heißt es unter anderem Ausschreib­ungen der öffentlich­en Hand seien so zu gestalten, dass neben Wirtschaft­lichkeit auch soziale Kriterien wie die Tariftreue, fairer Handel und Mitbestimm­ung gewährleis­tet seien. Es sei fatal, dass die Landesregi­erung das

Tariftreue­gesetz gekippt habe, sagte die DGB-Chefin von NRW, Anja, Weber. Die Kommunen könnten bei Ausschreib­ungen natürlich selbst Tarifstand­ards einfordern und fairen und sozialen Einkauf betreiben, der rechtliche Rahmen gebe das her. „Und es gibt gute Beispiele etwa aus dem Ruhrgebiet, wo Kommunen die Ansiedlung eines Logistikze­ntrums eines bekannten Online-Händlers aufgrund fehlender Mindeststa­ndards abgelehnt haben. Dieses Umdenken fördert gute Arbeit – davon brauchen wir mehr.“

Neben der Forderung, dass sich die kommunalen Wirtschaft­sförderer wieder stärker um die Ansiedlung industriel­ler Arbeitsplä­tze bemühen müssten, enthält das Papier auch den Wunsch, die Rekommunal­isierung

von privatisie­rten Unternehme­n voranzutre­iben.

Ein bestimmend­es Thema dürfte im Wahlkampf auch der bezahlbare Wohnraum werden. Hier fordert der DGB eine Offensive beim sozialen Wohnungsba­u und bezahlbare­n Wohnungen für kleinere und mittlere Einkommen. Zudem nimmt der DGB eine besondere Gruppe in den Blick: die Auszubilde­nden. Für die verlangt er flächendec­kend Azubi-Wohnheime. „Das Thema steckt noch in den Anfängen“, sagt Weber. „Und selbst wenn der gemeinsame Wille da ist, fehlen die Kümmerer. Wirtschaft und Politik müssen aktiv werden und für bezahlbare­n Wohnraum sorgen.“Man könne nicht immer darüber klagen, dass Ausbildung­sstellen nicht besetzt würden, und auf der anderen Seite nicht für die nötigen Rahmenbedi­ngungen sorgen, kritisiert­e die Gewerkscha­fterin.

Zudem macht der DGB Vorschläge zum Thema Bildung. Neben einem Ausbau der digitalen Infrastruk­tur an den Schulen geht es dabei insbesonde­re um die Personalge­winnung:

„Um fehlendes Personal zu gewinnen, braucht es bessere Arbeitsbed­ingungen. Kommunale Strategien zur Fachkräfte­gewinnung vor Ort können beim Wettstreit um bessere Bildung ausschlagg­ebend sein.“

Und in Sachen klimafreun­dlichere Mobilität heißt es, der öffentlich­e Personenna­hverkehr sei strategisc­h auszubauen. „Die Taktzeiten und die Preisgesta­ltung sind so zu reformiere­n, dass der Umstieg auf ökologisch sinnvolle Verkehrsmi­ttel sowohl in Ballungsze­ntren als auch im ländlichen Raum gelingt.“Vorschläge machen die Gewerkscha­fter auch zur Stärkung der Demokratie. Demnach sollten Nicht-EU-Ausländer das kommunale Wahlrecht erhalten, wenn sie länger als zwei Jahre hier leben.

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FOTO: DPA Anja Weber ist Chefin des Deutschen Gewerkscha­ftsbunds NRW.

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