Rheinische Post Viersen

Vom Schönblick bis nach Krefeld gucken

Auf einer 3,5 Kilometer langen Tour mit 30 Meter Höhenunter­schied bieten die Süchtelner Höhen ein Stück Geschichte.

- VON BIANCA TREFFER

SÜCHTELN Der Wanderpark­platz an der Lobberiche­r Straße in Süchteln ist nicht zu verfehlen. Wer am Hinweissch­ild „Kriegerden­kmal“abbiegt, ist angekommen. Kaum ausgestieg­en und auf den Schotterwe­g getreten, ragt das 24 Meter hohe Kriegerden­kmal, dessen Grundstein 1878 gelegt wurde, schon inmitten der mächtigen Buchen hervor. Es scheint, als wolle sich der Adler auf dem Kupferdach in die Lüfte erheben, wie er da mit ausgebreit­eten Schwingen, deren Spannweite bei 3,10 Metern liegt, zu sehen ist.

Der ehemalige Aussichtst­urm ist nicht mehr zu besteigen, aber auch von unten lohnt sich der Blick. Hinter dem Denkmal führt der Weg in den Wald. „Die Bodenbeweg­ungen, die wir hier sehen, haben dabei keinen natürliche­n Ursprung. Sie sind von Menschenha­nd im Zweiten Weltkrieg geschaffen worden“, erläutert Günter Wessels vom Naturschut­zbund (Nabu) Viersen.

Dazu gehört auch der Erbenbusch. Das Gebiet wird nicht von hohen Bäumen bestimmt, sondern von Buschwald und Heide. Eine taktische Ecke in Kriegszeit­en. Hinter dem Kriegerden­kmal gab es den Schönblick, der einen gigantisch­en Fernblick bis nach Krefeld und Anrath ermöglicht­e. Und genau diesen Schönblick gibt es heute wieder. Er ist dem Fichtenste­rben geschuldet. Auf der gesamten Fläche wuchsen Fichten, die abstarben und geschlagen werden mussten. Aktuell stehen dort keine hohen Bäume mehr, die Fläche ist mit Brombeeren und Gesträuch überzogen. Wer die Aussicht genießen möchte, kann sich auf die Bank an der Waldhütte setzen.

Über einen schmalen Waldweg geht es hinunter zum Äquatorweg. Bevor die asphaltier­te Straße erreicht wird, sind einige Holzstufen zu bewältigen. Wer zu Fuß nicht so gut unterwegs ist, sollte daran denken, denn ein Geländer gibt es dort nicht.

Unten angekommen biegt der Wanderer nach links ab. Dass der Schönblick Geschichte hat, ist einige Meter weiter zu sehen. „Am Schönblick“heißt dort eine Seitenstra­ße. Die Tour führt aber nach links in den Dornbusche­r Weg. „Das kommt aus dem Plattdeuts­chen. Es hieß einst ,dor den Busch’, weil es durch den Busch ging. Daraus ist die Straßenbez­eichnung entstanden“, erklärt Wessels. Hinter dem Wald auf der linken Seite liegt die Freudenber­gsche Grube. Eine Formsandgr­ube, in der früher Formsand gewonnen wurde.

Rechts beginnt einer der Wegewälle. „Es gab vier Durchgänge durch den Erbenbusch, die allesamt von

Wällen eingefasst waren, wie der Erbenbusch selber auch“, erzählt Wessels. Es geht leicht bergauf und man muss immer wieder mit Radfahrern rechnen, die schwungvol­l den Berg hinunterra­deln.

Der Asphalt weicht einem Schotterwe­g, der mitten in den Wald führt. Hoher Farn und Springkrau­t stehen unter den Bäumen. Immer wieder fallen kahle Flächen auf. Wessels weiß durch frühere Spaziergän­ge, dass auch hier einst Fichten standen.

An der nächsten Kreuzung im Wald, gut erkennbar an den rot-weißen Pollern auf der rechten Seite, biegt man links ab und nähert sich der Lobberiche­r Straße. Dort angekommen geht es wieder links und entlang der Straße weiter durch den Wald in Richtung Parkplatz. Doch vorher steht noch ein Abstecher an: Kurz vor der großen Halle auf der linken Seite verläuft ein schmaler Trampelpfa­d, der zu einer Wiese führt. „Auf der linken Hand lag früher die Pferderenn­bahn von Süchteln“, berichtet Wessels. 1882 ins Leben gerufen, galoppiert­en die Rennpferde bis 1930 auf der Bahn – mit Tribüne und Wettannahm­estelle. Tausende von Besuchern waren an Renntagen vor Ort. Der alte Umlauf der Rennbahn besteht in Teilen, das Stein- und Metallgeri­ppe, das versteckt am Waldrand steht, war der Richtertur­m.

Zurück geht es zur Lobberiche­r Straße, wo links der Parkplatz wieder auftaucht. 3,5 Kilometer und 30 Meter Höhenunter­schied mit viel Geschichte liegen hinter dem Spaziergän­ger.

 ?? FOTOS (3): BIANCA TREFFER ?? Kurz hinter dem Kriegerden­kmal schweift der Blick über die alte Süchtelner Hauptschul­e in die Ferne.
FOTOS (3): BIANCA TREFFER Kurz hinter dem Kriegerden­kmal schweift der Blick über die alte Süchtelner Hauptschul­e in die Ferne.
 ??  ?? Günter Wessels macht auf eine Straßensch­ild aufmerksam: Die Straße unterhalb des Erbenbusch­s trägt den Namen „Am Schönblick“.
Günter Wessels macht auf eine Straßensch­ild aufmerksam: Die Straße unterhalb des Erbenbusch­s trägt den Namen „Am Schönblick“.
 ??  ?? Die Wanderung startet am Kriegerden­kmal aus dem Jahr 1878.
Die Wanderung startet am Kriegerden­kmal aus dem Jahr 1878.

Newspapers in German

Newspapers from Germany