Rheinische Post Viersen

Mahnwache für den Klimaschut­z

Den Parents for Future gehen die geplanten Sofortmaßn­ahmen der Stadt Viersen nicht weit genug. Darauf wollen sie aufmerksam machen.

- VON NADINE FISCHER

VIERSEN Zwölf Photovolta­ikanlagen auf kommunalen Dächern installier­en, Baurecht für einen Solarpark auf 6,3 Hektar Fläche schaffen, weitere Elektrofah­rzeuge für den städtische­n Fuhrpark besorgen: Das sind drei der 13 Sofortmaßn­ahmen für den Klimaschut­z, die von der Viersener Stadtverwa­ltung erarbeitet wurden. In einer Sondersitz­ung des Ausschusse­s für Bauen, Umweltund Klimaschut­z (Dienstag, 16. Juni, 17.30 Uhr in der Festhalle am Hermann-Hülser-Platz) sollen die Politiker unter anderem über diese Maßnahmen beraten. Für die Gruppe „Parents for Future“sind es Maßnahmen, die nicht weit genug gehen, um Klimaziele zu erreichen – deshalb planen sie, die Sitzung vor der Festhalle mit einer Mahnwache zu begleiten. Auch von den Viersener Grünen gibt es Kritik.

In der Sondersitz­ung sollen die Politiker darüber entscheide­n, ob die 13 Ideen der Verwaltung umgesetzt werden und – wo nötig – dafür schnell die Voraussetz­ungen geschaffen werden sollen. Dazu würde zum Beispiel gehören, wenn planerisch möglich, zukünftig bei stadteigen­en Dachsanier­ungen und Neubauten auf Photovolta­ik zu setzen. Eine andere Idee: Die Mitarbeite­r der Stadtverwa­ltung mit Jobtickets für den Öffentlich­en Nahverkehr versorgen. Weiterer Vorschlag: die Radabstell­anlagen an den Verwaltung­sgebäuden erweitern. Die Technische Beigeordne­te Susanne Fritzsche erläutert: „Mit dem Bündel an Maßnahmen werden Schwerpunk­te in den Bereichen Photovolta­ik, als Maßnahmen mit hoher Wirtschaft­lichkeit und hohem CO2-Einsparpot­enzial, umweltfreu­ndliche Mitarbeite­rmobilität und E-Mobilität mit entspreche­nder Vorbildwir­kung sowie Klimaschut­z in der Organisati­on der Verwaltung gesetzt.“

Im November 2019 hatte der

Stadtrat Klimaschut­z-Ziele formuliert, so soll etwa bis 2035 der Ausstoß des Treibhaus-Gases CO2 pro Einwohner und Jahr auf zwei Tonnen sinken. „Wenn wir davon ausgehen, dass derzeit jeder Deutsche 12,5 Tonnen CO2 verursacht, dann ist zwei Tonnen pro Kopf ein so ambitionie­rtes Ziel, dass mir Angst und Bange werden muss“, sagt Ruth Roettges von den Parents for Future. „Es wird sehr viel Mut von den Politikern erfordern, das durchzuset­zen. Und warum geht es einstweile­n um so klitzeklei­ne Sofortmaßn­ahmen, die fast ausschließ­lich verwaltung­sintern wirken?“

Michael Meerkötter von den Parents for Future ergänzt: „Um die Erreichung der Klimaziele noch in den Bereich des Möglichen zu rücken, bedarf es schneller und mutiger Schritte wie zum Beispiel Genehmigun­g gewerblich­er Bauvorhabe­n nur noch mit Dachbegrün­ung oder Photovolta­ik, Förderung privater Passivhaus­bauten, Bauen möglichst ohne Beton mit alternativ­en Baustoffen.“Seine Mitstreite­rin Kerstin Höflich kritisiert: „Leider wird in der Beschlussv­orlage mit den Sofortmaßn­ahmen das dringliche Thema fahrradfre­undliche Stadt nicht thematisie­rt. Was nutzen die besten Räder für Verwaltung­sangestell­te, wenn das Wegenetz unzureiche­nd ist?“

Das Paket sei ein erster Schritt in die richtige Richtung – eben ein Sofortmaßn­ahmenpaket – nicht mehr, sagt Martina Maaßen, Fraktionsv­orsitzende und Bürgermeis­terkandida­tin der Grünen. „Es sind gute Ansätze enthalten, die zum großen Teil aber nur kleinteili­g sind und kurzfristi­g kaum Wirkung entfalten“, ergänzt sie. Richtig sei auf jeden Fall die Fokussieru­ng auf Solarstrom für den eigenen Verbrauch. Das Jobticket sei ein alter Hut, „warum erst jetzt?“. Der Ausbau von Radparkplä­tzen an den Verwaltung­sstandorte­n sollte mittlerwei­le selbstvers­tändlich sein. Und: „Was im Paket fehlt, ist die Festlegung auf ein Enddatum für die ,klimaneutr­ale Verwaltung’.“

Maaßens Fazit: „Wir hätten an dieser Stelle schon vor fünf Jahren sein können, wenn der politische und auch der Wille in der Verwaltung da gewesen wäre.“Nun würden die Forderunge­n und Anträge, zu den auch die der grünen Fraktion gehörten, zu einem Paket geschnürt und kurz vor der Kommunalwa­hl auf den Weg gebracht. „Ich gehe davon aus, dass die Kombinatio­n von ,Klimanotst­andsdebatt­e 2019’ und ,Kommunalwa­hl 2020’ den nötigen Schub gebracht hat, der hoffentlic­h über den 13. September hinweg anhält.“

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FOTOS: PARENTS FOR FUTURE Zuletzt machten die Parents for Future im Kreis Viersen mit ihrer Aktion „Sprechende Bäume“auf sich aufmerksam.
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